Schabernack mit zwei Gespenstern
zurück, sie ist bestimmt sehr wertvoll. Ich
will keinen Ärger haben, verstanden?“
„Gut, guuut!“ jaulte der Geist. „Hör
auf zu meckern! Bin schon unterwegs.“
Offenbar ging jedoch irgend etwas
schief, denn die Rüstung torkelte hierhin und dorthin, krachte schließlich zu Boden
und fiel auseinander. Ein langgezogener hohler Seufzer erklang. Aus dem
Trümmerhaufen quoll ein Nebelschwaden, der wimmernd entfloh.
„Ooh! Er hat sich bestimmt den Fuß
verknackst“, meinte Uli mitleidig.
„Quatsch!“ sagte Norbert. „Der hat
doch gar keine Füße.“
„Aber irgend etwas ist passiert.“ Nik
schaute bedenklich drein. „Der Arme hat ja doll gejammert. Sollen wir nicht
doch mal nach ihm sehen?“
„Nicht nötig!“ brummte Kapitän Zippel.
„Um diesen alten Seeräuber braucht ihr euch wahrhaftig keine Sorgen zu machen.
Er war zu Lebzeiten ein großes Rauhbein, und das ist er auch noch als Geist.
Neulich hat er mir einiges erzählt — Kinder! Da standen mir die Haare zu Berge!
Ich verrate euch nur eins: Ottokar lebte vor fünfhundert Jahren, und er hat
seinen Koch erschlagen, weil das Essen einmal nicht pünktlich auf den Tisch
kam.“
Nach Beendigung der Führung waren die
Jungen hungrig. Herr Lehmann schlug vor, in der Gaststätte „Zum
Fischerhäuschen“ etwas zu essen, und bat den Kapitän, doch mitzukommen. Kapitän
Zippel war einverstanden. Beim Essen erzählte er aufregende Geschichten von
seinen weiten Reisen. Die Jungen konnten nicht genug davon hören, und so
dämmerte es schon, als Familie Lehmann endlich heimwärts fuhr.
Norbert, Nik und Uli waren müde und
saßen ganz still hinten im Auto. Bis sie sich der Stelle näherten, wo Norbert
den Hund gesehen hatte.
„Darf ich da vorn mal eben
aussteigen“, bat er. „Ich...“
„Schon gut!“ Herr Lehmann hielt an.
„Es ist das letzte Mal“, sagte Norbert
leise, „und ich möchte allein gehen.“ Dann kletterte er aus dem Auto und
stapfte über die Wiesen auf den Wald zu. Er lief vornübergebeugt, die Hände
tief in die Hosentaschen geschoben.
Nik und Uli blickten ihm bekümmert
nach. „Er kann und kann seinen Schnuffel nicht vergessen“, flüsterte Uli. Er
lehnte sich aus dem Fenster. „Jetzt bleibt er stehen und ruft nach ihm.“
Nik schüttelte seufzend den Kopf. „Das
hat doch keinen Zweck. Sollen wir ihn nicht zurückholen?“
In diesem Augenblick schrie Uli auf.
„Da! Am Wald! Was ist das?“
„Ei-ei-ein Hund“, stotterte Nik
aufgeregt. „Er läuft auf Norbert zu.“
Mittlerweile hatte sich der Himmel mit
Wolken bedeckt. Es war ziemlich dunkel geworden. Nik und Uli rissen die
Wagentür auf und stürzten hinaus, um besser sehen zu können. Atemlos
beobachteten sie dann, was geschah.
Norbert stand immer noch unbeweglich
da, die Arme vorgestreckt. Der Hund war nicht mehr weit von ihm entfernt. Nun
stoppte er und stieß ein durchdringendes Geheul aus. Dann sprang er Norbert an.
Der schrie auf und kippte hintenüber.
„Wir müssen Norbert helfen!“ rief Nik
entsetzt. „Der Hund hat ihn angefallen. Komm, Uli!“
Die Jungen rasten los.
„Schneller!“ keuchte Nik, als sie
ungefähr den halben Weg zurückgelegt hatten. „Siehst du, wie sie miteinander
kämpfen?“
„Schrecklich“, murmelte Uli. „Der arme
Norbert!“
In diesem Augenblick klang ein helles,
glückliches Lachen durch die stille Abendluft. Wie versteinert blieben die zwei
stehen. Ebenso ihre Eltern, die ihnen gefolgt waren.
„Norbert — hat — gelacht“, stammelte
Uli verdattert.
Nik kniff die Augen zu schmalen
Schlitzen zusammen. „Guck mal“, sagte er dann langsam, „die zwei kämpfen gar
nicht — die balgen sich. Mann! Sind wir Hornochsen! Das ist sicher Schnuffel!“
„Ich werde verrückt!“ Uli schnaubte
und stürmte los.
Da bemerkte Norbert die zwei. „Es ist
Schnuffel!“ jauchzte er, stand auf und lief ihnen entgegen. Aber er kam kaum
voran, denn immer wieder sprang der Hund an ihm hoch. „Es ist wirklich mein
Schnuffel!“ rief Norbert freudestrahlend. „Ich kann es noch gar nicht glauben.“
„Warum nicht?“ fragte Nik. „Du bist
eben dran mit Glückhaben.“
„Das ist wahrhaftig eine unglaubliche
Geschichte“, sagte der Vater kopfschüttelnd, und Uli fing vor lauter Aufregung an
zu weinen.
„Drei Kinder, zwei Gespenster, ein
Hund. — Jetzt ist unser Haus aber voll“, meinte die Mutter lächelnd.
„Und unser Auto sogar übervoll.“ Mit
besorgter Miene betrachtete der Vater den großen Hund. „Wo soll
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