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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Prolog
     
     
    UM DIE ZEIT, DA WIR BEIDE WUSSTEN, ich würde ihn verlassen müssen, war es schwer zu unterscheiden, welche Lichtzuckungen Blitze waren und welche von den Energiewaffen der Unsichtbaren stammten.
    Eine gewaltige Explosion aus blau-weißem Licht erhellte den Himmel, machte aus der Unterseite der gezackten Wolken eine auf dem Kopf stehende Landschaft, durchbrach den Regenschleier und enthüllte die Verwüstung um uns herum: das Gerippe eines fernen Gebäudes, dessen Inneres bei einer früheren Katastrophe ausgehöhlt worden war, die ineinander verhakten Überreste von Schienen in der Nähe des Kraterrands, die zerbrochenen Versorgungsrohre und eingestürzten Tunnel, die der Krater freigelegt hatte, sowie den gewaltigen Körper des Landzerstörerwracks, das halb untergetaucht in dem schmutzigen Wasserteich am Grund des Loches lag. Als der Lichtblitz erstarb, hinterließ er nur eine Erinnerung im Auge und das matte Flackern des Feuers im Innern des Zerstörerwracks.
    Quilan umklammerte meine Hand noch fester. »Du musst dich unbedingt in Sicherheit bringen. Und zwar sofort, Worosei.« Ein weiterer, kleinerer Blitz beleuchtete sein Gesicht und den ölschaumigen Dreck um seinen Leib, wo dieser unter der Kriegsmaschine eingesunken war.
    Ich rief mit viel Aufhebens die Meldungen ab, die mein Helm mir anzeigte. Der Flieger des Schiffs war auf dem Heimweg, allein. Das Display verriet mir, dass er von keinem größeren Gefährt begleitet wurde; das Ausbleiben jeglicher Meldung auf dem allgemeinen Kanal bedeutete nichts Gutes. Es war kein Schwerlifter, keine Rettung in Aussicht. Ich schaltete aufs Nahbereichsbild um. Auch von dort gab es keine bessere Meldung. Die wirren, pulsierenden Schaltbilder besagten, dass die Darstellung auf großer Unsicherheit beruhte (an sich schon ein schlechtes Zeichen), aber es sah ganz so aus, als befänden wir uns genau in der Angriffslinie der vorrückenden Unsichtbaren und würden bald überrannt werden. Vielleicht in zehn Minuten. Oder in fünfzehn. Oder in fünf. Unbestimmt. Trotzdem versuchte ich zu lächeln, so gut ich konnte, und bemühte mich um einen möglichst gelassenen Ton.
    »Ich kann mich erst dann in Sicherheit bringen, wenn der Flieger hier ankommt«, erklärte ich ruhig. »Das Gleiche gilt für dich.« Ich verlagerte mein Gewicht an dem schlammbedeckten Hang und versuchte, einen besseren Halt zu finden. Mehrmaliges Knallen erschütterte die Luft. Ich beugte mich über Quilans ungeschützten Kopf. Ich hörte, wie Schutt auf den Hang gegenüber polterte und etwas ins Wasser platschte. Ich blickte zu dem Teich in der Talsohle des Kraters, wo die Wellen gegen die meißelförmige Frontpanzerung des Landzerstörers schlugen und wieder zurückfielen. Wenigstens stieg das Wasser anscheinend nicht weiter.
    »Worosei«, sagte er. »Ich glaube, ich komme hier nicht mehr raus. Das Ding, das auf mir drauf liegt, ist zu schwer. Bitte, sieh das ein! Ich versuche nicht, heldenhaft zu sein, und das solltest du auch nicht. Hau jetzt einfach ab. Verschwinde.«
    »Es ist noch Zeit genug«, entgegnete ich. »Wir schaffen es. Du darfst nicht immer so ungeduldig sein.« Wieder pulsierte Licht über uns und hob jeden einzelnen Regentropfen in der Dunkelheit hervor.
    »Und du darfst nicht…«
    Was immer er auch hatte sagen wollen, seine Worte wurden von einer weiteren ohrenbetäubenden Kanonade übertönt, der mehrere heftige Erschütterungen folgten; der Krach rollte über uns hinweg, als ob die Luft zerrissen würde.
    »Ziemlich laut heute Nacht«, bemerkte ich, während ich mich wieder über ihn beugte. In meinen Ohren war ein Klingeln. Weitere Lichtblitze zuckten auf, und aus der Nähe sah ich den Schmerz in seinen Augen. »Sogar das Wetter ist gegen uns, Quilan. Dieser schreckliche Donner!«
    »Das war kein Donner.«
    »O doch! Da! Jetzt blitzt es wieder«, sagte ich, während ich mich tiefer über ihn beugte.
    »Geh jetzt! Schnell, Worosei!«, flüsterte er. »Du benimmst dich töricht.«
    »Ich…«, setzte ich an. Da rutschte mir das Gewehr von der Schulter, und der Schaft traf ihn an der Stirn. »Autsch!«, rief er.
    »Tut mir Leid.« Ich warf mir die Waffe wieder über die Schulter.
    »In bin schuld, weil ich meinen Helm verloren habe.«
    »Aber immerhin« – ich schlug auf ein Stück Raupenkette über uns – »hast du einen Landzerstörer gewonnen.«
    Er wollte lachen, doch dann zuckte er zusammen. Er zwang sich zu einem Grinsen und legte eine Hand auf die Oberfläche

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