Schach Mit Einem Vampir
und der Knoblauch hängen nur zur Dekoration an meinen Wänden? Seit ich mich mit den Fällen des Schachspielers intensiv beschäftige, habe ich etwas vorgesorgt, wenn Sie verstehen … Und Sie werden, so glaube ich zumindest, nach meiner dritten Darlegung auch die Möglichkeit des Vampirismus bei Ihren Ermittlungen mit in Betracht ziehen. Dessen bin ich mir absolut sicher.“ Fraizer fasste sich wieder und seine Züge wurden ernst. Er dachte über das Unglaubliche nach. Lag es wirklich im Bereich des Möglichen? Der Mann, der vor ihm im Rollstuhl saß, war kein weltfremder Spinner und er sprach voller Überzeugung. Er war bei klarem Verstand, so viel stand fest. Und Fraizer musste sich eingestehen, dass er tatsächlich in seiner Denkweise verbohrt war. Was konnte es schon schaden, solch neue, scheinbar fantastische Gedanken mit in Betracht zu ziehen, um den Fall zu einem guten Ende zu bringen? Unter Vampirismus musste man ja nicht unbedingt eine monsterhafte Gestalt verstehen, die sich nachts in eine Fledermaus oder einen Wolf verwandeln konnte und tagsüber in einem Sarg ruhte, überlegte er. Verstand man unter diesem Begriff nicht einfach nur das Trinken von Menschenblut? Es konnte sich also um eine ganz normale Person handeln, die den Lebenssaft ihrer Opfer mittels einer Apparatur absaugte und später trank. Wenn man in diesem Fall des Schachspielers überhaupt von normal reden durfte! „Bitte fahren Sie fort, Professor. Und entschuldigen Sie meinen unangebrachten Ausbruch an Ironie.“
„Schon gut, junger Mann. Ich fange also an und greife etwas in der Geschichte zurück, um Ihnen die Anfänge der Blutsauger nahezubringen. Der erste dokumentierte Fall von Vampirismus ist auf das Jahr 1725 datiert. Damals wurde durch den österreichischen Staatsapotheker Frombald dokumentiert, dass ein gewisser Peter Plogojowiz nach seinem Tod seine Frau aufsuchte und nach seinen Schuhen verlangte. Und das, obwohl er zehn Wochen zuvor auf dem Friedhof des serbischen Dorfes Kisolova bestattet wurde. In den folgenden acht Tagen, so berichtete Frombald weiter, wurden Männer und Frauen, alte und junge, nachts von einem sonderbaren Wanderer aufgesucht, der sich auf sie legte und ihr Blut trank. Innerhalb eines Tages verstarben die Heimgesuchten nach dieser sonderbaren Begegnung. Bei der Exhumierung der Leiche von Peter Plogojowitz stellte Frombald dann fest, dass von dem Leichnam keinerlei Verwesungsgeruch ausging. Auch waren die Haare, der Bart und die Fingernägel gewachsen. Im Mund des Untoten fand man hellrotes Blut. Nicht seines, sondern, wie man vermutete, das seiner Opfer. Man pfählte ihn und erlöste ihn dadurch von seinem widernatürlichen Leben. Der nächste Fall findet sich im Jahre 1731 in Medvegja an der Morava. Dort treten zwei Vampirinnen auf. Die eine hieß Miliza, die andere Stana. Der österreichische Amtsarzt Glaser war für diese Fälle zuständig. Die Gräber wurden sieben Wochen nach der Beisetzung der Frauen geöffnet und man fand unverweste Tote mit einem rosigen Teint vor. Auch ihnen stieß man einen Pflock durch das Herz. Ich könnte Ihnen noch viele Beispiele aufzählen, alle durch damals hochrangige Amtspersonen und Mediziner bestätigt. Also keine Fantasten, sondern bodenständige, gehobene und gebildete Personen ihrer Zeit. Doch weitere Ausführungen würden jetzt zu lange dauern und sie langweilen. Auf jeden Fall zieht sich die Spur der Vampire durch ganz Europa. Der erste Fall des sogenannten Schachspielers ist auf das Jahr 1732 datiert. Ich fand dazu einen Bericht im Nürnberger Journal . Weitere Recherchen brachten mir neue Erkenntnisse aus einer Untersuchung der Leipziger Universität. 1738 gibt es dann die ersten Hinweise auf den Schachspieler in England. Genauer gesagt in London. Mr. Fraizer, Sie fragen sich sicher, weshalb ich meine, dass es sich bei dem Schachspieler ebenfalls um einen Vampir handelt? Nun, nur ein Untoter kann über Jahrhunderte seine Untaten vollbringen, ohne entdeckt zu werden. Er lebt unauffällig unter den Menschen, bleibt nie längere Zeit an einem Ort. Er ernährt sich von dem Blut seiner Opfer und verbrennt die Leichen, um die Spuren seines Wirkens zu vernichten.“ Der Professor war ganz in seinem Element. Er blühte förmlich bei seiner Erzählung auf.
„Und wieso schneidet er Ihnen die Herzen aus der Brust?“, wollte der Detektiv von dem Wissenschaftler erfahren.
„Ich vermute, er will nicht, dass noch mehr seiner Art auf der Erde wandeln. Aus welchen Gründen
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