Schach Mit Einem Vampir
auf der Suche nach einem Spielkameraden . Und Sie haben nun angebissen und er hat Sie akzeptiert. Doch wie gesagt … Auch das ist nur eine meiner Vermutungen. Alles kann ganz anders sein. Doch ziehen Sie die Möglichkeit ruhig in Betracht.“
„Ihre Vermutung klingt schlüssig. Also, falls es sich tatsächlich um einen Vampir beim Schachspieler handeln sollte, wie könnte ich ihn auslöschen?“ Folgen Sie mir bitte dort zu der Kommode. Ashwill fuhr mit dem Elektrorollstuhl darauf zu, Fraizer folgte ihm. Der Professor zog mühsam eine Schublade auf. In ihr lagen spitze Eichenpflöcke, ein Kreuz sowie ein Fläschchen mit einer glasklaren Flüssigkeit. „Weihwasser, Mr. Fraizer. Und Holzpflöcke, mit denen Sie das Herz des Untoten durchstoßen müssen. Und ein Kreuz. Mit seiner Hilfe können Sie die Kreatur abwehren, jedoch nicht vernichten. Nehmen Sie die Sachen an sich und stellen Sie das verfluchte Wesen. Befreien Sie die Menschheit endgültig von diesem Unheil!“ Fraizer nahm die Gegenstände aus der Schublade. Doch er kam sich dabei irgendwie lächerlich vor. Er wusste noch immer nicht, ob er den Professor einfach für wahnsinnig halten sollte oder ob er ihn für sein unkonventionelles, unvoreingenommenes Denken bewundern sollte.
„Noch eine Frage, Professor. Haben Sie dem FBI Ihre Gedankengänge mitgeteilt? Ich meine, die Agenten wären doch sicher auch an Ihren Spekulationen interessiert“, sagte der Detektiv herausfordernd.
„Noch habe ich nicht mit dem FBI gesprochen, junger Mann. Aber das werde ich noch tun. Denn nun habe ich ja von einem Augenzeugen erfahren, dass es sich tatsächlich um ein Wesen der Nacht handeln könnte. Doch ich befürchte fast, dass die Agenten mir keinen Glauben schenken werden. Denn wenn ein aufgeschlossener Mann wie Sie schon über die Sache lacht, dann habe ich bei den verbohrten Bürokraten erst recht wenig Hoffnung. Ich kann nur hoffen, Mr. Fraizer, dass Sie mir nun glauben. Denn falls Sie tatsächlich diesem Wesen auf die Spur kommen werden, dann befolgen Sie meinen Ratschlag und vernichten es mit einem der Holzpflöcke, die ich Ihnen gab. Nur so haben Sie eine reale Chance, die Begegnung zu überleben. Und nur so kann die Menschheit in Zukunft vor dem Monstrum geschützt werden.“ Nach diesen mahnenden Worten verabschiedete sich Fraizer von dem Wissenschaftler, stieg in sein Auto und fuhr wieder zurück Richtung Manhattan. Er war verwirrt und war zwischen den Gefühlen und Gedanken gefangen. Er pendelte zwischen einer Art Schock und dem Gedanken, alles für lächerlich zu halten, was ihm der Professor erzählt hatte. Das alles war doch zu unrealistisch, als dass es der Wahrheit hätte entsprechen können. Ein Wesen, das nicht sterben konnte, ein Vampir? Ein Fabelwesen, das sich vom Blut der Menschen ernährte? Ihm fiel wieder der Fahrschein der U-Bahn ein, den er dem toten Ben Black aus der Hand genommen hatte. Noch so ein Mysterium. Warum sollte der Mann ausgerechnet im Moment des Todes einen Fahrschein der MTA in der Hand halten? Was machte das für einen Sinn? Ein kriminelles Schwergewicht wie Black fuhr gewiss keine U-Bahn, eher traute der Detektiv ihm einen protzigen Zuhälterwagen zu. Fraizer fuhr an den Straßenrand und schaltete die Leselampe unter dem Fahrzeughimmel an. Dann betrachtete er den Fetzen Papier aufs Neue. Der Fahrschein stammte von der Grand Central Station an der 42ten Straße in Manhattan. Dort gab es über der U-Bahn-Station einen Kopfbahnhof. Fraizer wendete den Zettel. Erst jetzt sah er die mit Kugelschreiber notierten Zahlen und Buchstaben: 178 N-E. Was hatten diese zu bedeuten? Er nahm sich vor, diese Angaben vor Ort zu überprüfen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er sich über zwei Stunden bei Professor Ashwill aufgehalten hatte. Der Regen hatte aufgehört und das Unwetter war weitergezogen. Noch immer hingen dicke Wolken über der in Dunkelheit getauchten Stadt. Fraizer war hundemüde. Er öffnete sich eine Dose warmer Cola, die er im Handschuhfach gefunden hatte, und trank sie in einem Zug aus. Dann fuhr er Richtung Manhattan. Kurz überlegte er, zu sich nach Hause zu fahren, um sich auszuruhen oder sich ein paar Stunden im Büro schlafen zu legen. Doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Er fand sowieso keine Ruhe, bis er Antworten auf seine vielen Fragen gefunden hatte. Er musste in Erfahrung bringen, ob die Theorie des Professors der Wirklichkeit entsprach. Und die Spur führte eindeutig zurück nach Manhattan, in eine
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