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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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Leise schlich ich durch die Dunkelheit, bis ich die richtige Tür erreicht hatte. In der ganzen Umgebung gab es keinerlei Licht, und ich hatte auch keine Lichtquelle mitgebracht. Für dieses Vorhaben wollte ich lieber den Magierblick einsetzen. Sichtbares Licht hätte die Gefahr nur vergrößert. Also griff ich mit meinem Geist hinüber und erforschte den Raum hinter der Tür. Meine Aufgabe wäre leichter gewesen, wenn sich dort niemand aufgehalten hätte, doch ich spürte sofort ein Wesen, von dem eine gefährliche Aura ausging. Mir brach der Schweiß aus, als ich über meine Möglichkeiten nachdachte. Noch einmal überprüfte ich meinen Schild und vergewisserte mich, dass mir der Spruch vollständigen Schutz gewährte. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, das Schwert zu ziehen, doch das war bei diesem Gegner sinnlos.
    Vorsichtig streckte ich die Hand zum Türgriff aus und prüfte, ob abgesperrt war. Das war natürlich nicht der Fall … denn das Wesen in diesem Raum erwartete mich bereits. Die Jägerin verschließt den Käfig erst, wenn die Beute gefangen ist. Langsam öffnete ich die Tür und hoffte, drinnen sei es dunkel. Im Gegensatz zu mir brauchte mein Gegner nämlich das Licht, um etwas zu erkennen. Möglicherweise war dies mein einziger Vorteil.
    Der Raum war hell erleuchtet. Verdammt!
    »Hallo, meine Süße, ich hatte gar nicht erwartet, dass du so spät noch auf bist. Du hast doch nicht etwa auf mich gewartet?« Ich sprach betont fröhlich und wusste sofort, dass sie nicht darauf hereinfiel.
    »Wo, zum Teufel, hast du dich herumgetrieben?«, schimpfte Penny. Dabei hatte sie diesen müden, unwirschen Gesichtsausdruck, den manche Menschen bekommen, wenn sie die halbe Nacht wach gelegen haben. Ich bewertete dies als ein schlechtes Vorzeichen.
    Bislang hatte mir noch nie jemand bescheinigt, ich sei im Umgang mit Frauen besonders gewitzt. Also versuchte ich es lieber mit Ehrlichkeit. »Ich bin heimlich losgezogen«, gab ich zu. Das klang, laut ausgesprochen, sogar noch schlimmer als gedacht.
    Penny riss der Geduldsfaden. »Hättest du das wirklich getan, könnte ich es vielleicht sogar noch verstehen.« Ihr Blick wanderte nach oben zu einer Stelle über meiner Stirn. »Übrigens, du hast einen Zweig in den Haaren.«
    »Ich bin aber tatsächlich losgezogen!«, beharrte ich. »Du musst wissen, es gibt da so ein Mädchen … sie lässt mir einfach keine Ruhe. Also bin ich nach draußen geschlichen …« Das war ein mehr als fadenscheiniger Versuch, sie zum Lachen zu bringen. Sie lachte … nicht.
    »Hör doch auf! Sicherlich gibt es ein paar Mädchen, die dir schöne Augen machen, aber du hast nicht einmal genug Verstand im Kopf, um sie zu erkennen. Und komm mir nicht mit deinen dummen Ausreden. Du bist im Haus des Müllers gewesen, nicht wahr?« Offensichtlich hatte sie zu viel Zeit mit Rose Hightower verbracht. Diese Frau übte einen schrecklichen Einfluss aus. Der Haushalt, den sie meinte, hatte in der vergangenen Nacht ein Kind verloren. Es war der dritte verschwundene Einwohner binnen einer Woche, und so langsam gerieten die Leute in Panik.
    Die Erste war eine junge Frau namens Sadie Tanner gewesen. Dabei hatten sich die meisten Leute noch nicht viel gedacht. Es gab Gerüchte, sie sei mit einem Burschen aus einem Nachbardorf durchgebrannt. Etwas besorgter reagierten die Menschen allerdings, als zwei Tage später ein kleiner Junge verschwand. Manche behaupteten, er sei aus seinem Bett heraus verschleppt worden, doch ich nahm an, dass er in der Nacht auf dem Weg zum Abtritt verschwunden war. Wie auch immer, jetzt war er fort. Die Letzte war Rebecca, die Müllerstochter. Sie war erst dreizehn, und nun glaubte niemand mehr an einen Zufall.
    »Um ganz ehrlich zu sein«, leitete ich meine Lüge ein, »ich bin nicht direkt zum Müllerhaus gegangen, aber ich bin zufällig dort vorbeigekommen.«
    »Ziemlich nahe sogar, würde ich vermuten. An deinen Stiefeln klebt Schlamm.« Missbilligend starrte sie das Schuhwerk an. Tatsächlich, auf dem Lehmboden hatte ich eine Spur hinterlassen. Ich werde wohl nie verstehen, warum sie sich darüber empörte, dass ich Erde hereinschleppte – auf unseren Lehmboden. Im Augenblick lebten wir nämlich in einer baufälligen Hütte in der Nähe der Ruinen von Burg Cameron. Ah, das war das luxuriöse Leben eines wahren Aristokraten!
    »Nun, ich bin tatsächlich am Fluss spazieren gegangen …« Den Versuch, mein Tun vor ihr zu verheimlichen, hatte ich längst

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