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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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Neuigkeiten hat Er sonst noch zu berichten?«
    »Nun, heute ist uns mit dem Mannweib doch ein schöner Fang gelungen.«
    Die Miene des Prätors nahm einen missbilligenden Zug an. »Er wird wohl schon bemerkt haben, dass ich mit dem Fall des Weibes in Männerkleidern gar nicht glücklich bin. Wäre der Pöbel nicht in solchen Scharen zusammengelaufen, hätte ich siewegen Landstreicherei stäupen lassen und der Stadt verwiesen, als Zeichen für die Autorität des Gerichtes, und die Sache wäre in Vergessenheit geraten. Hamburg braucht nicht noch mehr Gesindel auf seinen Straßen. Es bringt nur Unruhe in die Gemüter der einfachen Leute.« Streng schaute Wilken vom Brookvogt zu Wrangel.
    »Mit Verlaub, Herr Prätor«, meldete sich der Brookvogt erneut zu Wort, »dies ist aber doch endlich ein rechter Fall, an dem Ihr die Schärfe des Gesetzes voll und ganz zeigen könnt, um Euren Ruhm als Prätor zu erhöhen. Bedenkt doch nur: ein Fall von Körperverletzung, Unzucht und  äh  Bigonie, also Heiratsschwindel.«
    »Er meint wohl Bigamie . Die Bigamie ist ein Vergehen an der Ehre des Ehemannes oder der Ehefrau«, belehrte ihn Wilken. »Besonders ruchlos daran aber ist, dass sie einhergeht mit dem Betrug in Gelddingen und unter Umständen einer Verfälschung der rechtskräftigen Erbfolge. Außerdem ist sie meist verbunden mit einem nicht eingelösten Heiratsversprechen, welches dem Weib in diesem Fall wirklich nicht vorgeworfen werden kann. Falls sie sich mit einem anderen Weib vermählt hat, so verstößt dies zweifellos gegen die guten Sitten und ist ein gotteslästerlicher Frevel an der Kirche, aber es ist keine Bigamie, weil es dazu zweier Menschen verschiedenen Geschlechtes braucht. Bei uns Lutheranern ist die Ehe außerdem kein Sakrament wie bei den Papisten. Wenn sie außerdem keinen geldlichen Vorteil davon genossen hat und sich danach nicht aus dem Staub gemacht hat, so kenne ich kein Gesetz, das ich gegen sie zur Anwendung bringen könnte.«
    Einerseits beruhigten Wilkens detaillierte Ausführungen Wrangel. Er war also wirklich nicht darauf aus, diese Geschichte an die große Glocke zu hängen und so dem immer noch schwelenden alten Aberglauben Tür und Tor zu öffnen. Andererseits spürte Wrangel in sich ein tiefsitzendes Unbehagen, als er sich bildlich vorzustellen versuchte, was dieser Frau tatsächlich vorgehalten wurde. Ein Messerstich war eine Sache, aber körperliche Unzucht mit einer anderen Frau, die noch nicht einmal ahnte, dass sie es ebenfalls mit einer Frau zu tun hatte 
    »Ja, aber das unzüchtige Verhalten kann man doch nicht ungeahndet lassen«, entgegnete der Brookvogt mit wachsender Erregung.
    »Seine Aufgebrachtheit zeigt genau, dass dieser Fall keineswegs dazu geeignet ist, die letzten Monate meiner Amtszeit in dem Licht darzustellen, in dem zu erscheinen ich mich zwei Jahre lang bemüht habe. Er lässt sich von der allgemeinen Aufregung anstecken, und das zeigt mir, wie sehr das gemeine Volk von den Untaten dieses Weibes aufgebracht ist und eine strenge Bestrafung erwartet. Mir aber sind die Hände gebunden. Ich kann sie höchstens für ihre Bagatellvergehen anklagen lassen. Damit stehe ich vor aller Welt als ein schwächlicher und nachgiebiger Prätor da. Die aufmüpfigen Zünfte und die Popularpartei werden dies als Ausdruck unzureichender Rechtspflege durch ihre Obrigkeit, den Rat, auszulegen wissen.« Wilken schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Aber man muss sie doch wenigstens wegen ihres unzüchtigen Verhaltens bestrafen können«, wiederholte der Brookvogt aufgebracht und von rechtschaffener Erregung getrieben, da er eventuelle Vorwürfe der Bürgerpartei durchaus nachvollziehen konnte. Sein aufgedunsenes Gesicht hatte durch die Wirkung des Weines und der Aufregung eine deutlich rötliche Färbung angenommen.
    »Unzucht braucht wie alle Arten von Buhlerei , Sodomie , Inzest und so weiter ein körperhaftes Delikt und ein Corpus Delicti.«
    Der Brookvogt blickte Wilken mit grenzenlosem Unverständnis an.
    »Ohne Penetration kann es keine Unzucht geben«, resümierte Wilken mit Nachdruck.
    Der Brookvogt nickte geflissentlich. »Also keine Penetration, keine Unzucht«, folgerte er schließlich ratlos.
    »Nun, ich will Ihm die Zusammenhänge in einer Leuten Seines Standes angemessenen Weise erklären. Für die Unzucht braucht es das Eindringen eines Membrum viriles, eines männlichen Gliedes, in was auch immer Er sich ausmalen kann. Dieses Weib hat sich zweifellos mit großer

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