Scharfe Pranken
umbringen!«
Kapitel 18
Bo stoppte den Motorschlitten vor dem einstöckigen Haus, in dem er aufgewachsen war. Die lange Rundum-Veranda und die alten, aber gemütlichen Stühle, auf denen er jeden Abend gesessen und davon geträumt hatte, endlich von hier fortzukommen, gab es noch immer.
Blayne klammerte sich an ihn, ihre Arme um seine Taille geschlungen, während ihr Kopf auf seinem Rücken lag. Wenn er schon hierher zurückkommen musste, dann konnte er sich keine bessere Art vorstellen als diese.
Sicher, er hatte eigentlich gedacht, dass er sich inzwischen längst wieder auf dem Weg in die Stadt befinden würde, aber er wusste, dass Blayne noch nicht bereit war, zurückzukehren. Er konnte es ihr nicht übelnehmen. Momentan wusste sie einfach nicht mehr, wem sie noch vertrauen konnte oder was zur Hölle eigentlich vor sich ging. Vielleicht, wenn Van Holtz mit Gwen gekommen wäre. Aber die Tatsache, dass er den Alphamann seiner Meute mitgebracht hatte, war einfach … merkwürdig. Warum war Niles Van Holtz mitgekommen? Warum kümmerte ihn die ganze Sache überhaupt? Die Tatsache, dass man mit einem Mitglied der Meute befreundet war, bedeutete noch lange nicht, dass man selbst zur Meute gehörte. Zumindest nicht, was die Van Holtzs anging.
Der Gedanke, dass Van Holtz Blayne womöglich für sich allein wollte, war Bo mehr als nur einmal gekommen. Und je länger er darüber nachdachte, desto besser fand er die Idee, mit Blayne so lange in Ursus County zu bleiben, bis ihr alter Herr kam, um sie abzuholen. Außerdem bekam Bo durch ein wenig Zeit allein mit Blayne genau die Chance, die Van Holtz seiner Ansicht nach ohnehin nicht verdiente. Natürlich hätte er es vorgezogen, diese Chance mit Blayne in einem seiner eigenen Häuser auszuloten. Besonders, da sie allesamt perfekt ausgestattet waren und unter anderem perfekte Bedingungen zur Freiwildjagd boten.
Was nicht heißen sollte, dass er das eher bescheidene, aber dennoch geräumige Haus seines Onkels nicht mochte. Tatsächlich liebte Bo dieses Haus sogar. Eine Tatsache, die ihm allerdings erst bewusst geworden war, nachdem er es verlassen hatte.
Er öffnete die stets unverschlossene Haustür und trat ein. Blayne folgte direkt hinter ihm und hielt sich an der Jeansjacke seines Onkels fest. Das Haus roch noch genauso wie früher, und es sah auch noch genauso aus. Trotzdem erschrak Bo beinahe darüber, wie still das Haus ihm vorkam, als er es betrat. Nun war er sich ganz sicher, dass es eindeutig die beste Lösung war, Blayne erst einmal hier unterzubringen.
Er ging durch den Flur ins Wohnzimmer und steuerte auf die riesige Couchgarnitur zu. Das L -förmige Möbelstück nahm den Großteil des Raumes ein und bot so viel Platz, dass zwei Eisbären in Menschen- oder Bärengestalt auf der kurzen und der langen Seite der Couch schlafen konnten.
Bo fasste nach hinten, griff nach Blaynes Handgelenk und zog sie um sich herum, bis sie vor ihm stand. »Ich bin gleich wieder da, okay?«
Sie nickte und setzte sich an den Rand der Couch, bevor sie sich umschaute. »Ich komm mir vor, als wär ich im Haus von Riesen.«
Da er sich beinahe ausgelassen fühlte und wollte, dass sie sich entspannte, tätschelte er ihr den Kopf und sagte: »Keine Angst, du süßes kleines Mädchen. Wir fressen nur Hunde, die nicht eingeladen sind.«
Sie schlug seine Hand weg. »Sehr witzig.«
Kichernd ließ Bo sie sitzen und ging aus dem Wohnzimmer zurück in den Flur. Wenn er sich nach links wandte, lag dort das Schlafzimmer seines Onkels. Ging er nach rechts, befanden sich dort ein Gästezimmer, ein Bad und sein altes Zimmer. Dorthin wandte er sich zuerst. Die Tür stand offen. Bo ging hinein, blieb jedoch in der Mitte des Zimmers stehen, als er erschrocken feststellte, dass es noch genauso aussah, wie er es damals verlassen hatte. Auf seinem Schreibtisch, auf dem die gerahmten Fotos seiner Eltern standen, lag noch immer die Liste, auf der er unter anderem notiert hatte, was er einpacken und wann er das Haus verlassen musste, um den Bus nicht zu verpassen, der ihn nach Philly und in seine Zukunft bringen würde. Auch seine Bücher aus der Oberstufe der Highschool, die er ebenfalls immer auf dem Schreibtisch platziert hatte, um während der Hausaufgaben nachschlagen zu können, waren immer noch perfekt aufgereiht, genau wie seine Bleistifte und Kugelschreiber und der unglaublich schwere Laptop, auf dem er all seine Arbeiten getippt hatte. Sogar seine eingerahmten Eishockey-Poster hingen noch
Weitere Kostenlose Bücher