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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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hatten, um die Verlobung ihres Bruders mit Gwen bekannt zu geben. Sie hatten sich allerdings nicht viel miteinander unterhalten, da Iona die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen war, ihre Jungen unter Kontrolle zu halten. Eine Woche später waren sie sich jedoch erneut begegnet, als Blayne nach einem üblen Zusammenstoß mit einer streunenden Katze in der Notaufnahme gelandet war – nicht etwa eine Löwin, die Blayne als Streunerin bezeichnet und beleidigt hätte, sondern eine richtige streunende Katze. Iona war jedoch nicht die diensthabende Ärztin in der Notaufnahme gewesen, sondern hatte als Neurochirurgin im von Gestaltwandlern geleiteten McMillan Presbyterian Hospital gearbeitet. Sie war gerade auf dem Nachhauseweg von der Spätschicht gewesen und rein zufällig an der blutenden Blayne vorbeigekommen, die versucht hatte, das geisteskranke Tier zu entfernen, das sich noch immer an ihren Hinterkopf krallte.
    Zwölf Krankenhausbesuche später waren sie bereits ziemlich dicke Freunde geworden.
    »Wofür hat die Schwester mir eine Spritze gegeben?«, wollte Blayne wissen. Die Einstichstelle der Nadel schmerzte inzwischen.
    »Ich habe keine Ahnung. Tetanus vielleicht?«
    »Das hab ich schon vor einer Weile gekriegt, aber in den Oberschenkel. Ich lasse alle meinen Impfungen immer pünktlich auffrischen. Das sollte eigentlich in meiner Akte stehen.«
    »Ich bin mir sicher, dass es nur eine Präventivmaßnahme war.« Iona machte einen Schritt zurück. »Ich weiß zwar nicht, was mit euch beiden los ist, aber ich bezweifle, dass sie versucht, dich zu vergiften.«
    Blayne war sich da nicht so sicher. »Kann ich gehen?«
    »Ja.« Iona holte einen Rezeptblock aus ihrem Arztkittel und kritzelte etwas darauf. »Trag das nach dem Waschen auf dein Gesicht auf. Halte die Stellen immer schön sauber. Deine Wunden brauchen länger, um zu heilen, das solltest du nicht vergessen.«
    »Okay.« Blayne nahm das Rezept. »Danke.«
    »Gern geschehen. Soll ich dich nach Hause fahren? Ich hab in ein paar Minuten Feierabend.«
    »Gwen kann mich mitnehmen.«
    Iona verschränkte die Arme vor der Brust, schaute auf Blayne hinunter und hob eine Augenbraue.
    »Sie hat mich sitzen lassen, stimmt’s?«
    »Sie wirft mir vor, ich sei ›eine dieser Metzgerinnen‹ und bezeichnet dieses Krankenhaus als Todesfalle. Also, was denkst du wohl, Blayne?«
    »Da sie mir ›Viel Glück beim Überleben dieser Todesfalle‹ gewünscht hat, als sie mich aus dem Lieferwagen geworfen hat, denke ich, sie hätte wenigstens hierbleiben und sich darum kümmern können, dass ich diese Todesfalle überlebe!«
    Das Team ging vom Eis, und das Geräusch der Schlittschuhe hallte in den Fluren wider, als die Spieler in die Kabine zurückmarschierten.
    Ric blieb stehen und blickte zurück auf die Eisfläche. Er schüttelte den Kopf und schaute Lock an, der neben ihm stand.
    »Er ist eine verfluchte Maschine«, murmelte Lock. »Er steht nie still.«
    Wahrere Worte waren niemals gesprochen wurden.
    Gemeinsam beobachteten die beiden Freunde, wie der Hybride weiter seine Übungen herunterspulte. Sie sahen ihm etwa fünf Minuten zu, gingen dann in die Kabine und ließen Bo »den Marodeur« Novikov allein auf dem Eis zurück – genau dort, wo er scheinbar auch hingehörte.

Kapitel 6
    Bos Puck flog durch den Schusskreis und landete im Netz.
    »Guten Morgen!«
    Die Stimme durchbrach seine Konzentration, und Bo wechselte die Richtung, ohne seinen Schwung zu verlieren, und skatete zum Eingang der Eisfläche hinüber. Er bremste so scharf, dass das Eis unter seinen Schlittschuhen spritzte, und blieb vor der Wolfshündin stehen.
    Er sah auf sie hinunter, und sie blickte zu ihm herauf und lächelte ihn weiter an, obwohl er ihr kein Lächeln schenkte. Schließlich fragte er: »Auf welche Zeit hatten wir uns geeinigt?«
    »Sieben«, antwortete sie in einem vergnügten Tonfall, der ihn rasend machte.
    »Und wie spät ist es jetzt?«
    »Äh …« Sie griff in ihre Jeans und holte ihr Handy heraus. Die Tatsache, dass sie noch immer diese verfluchte nutzlose Uhr trug, brachte seinen Kopf beinahe zum Explodieren. Wie konnte man nur – zumindest als Erwachsener – ohne eine gottverdammte funktionierende Uhr existieren?
    Sie grinste so breit, dass er sämtliche ihrer perfekten Zähne sehen konnte, und erwiderte: »Sechs Uhr fünfundvierzig!«
    »Und auf welche Zeit hatten wir uns geeinigt?«
    Sie blinzelte, und ihr Lächeln verschwand. Nach einer kurzen Pause sagte sie:

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