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Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst

Titel: Macabros 013: Mandragora - Herrin der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Es war ein Montagabend, da passierte es zum erstenmal. Sie sah
Bilder und hörte Geräusche, die nicht von dieser Welt sein
konnten.
    Aus farbigen Nebeln entstand eine fruchtbare,
märchenschöne Landschaft. So stellte man sich in
Wunschträumen die Südseeinsel des ewigen Friedens vor.
    Die junge Frau wurde von den Bildern gefangengenommen: üppig
blühende Lianen, palmenartige Gewächse in
überirdischen Farben, die einen berauschenden Duft
verströmten.
    Dann die Stimme…
    »Ich heiße dich willkommen in meiner Welt! Du hast den
Weg zu mir gesucht und gefunden.«
    Erika Paller sah sich nach allen Seiten um.
    Woher kam nur diese betörende Stimme?
    Da – zwischen den Bäumen am weißen Strand bewegte
sich eine braunhäutige Schönheit, nackt wie die Natur sie
geschaffen hatte. Das lange Haar lag sanft auf ihren Brüsten. Im
Haar steckte eine große, zitronengelbe Blüte.
    Die Fremde stand wie eine Göttin im Licht und blickte zu
Erika herüber.
    »Du bist – Mandragora?« hauchte Erika Paller.
    »Ja, ich bin Mandragora.«
    Ein Triumphgefühl, wie sie es nie erlebt hatte, erfaßte
Erika. Nun würde sie alles erfahren.
    Sie lief auf den weißen Strand zu, aber der kam ihr nicht
näher.
    Die Farben zerflossen, aus dem strahlenden Blau wurde ein
bedrückendes Grau, die wohlriechende Luft zersetzte sich zu
einem ätzenden Gestank, der ihre Kehle zuschnürte.
    Was war los?
    Panische Angst überwältigte Erika. Ihr Herz klopfte
rasend.
    Eine Sturmbö packte sie. Schäumende Wogen brachen sich
in einer bizarren, erschreckend felsigen Bucht.
    Die Gestalt Mandragoras löste sich in schattige Fetzen auf.
Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte Erika Paller, ein
schrecklicher schwarzer Vogel würde sich emporschwingen und mit
schrillen Lauten über sie immer enger werdende Kreise
ziehen.
    Erikas Haare flatterten wie eine Fahne um ihre Ohren. Sie verlor
den Boden unter den Füßen.
    Eine rasende Abwärtsbewegung setzte ein. Ein dunkles Grau
umhüllte sie, dann Schwärze… endlich das Nichts.
    Ein furchtbarer Schmerz preßte ihre Brust zusammen. Ihre
Lungen zerbröckelten.
    Das Gefühl absoluten Horrors, das Drogensüchtige im
letzten Stadium auslöscht, bemächtigte sich ihrer.
     
    *
     
    Sie wußte nicht, wie lange sie so dagelegen hatte.
    Als sie sich aufrichtete, fühlte sie sich matt und
kraftlos.
    Die Kerze auf dem Tisch vor ihr war völlig herabgebrannt.
    Der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, war umgekippt. Die junge
Frau fand sich auf dem Boden wieder.
    Stöhnend griff sie zum Hinterkopf. Er schmerzte. Ein
ungeheurer Druck wurde auf die Schädeldecke ausgeübt.
    Sie hatte nichts vergessen. Alles stand klar und deutlich vor
ihrem geistigen Auge.
    Sie erhob sich vom Boden, mußte sich auf die Tischplatte
stützen. Ihre Kräfte reichten nicht aus, stehenzubleiben.
Sie zog mit Mühe den Stuhl in die Höhe und ließ sich
darauffallen.
    Ihr suchender Blick blieb an einem blühenden
Nachtschattengewächs hängen, das durch grünliche
Blüten und gelbrote Früchte auffiel.
    Eine seltene Pflanze, die man an versteckten Orten in
Mittelitalien finden konnte. Man nannte sie – Mandragora.
    »Mandragora«, murmelte Erika Paller. Sie lauschte dem
Wort nach, als könnte sie dem Klang etwas Besonderes
entnehmen.
    »Ich habe sie gesehen… es gibt sie…«
    Aber – hatte sie das wirklich erlebt? Oder war alles nur
Einbildung, nur ein Traum gewesen?
    Sie rieb sich die Augen. Wie Blei fühlten sich ihre Glieder
an. Ihr Herz flatterte. Sie fühlte sich schwach.
    Seit Tagen hatte sie nichts Richtiges mehr zu sich genommen. Nur
hin und wieder einen Bissen, um den quälenden Hunger zu
betäuben.
    Minutenlang saß sie da, starrte vor sich hin und war zu
keiner Bewegung fähig.
    Ich geh’ vor die Hunde, sagte sie sich, wenn ich so
weitermache. Aber seltsamerweise machte ihr das nichts aus.
    Die Bilder drängten sich ihr wieder auf. Die ferne,
unerreichbare Welt. Unerreichbar? Nein, sie hatte diese Welt
erreicht.
    Endlich. Wie lange hatten die Vorbereitungen gedauert? Wie lange
hatte es gedauert, bis sie die Zusammensetzung des Tranks und die
richtige Dosierung gefunden hatte? Anfangs war sie nur schläfrig
geworden.
    Doch dann hatte sie mehr gewagt.
    Heute abend zum erstenmal war die Dosis stark genug gewesen, um
ihren Geist vom Körper zu trennen. Sie war in einer Welt
gewesen, die noch niemand vor ihr gesehen hatte.
    Sie war in einer Art Rausch gewesen, dies mußte sie zugeben.
Aber dieser Rausch war auf keinen Fall mit jenen zu

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