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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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einer alkoholisierten Kneipenschlägerei oder eines Verbrechens aus Leidenschaft zwischen zwei Menschen waren, von denen jeder annahm, dass sie einander zugetan waren? Er holte tief Luft und betete um Geduld. »Wer war das zweite Mordopfer?«
    Clayton schüttelte den Kopf, und das selbstzufriedene Grinsen erschien wieder in seinem Gesicht. »Das haben Sie falsch verstanden«, sagte er. »Das zweite Mädchen, Amanda Stockton, konnte fliehen.«
    Amanda ließ sich erschöpft auf ihre Ledercouch sinken, um sich endlich die dringend benötigte Pause von ihrer Arbeit am Computer zu gönnen. Sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, indem man von zu Hause aus Computerprogramme schrieb – statt jeden Tag ins Büro zu gehen – war Segen und Fluch zugleich. Sie war zum Eremiten geworden, genau wie ihre Schwester es ihr schon früher vorgeworfen hatte, denn an einem schönen Wochenende arbeitete sie lieber, als hinauszugehen. Der Himmelsausschnitt, der durch die Fenster zu sehen war, war so blau, dass es ihren Augen wehtat. Und sie wusste, dass sie beim Hinausgehen das Salz in der Luft riechen würde; dass sie womöglich sogar hören konnte, wie sich die Wellen an der nur wenige Kilometer entfernten Küste brachen.
    Früher hatte sie das Meer geliebt, doch das war eine Ewigkeit her. Sie hatte das Geräusch des knirschenden Sandes und das kühle Gefühl zwischen den Zehen geliebt und auch das Kreischen der Seemöwen über ihrem Kopf. Doch jene Tage waren vorbei, gehörten der Vergangenheit an. Nie wieder würde sie sich in der Gegenwart anderer Leute so unbekümmert fühlen können, so offen auf andere zugehen, so viel Verletzlichkeit zulassen können.
    Auf der Hut vor der nur allzu vertrauten Richtung, die ihre Gedanken nahmen, zwang sie sich, die düsteren Gedanken beiseitezuschieben, und kreuzte die Beine unter dem Körper. Mit einem Klicken der Fernbedienung erwachte ihr brandneuer, hundertsechzig Zoll großer, hochauflösender Fernseher zum Leben. Eine dekadente Luxusanschaffung, die eine große Lücke in ihre Ersparnisse gerissen hatte. Doch sie wurde nur einmal dreißig Jahre alt, deshalb hatte sie das Geld verschwenderisch ausgegeben.
    Statt an ihrem Geburtstag in der vergangenen Woche das Grab ihrer Eltern zu besuchen, so wie sie es normalerweise tat, hatte sie sich zwei Actionstreifen auf ihrem neuen Fernseher angesehen und sich haufenweise dick machendes, gebuttertes Popcorn in den Mund geschaufelt.
    Sie bereute es nicht, sich den Fernseher gekauft zu haben.
    Das Popcorn hingegen sehr wohl.
    Eine Extrastunde auf dem Laufband hatte ausgereicht, um sie davon abzuhalten, sich in nächster Zeit noch einmal so gehen zu lassen.
    Nachdem sie sich durch das Fernsehprogramm gezappt hatte, entschied sie sich für eine Serie, in der Tatortermittlungen die Hauptrolle spielten. Ihr war klar, dass angesichts ihrer Vergangenheit die meisten Leute es für komisch halten würden, dass sie diese Art von Serien mochte, aber ihr selbst erschien es vollkommen logisch. Es ging dabei stets um Kontrolle, sich Ängsten zu stellen und sie zu überwinden.
    Ihn nicht gewinnen zu lassen.
    Doch anstelle der Serie, die sie erwartet hatte, wurde der Bildschirm von einer Außenaufnahme des Gebäudes ausgefüllt, in dem das Rathaus und das Polizeirevier von Shadow Falls untergebracht waren. Auf einem roten Schriftzug unter dem Foto stand: »Sondermeldung«.
    Als die Moderatorin Tiffany Adams vor die Kamera trat, war Amanda klar, dass es sich hier um etwas Wichtigeres handelte als um irgendwelches Geplänkel im Zusammenhang mit der bevorstehenden Bürgermeisterwahl. Adams verließ nur selten ihren Moderatorentisch, um vor Ort zu berichten. Das lag wahrscheinlich an ihrem starken Make-up und dem Haarspray, das ungünstig auf die für Florida typische Feuchtigkeit reagierte.
    In einem Ton, der viel zu fröhlich klang für das, was sie zu berichten hatte, informierte sie die Zuschauer darüber, dass eine Joggerin am frühen Morgen im größten Park der Stadt die Leiche einer Frau entdeckt hatte und dass der Bürgermeister und der Polizeichef in Kürze eine Pressekonferenz abhalten würden.
    Amandas Magen krampfte sich zusammen und sie verdrehte den Saum ihres pinkfarbenen Tanktops zwischen den Fingern. Vier ernst dreinblickende Polizisten standen Schulter an Schulter hinter einem Pressepult. Sie schüttelte den Kopf, weil es so grotesk war. Wenn sie im Supermarkt keine Einkaufsliste dabeihatte, kehrte sie meistens ohne die Gegenstände nach Hause

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