Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
möglich geheim halten und nach außen nichts damit zu tun haben.«
    »Wie alle Pfaffen«, knurrte Octavien.
    Sie verstummten, denn gerade kamen die Brüder vom Vespergebet zurück. Niemand beachtete sie. Schweigend ließen sich die Brüder an den langen Tischen nieder. Octavien stellte fest, dass es bei ihnen keinen Hirschbraten gab. Der Prior, ein älterer Mann mit fleischigem Gesicht und dunklem Haarkranz, setzte sich an die Stirn der Tafel. Er nickte den beiden Gästen zu, wollte aber den gewöhnlichen Ablauf des Abendessens nicht stören. Ein Bruder las aus dem Stundenbuch vor, dann begannen alle zu essen.
    Nach der gemeinsamen Mahlzeit nahm der Prior sie beiseite und bat sie in sein Arbeitszimmer.
    »Ich bin Bruder Dominik«, begann er, während er seine Gäste nötigte, auf zwei bequemen Stühlen Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich an einen mit Schriftrollen und Pergamenten übersäten Tisch, schob nervös Tintenfässer und Federkiele zur Seite und lächelte entschuldigend. »Seit Abt Bennos Tod – der Herr schenke seiner Seele Frieden – herrscht hier das Chaos. Ich nehme an, Ihr seid seinetwegen hier, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass der Heilige Vater in Rom bereits von dem entsetzlichen Unglück gehört hat – nein, es ist ganz und gar unmöglich.«
    Ein unruhiger Schatten flog über sein Gesicht, als er das erkannte. »Es geht nicht um den Abt, nicht wahr? Ihr seid wegen einer anderen Sache hier.«
    »Was ist denn dem ehrwürdigen Abt zugestoßen?«, fragte Emanuel teilnahmsvoll.
    Der Prior zögerte weiterzusprechen, er schien unsicher, ob er die näheren Begleitumstände des Todes mitteilen sollte. Dann räusperte er sich und fuhr fort: »Bevor ihr irgendwelche Gerüchte hört: Der ehrwürdige Abt, unser guter Bruder Benno, hatte kurz vor seinem Tode einen – nun …« Dem Prior fiel es sichtlich schwer weiterzusprechen: »Er hatte eine Begegnung mit einem Dämon. Der Bruder Abt wurde von diesem auf eine schreckliche Art und Weise getötet, als er allein in unserer kleinen Kirche betete.«
    Der Prior bekreuzigte sich rasch. »Wir haben unseren Bischof Siegfried selbstverständlich sofort vom gewaltsamen Ableben Abt Bennos berichtet.«
    Emanuel und Octavien sahen sich an. »Wir hörten bereits in den Gasthöfen von diesem angeblichen Dämon«, sagte Octavien.
    »Angeblicher Dämon?«
    Octavien nickte herablassend. »Natürlich ist es ein Mensch, der diese Untaten begeht. Lasst mich raten. Der Abt wurde mit einem angespitzten Kreuz getötet?«
    »Heilige Muttergottes, das ist wahr«, stöhnte der Prior und fasste sich gleich selbst an die Kehle. »Woher wisst Ihr das?«
    »Gleichzeitig ist ihm irgendein Körperteil abhandengekommen?«
    »Ja, ja, ihm fehlte der rechte Fuß. Er war nicht auffindbar, der Dämon muss ihn als satanische Trophäe mitgenommen haben.«
    »Wie wir unterwegs gehört haben, geht der Mörder immer nach demselben Muster vor. Und er hat es nur auf Geistliche abgesehen. Was er damit bezweckt, was seine Motive sind, das können wir nur vermuten.«
    »Habt Ihr das Kreuz noch?«, fragte Emanuel. »Ich meine, die Mordwaffe?«
    »Wir haben es in ein Altartuch gewickelt und es vorläufig in der Krypta abgelegt. Wir waren uns nicht einig, wie wir damit umgehen sollen. Ein Kreuz ist heilig, nicht wahr? Andererseits wurde es von Satan oder einem seiner Helfer grausam entweiht.«
    »Nun, ich denke, ein Kreuz bleibt ein Kreuz, wenn es auch missbraucht worden ist. Dürfte ich es einmal in Augenschein nehmen?«
    »Wozu sollte das gut sein?«, fragte der Prior, dem die Sache offenbar sehr nahe ging, denn er wischte sich ständig den Schweiß von der Stirn. Mit dämonischen Mächten hatte er es in seinem Kloster noch nie zu tun gehabt.
    »Vielleicht können wir etwas zur Klärung beitragen. Oder wird die Sache nicht verfolgt?«
    »Ihr meint, ob wir nach einem Täter forschen? Nein, alles liegt jetzt ganz und gar in den Händen der bischöflichen Kanzlei. Die Brüder hier sind ohnehin der Meinung, dass man einen Dämon nicht fassen kann, nur mit Gebeten und einer Reinigung …«
    »Gebete sind immer gut«, unterbrach Emanuel ihn ungeduldig, »aber Ihr müsst auch davon ausgehen, dass sich ein ganz gewöhnlicher Mörder die Dämonenangst zunutze macht, indem er so vorgeht, als habe Satan seine Hand im Spiel. Was kann ihn besser schützen?«
    Der Prior seufzte. »Gott gebe, dass Ihr recht habt, Bruder. Gut, ich werde das Kreuz herbringen lassen.«
    Etwas später brachte ein

Weitere Kostenlose Bücher