Schattenblicke - Thriller
ich die Müllcontainer. Daneben steht wieder dieser junge Typ mit der Kochmütze auf dem Kopf und raucht, während er angestrengt auf sein Handy starrt.
Kaum zu glauben. Alles genau wie vorhin! Ich lasse meinen Blick wandern, bis zum Ende des Durchgangs, zu der Seite, wo heute Morgen unser Bus geparkt hat.
Ich recke den Kopf, aber schon wieder ist mir die Scheibe im Weg.
»Mist!«, fluche ich unterdrückt. Scheinbar hilft’s, denn im nächsten Moment tritt jemand am Ende desDurchgangs in mein Blickfeld. Und mir stockt der Atem.
Einen Moment lang starre ich ungläubig nach unten, dann springe ich auf, schlüpfe in meine Schuhe und schnappe mir meinen Rucksack.
Birte, die gerade aus dem Bad kommt, ein Handtuch um die Hüften gewickelt, starrt mich verdutzt an. »Ich bin gleich wieder zurück!«, rufe ich und reiße die Tür auf.
Daria steckt ihren Kopf aus dem Bad. »Hä? Wo willst du denn jetzt hin?«
»Ich muss …« Ich bin schon aus der Tür. »Ich muss ganz schnell was gucken! Bin gleich wieder da!«
»Alex, jetzt warte doch …«
Aber da klappt die Tür schon hinter mir zu.
Carl macht gerade die Tür auf, als ich im Flur an seinem Zimmer vorbeihaste. Hinter ihm turnen Zeki und Jan auf einem der Betten herum, wie die Kleinkinder, ehrlich!
»He, Alex? Morgen Budapest, cool, oder?«, ruft Carl. Dann runzelt er die Stirn. »Wo willst du denn hin? Wir haben doch noch Zeit!«
»Ich hab was vergessen!«, rufe ich. »Bin gleich wieder da!«
Carl sieht mir verwundert nach. Klar, was sollte ich denn auch vergessen haben? Meinen Kopf vielleicht.
Auf der Treppe rutsche ich aus und knalle fast hin, ich kann mich gerade noch so am Geländer festhalten. Mit einem dumpfen Plumps lande ich auf dem Teppichboden im Foyer. Schiefschlips steht am Tresen und blickt verwundert auf.
Ich nicke ihm zu und bin schon fast an der Tür, da kommt mir eine Idee. Ruckartig drehe ich mich wieder zu Schiefschlips um.
»’tschuldigung, wo ist denn hier der Hinterausgang?«
Schiefschlips sieht mich erstaunt an, dann zeigt er über die Schulter auf eine Tür, die sich kaum von der blumengemusterten Tapete abhebt, und ich stürze hin und reiße sie auf.
Schatten. Kühle. Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Vor mir die Mülltonnen, dahinter die Mauer, und wieder dahinter die Fassade der Bettenburg, darüber der Himmel, schon dunkler jetzt, Abendhimmel. Kein Mensch ist zu sehen, nicht mal der Koch. Ich trete in den Durchgang. Links ist ein Tor, das halb offen steht. Langsam gehe ich darauf zu. Genau dort habe ich doch vorhin die beiden Typen und Schiefschlips beobachtet, oder? Ich stoße das Tor so weit auf, dass ich hindurchpasse. Ein schmutziger weißer Lieferwagen steht dahinter.
Und direkt davor der Junge. Der Junge mit den schönen, traurigen Augen. Er sieht vollkommen überrascht aus, als er mich entdeckt.
Mein Herz beginnt zu klopfen. Einen Moment lang starren wir uns an, dann gebe ich mir einen Ruck. »Hi!«, sage ich. »Hi, ich hab dich gerade von oben gesehen! Du bist ja schon früher da.«
Er sieht überhaupt nicht erfreut aus. Sondern irgendwie schockiert. Dann nickt er. »Ja«, sagt er. Seine Augen flackern zur Seite und dann wieder zu mir.
»Ich bin … ich wollte dir nur sagen, dass wir gleich essen gehen. Also, mit der Klasse. Deshalb … also deshalb müssten wir dann jetzt schnell einen Kaffee trinken. Wenn das hier geht.«
Seine Augen im Schatten sind dunkel. Er sieht mich immer noch mit diesem komischen Gesichtsausdruck an, dann nickt er. »Ist okay«, sagt er und tritt einen Schritt zurück.
Plötzlich taucht jemand neben ihm auf. Ein Typ. Ein älterer Typ mit zerfurchtem Gesicht.
Ich brauche einen Moment, bis es klickt. Der Typ mit dem Geldbündel ist das.
Auch er starrt mich an.
Dann sagt er etwas. Nicht leise. Nicht laut. Klingt wie ein Befehl.
Der Junge steht still. Aber etwas in seinen Augen ist seltsam.
Sehr seltsam.
Plötzlich ist mir mulmig zumute. Mann, bin ich eigentlich bescheuert? Laufe hier allein herum, und niemand weiß, wo ich bin. Jetzt lächelt der Ältereund entblößt zwei goldene Schneidezähne. Anscheinend ist das hier Mode.
In meinem Hirn rattert es.
Am besten sollte ich abhauen. Aber der Junge …
Wieder sagt der Ältere etwas zu dem Jungen. Klingt wieder wie ein Befehl. Doch der Junge bewegt sich nicht. Kein Stück.
Stattdessen macht er den Mund auf. Und sagt etwas zu mir. »Geh weg«, sagt er ruhig. »Schnell, geh weg!«
Verwirrt starre ich ihn an.
Er verzieht das
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