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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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sagt er und lacht leise. »Da hab ich mir natürlich die Nummer meiner Tochter notiert, ist doch klar.« Er hustet kurz. »Also, dir geht es gut, ja?«
    »Ja. Und du, wie geht es dir?«
    Er lacht leise, untermalt von atmosphärischem Rauschen. »Es geht. Nicht so besonders, aber das wird schon wieder. Glatter Armdurchschuss. Hauptsache, du bist in Ordnung.« Ich sehe zum Gepäckband hinüber. Mama steht ganz vorn und beobachtet mit Luchsaugen die Laderampe.
    »Ja«, sage ich. »Ja, das bin ich.«
    »Sascha, ich will dir nur sagen, dass ich Aleks auch nicht erwähnt habe. Die Polizei hat Nenad und Filip festgenommen.«
    »Ich weiß«, sage ich. »Wir waren heute noch in Ungarnbei der Polizei. Da haben sie es uns erzählt.« Ich hab die strenge Stimme der Kommissarin noch im Ohr: »Heute Nacht hat sich ein Zeuge aus Serbien gemeldet«, hatte sie gesagt. »Er hat uns sehr wichtige Informationen im Hinblick auf die Entführung gegeben, die dazu geführt haben, dass wir den Ort, an dem du festgehalten wurdest, ausfindig machen konnten. In Kooperation mit der serbischen Polizei wurde der Hof gestürmt. Die beiden Entführer, die du vorhin beschrieben hast, konnten festgenommen werden. Ihre Aussage wiederum hat dazu geführt, dass auch der Hotelportier in Siofók festgenommen werden konnte.« Von Aleks und seiner Oma hatte sie nichts gesagt, und ich hatte auch nicht nach ihnen gefragt.
    Ich hoffe, sie sind wirklich entkommen, die beiden.
    »Danke, Tata«, sage ich. Meine Stimme klingt noch heiserer. Komisch, habe ich etwa Tränen in der Kehle?
    »Sascha«, sagt mein Vater und schluckt vernehmlich. »Vielleicht sehen wir uns nie wieder. Aber du sollst wissen, dass ich dich liebe.«
    Jetzt kann ich nichts mehr dagegen tun, ich fange tatsächlich gleich an zu weinen. »Ich dich auch«, sage ich und hole tief Luft. »Und, äh, Tata – hier ist noch jemand, der dich sprechen will. Mach’s gut!« Und damit strecke ich das Handy meiner Mutter entgegen, die gerade mit ihrem Rollkoffer in der Hand auf michzukommt. Entgeistert starrt sie mich an, aber nach einem Moment nimmt sie das Handy und hält es sich ans Ohr.
    »Hallo?« Sie lauscht, und dann schlägt sie die Hand vor die Stirn. »Dragan«, sagt sie leise. »Was hast du getan? Hättest du nicht … Was?« Sie schweigt und lauscht erneut in den Hörer. »Dann warst es tatsächlich du, der auf meinen Anrufbeantworter gesprochen hat. Ich hab ihn natürlich auch von Ungarn aus abgehört. Warum hast du nichts weiter gesagt, nur, dass du dich wieder meldest?«, fragt sie wütend. »Nein, natürlich war ich da schon längst nach Ungarn geflogen! Meinst du, ich hocke zu Hause rum, während mein Kind womöglich gefoltert und verge… Was? Ja, klar, unser Kind! Dragan, so geht das doch nicht. Du hättest dich doch mal melden können! Wie bitte?« Meine Mutter runzelt die Stirn, und für einen Moment habe ich das absurde Gefühl, als sei ich wieder sechs Jahre alt und meine Eltern würden am Telefon darüber streiten, warum mein Vater mich wieder mal zu spät von der Kita abgeholt hat. Dann lacht meine Mutter kurz auf und kratzt sich im Nacken. »Na gut, das ist nicht der richtige Zeitpunkt«, sagt sie. »Vielleicht … vielleicht sollten wir ein andermal darüber sprechen. In Ruhe. Meine Nummer hast du ja«, sie lacht erneut auf, »gibst du mir deine?«
    »Steht auf dem Display«, sage ich, und Mama wirftmir einen nachsichtigen Blick zu, gefolgt von einem kleinen Lächeln.
    »Gut, Dragan«, sagt sie. »Dann erst mal gute Besserung. Ja, wir telefonieren dann. Morgen Abend, okay.« Und damit legt sie auf und reicht mir das Handy zurück.
    Sagen muss sie nichts. Sie sieht mich einfach nur an, mit diesen Augen, die den meinen so ähnlich sehen, und dann verzieht sie den Mund zu einem Lächeln, für das ich sie einfach umarmen muss.
    Als ich sie wieder loslasse, tippt mir jemand auf die Schulter, und ich fahre herum.
    »Ich glaube, die meinen dich, oder?« Ein junger Mann mit Basecap deutet grinsend zur großen Glasscheibe hinüber, die die Gepäckausgabe von der Abfertigungshalle trennt.
    Luftballons. Ein paar brennende Kerzen, von Händen vorsichtig gehalten. Lauter bekannte Gesichter. Und darüber ein Banner: Willkommen zu Hause, Alex!
    Die Tränen steigen mir in die Kehle. Daria winkt wie verrückt, Herr Böhle steht mit ernstem Gesicht daneben, die Adomeit knetet ihre Hände. Birte hüpft auf und ab, und Gian-Luca und Peter machen das Siegeszeichen, während Ayshe einen Ballon

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