SchattenGrab
legte auf. Wolf ging zurück in den Sektionssaal.
Toni
Das Handy klingelte, als Toni auf dem Rückweg nach Hause war. Es war Sarah.
„Na, hat sich Oma über die Federn gefreut?“, wollte sie wissen. Ihre Stimme klang blechern durch die Freisprechanlage.
„Und wie“, antwortete Toni, „sie macht neuerdings irgendwelche Engel und brauchte die Federn für die Flügel.“
„Ich weiß, aber die Engel hatte sie immer schon. Zuerst allerdings nur in ihrem Schlafzimmer. Wenn ich als Kind mal da geschlafen habe, fühlte ich mich nie allein.“
„Jetzt hängen sie auch im Flur und im Treppenhaus. Einer hatte ein Gesicht wie Sophie“, sagte Toni nachdenklich.
„Die sehen doch alle ähnlich aus“, lachte Sarah, „hast du das nicht gemerkt? Früher hat sie mich als Modell genommen. Schau dir mal alte Kinderbilder von mir an. Obwohl wir nur Halbschwestern sind, sah ich als Kind fast so aus wie sie. Wir kommen nach Papa und Opa.“
„Na ja, dann“, gab Toni zurück, „hätte ja schlimmer kommen können. Ich bin allerdings froh, dass ich von meinem Vater nicht allzu viel habe.“
„Stimmt“, bestätigte Sarah schmunzelnd und dachte an die lange, schmale Nase, die Clemens von Bodenstein ein raubvogelartiges Äußeres gab. Dann sagte sie: „So, ich muss jetzt los, ein bisschen im „Treibhaus“ servieren. Ich will mir ein neues Tattoo stechen lassen. Tschüss Toni!“
„Was wird es diesmal?“
„Lass dich überraschen“, sagte sie geheimnisvoll.
„Na gut, dann bis bald, ich bin gespannt“, antwortete Toni und drückte die rote Taste.
Das kichernde „Ciao“ von Sarah verhallte im Netz. Niemand in der Familie ahnte, dass sie sich auch noch anderweitig etliche Euros dazuverdiente.
Moni
Inzwischen hatte Moni ihre Sachen wieder ausgepackt. Das war ja leider ein kurzer Trip in den Norden gewesen, dachte sie und hoffte, dass sich das bald wiederholen ließ. Sie war so gerne am Meer. Die Weite der See beruhigte sie. Der Duft der salzigen Luft legte sich wie Balsam auf ihre Seele, die derzeit ein wenig rast- und ruhelos war. Sich mit Arbeit abzulenken war da das Beste, vor allem im Garten, wo alles in der letzten Zeit ein bisschen zu kurz gekommen war. Während Wolfs Schäferhündin genüsslich ein Schweineohr kauend auf der Wiese lag, leerte sie die Balkonkästen und zog das Unkraut zwischen den Steinen auf der Terrasse heraus. Später war sie mit Lady Gaga im Wald spazieren gegangen. Als Hund hatte man es gut. Der Napf war immer voll, ohne dass man dafür arbeiten musste.
Wolf war dagegen eigentlich immer im Dienst, außer wenn er kochte. Doch heute wollte sie für ihn ein leckeres Pilzrisotto zubereiten. Das hatte zwei Gründe: Erstens war es gut, ihn zu entlasten, zweitens wollte sie die neue Küchenmaschine ausprobieren, die sich Wolf angeschafft hatte. Die Cooking Chef von Kenwood hatte ein Induktionskochfeld unter der Rührschüssel und konnte daher gleichzeitig rühren und kochen. Das war wie gemacht für die Zubereitung von Risotto, denn man musste nicht pausenlos selbst rühren.
Sie nahm sich also vor, ihn bei sich zu Hause zu überraschen und sprach Peter, der nicht an sein Handy ging, auf die Mailbox, er möge sie doch per SMS informieren, wenn Wolf in Richtung Zuhause unterwegs sei.
Dann schnappte sie sich die Utensilien für das Risotto und ging mit Lady Gaga nach nebenan. Die Ragdollkater räkelten sich auf der Chaiselongue und gähnten, als Moni ins Wohnzimmer kam.
„Ich glaube, ihr schlagt den Hund noch in punkto Faulheit“, schmunzelte sie und erntete nur einen gelangweilten Blick.
Sie ließ Lady Gaga in den Garten und wollte gerade in die Küche gehen, als das Telefon klingelte. Moni überlegte, ob sie abnehmen sollte. Die Nummer war aus Obernkirchen. Sie kannte sie nicht. Vielleicht war es etwas Wichtiges wegen des Falls. Sie beschloss, lieber ranzugehen.
„Kahlert bei Hetzer“, sprach Moni in die Muschel.
„Ebeling, ich hätte gerne Wolf gesprochen“, kam es zurück.
Moni kam der Name irgendwie bekannt vor, sie wusste aber nicht woher.
„Wolf ist leider nicht zu Hause. Sie müssen es später noch mal versuchen“, antwortete sie.
„Könnten Sie ihm bitte etwas ausrichten?“
„Sicher.“
„Mitte Mai ist Tag der offenen Tür in der Hundeschule in Kobbensen. Dazu wollte ich ihn gerne einladen, damit er sieht, wie gut sich Aischa entwickelt hat. Und er wollte auch mal mit uns spazieren gehen. Wenn ich es heute Abend nicht schaffe, kann er mich ja am Wochenende
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