SchattenGrab
im Kindergarten bist und kann es kaum erwarten, bis ich dich wieder abholenkann.“ Dabei wuschelte sie der Kleinen durch die Haare.
„Echt?“, fragte sie und strahlte ihre Mutter an. Dann sprang sie vom Schoß und lief ihren Schwestern hinterher. Dabei rief sie: „Liv, Grit, Mama vermisst mich wohl! Euch aber nihicht!“
Kinder, dachte Toni und haderte im Stillen noch immer mit ihrem Schicksal. Sie hatte wirklich nicht viel Platz. Wo sollte Verena schlafen? Die Zwillinge teilten sich ein Zimmer, Jane hatte das ganz kleine Kinderzimmer. Im Schlafzimmer standen die Schränke und das alte Doppelbett aus der Ehe mit Eike. Entweder nahm sie nun Jane mit zu sich ins Bett oder ihre Schwester. Beide Alternativen waren schwer erträglich. Sie entschied sich für das kleinere Übel und machte Janes Zimmer für Verena fertig. Sie hoffte, dass dieser ungute Zustand nicht allzu lange anhalten würde.
Wolf und Thorsten
Wolf erwischte Thorsten auf dem Handy. Er war gerade unterwegs zum Haus der Görlitzens, in dem die Spurensicherung eine Nachtschicht eingelegt hatte.
„Hallo Wolf, was verschafft mir die frühe Ehre?“
„Hier ist eben eine Idee aufgekommen, die ich dir mitteilen wollte. Der Gedankengang könnte hilfreich sein.“
„Na, dann schieß mal los!“
„Diese ominöse Uhr ging uns allen nicht aus dem Sinn. Auch unserem neuen Kollegen Detlef nicht. Seine Idee war folgende: Was wäre, wenn ein naher Verwandter diese Uhr für Sophie gekauft und deren wahren Wert geheim gehalten hätte? Ein Grund könnte eine starke Bindung zu Sophie sein, sei es nur aus familiärer Liebe, weil das Mädchen behindert ist oder eben aus einer möglichen geilen Fantasie heraus oderals Wiedergutmachung für einen sexuellen Übergriff. Ich spinne da Detlefs Gedanken noch mal weiter. Der Tote, Dr. Friedhelm Görlitz, ist ihr Großvater. Das fanden wir und auch ihr in Hannover ja schon merkwürdig im Hinblick auf Sophies Verschwinden. Aber was wäre, wenn er umgebracht worden wäre, weil ihn jemand durchschaut hatte?“
„Interessant“, sagte Thorsten, „mach bitte weiter!“
„Nehmen wir mal an, Verena oder Justus Görlitz oder beide lügen. Sie wissen, dass die Uhr vom Opa ist. Dabei ist es unerheblich, ob sie deren wahren Wert wirklich gekannt haben, aber die Quelle, den Schenkenden, den kennt zumindest einer von beiden und das könnte unser Toter gewesen sein.“
„Wenn eure Theorie stimmt, dann könnte Sophie von Friedhelm Görlitz zu dessen Zwecken entführt worden sein, welche das auch immer sein mögen. Dann ist sie jetzt möglicherweise irgendwo gefangen und niemand weiß, wo“, sinnierte Thorsten.
„Dann versorgt sie auch niemand mehr!“, betonte Wolf. „Es ist also Eile geboten. Wir können nur hoffen, dass sie genug Wasser und Nahrung zur Verfügung hat.“
„Ist sie denn überhaupt in der Lage, sich selbst zu versorgen?“, fragte Thorsten.
„Justus wird es mir sagen können. Ich werde das erfragen.“
„Was sind die nächsten Schritte? Wir richten uns nach euch, Thorsten“, schlug Wolf vor.
„Ja, ich glaube, das ist sinnvoll. Ihr habt Friedhelm Görlitz noch in der Rechtsmedizin. Ich schicke euch DNA von Sophie per Boten zu. Eure Rechtsmedizinerin soll untersuchen, ob es Anhaftungen von der Kleinen an der Kleidung von Friedhelm gibt. Unsere Spurensicherung untersucht gerade das Haus von Familie Görlitz senior. Dann werde ich Verena und Justus jetzt noch mal wegen der Uhr befragen und ihnen die Dringlichkeit der Angelegenheit deutlich machen. Ich konfrontiere sie mit eurer Theorie. Das wird ein Schock werden, ist aber unerlässlich. Vielleicht könnt ihr die in Bückeburg lebenden Verwandten von Verena unter die Lupe nehmen. Sie hat ihre Eltern und ihre Schwester in eurer Stadt. Es kann doch kein Zufall sein, dass er ausgerechnet dort umgekommen ist.“
„Ich glaube sowieso nicht an Zufälle“, sagte Wolf, „und du doch auch schon lange nicht mehr, oder?“
„Das ist wohl wahr. Wir halten uns gegenseitig auf dem Laufenden“, bat Thorsten. „Ich bin gespannt, was die SpuSi noch findet. Du erfährst es dann sofort.“
„Ja, danke“, sagte Wolf, „bis später. Wir legen sofort los.“
Er informierte Detlef und Peter, die wenigstens die eine Seite des Gespräches mitbekommen hatten und sagte dann zu Peter: „Du kannst schon mal Nadja anrufen, dass sie darauf vorbereitet ist, wenn Sophies DNA kommt.“
„Mache ich, das wird ja jetzt richtig spektakulär“, freute sich Peter und nickte
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