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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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1. Kapitel
    A ls ich dem Tod zum ersten Mal persönlich begegnete, warf ich Mutters Krankenakte nach ihm. Ich traf daneben, wenn ich mich recht erinnere– schließlich war ich damals erst fünf–, und so nahm er es mir nicht übel. Manchmal wünsche ich mir allerdings, er hätte es doch getan, vor allem, wenn wir uns begegnen, während ich meinen Job ausübe.
    » Miss Craft, das ist vollkommen inakzeptabel!« Henry Baker unterstrich seine Worte, indem er mit der Faust durch die Luft fuhr.
    Hinter ihm ragte der Tod auf.
    Achtzehn Jahre Übung halfen mir, den in Jeans gekleideten Seelensammler zu ignorieren und den Blick auf meinen Kunden gerichtet zu halten, dessen Gesicht sich von knallrot zu einem ungesunden Violett verfärbte. Ich ahnte schon, welche Richtung das Gespräch nehmen würde, und befingerte nervös das Trauergebinde aus weißen Lilien.
    » Unser Vertrag beinhaltet, dass ich einen Schatten beschwöre. Genau das habe ich getan.«
    Baker wischte meinen Einwand beiseite. » Sie haben mir Ergebnisse versprochen.«
    » Ich sagte, dass Sie Fragen stellen können.« Ich lehnte mich gegen den Sarg seines Vaters. Das war nicht sehr respektvoll, aber immerhin hatte ich gerade den Schatten des alten Baker zurück in seinen Leichnam geschoben, zwei Stunden vor dessen Beerdigung. Mein Job hat nun mal nicht viel mit Respekt zu tun. Aber was soll’s, solange ich meinen Scheck bekomme.
    Baker drehte sich auf dem Absatz um und stapfte den Gang entlang. Ich wartete. Ich wusste, was geschehen würde. Baker war ein geldgieriger Mensch, und ich hatte schon öfter mit Typen wie ihm zu tun gehabt.
    Der Tod ging dicht hinter ihm. Ahmte jeden der stapfenden Schritt nach, machte sich über die schwerfälligen Bewegungen des plumpen Mannes lustig. Grinste die ganze Zeit, während sich der Blick seiner dunklen Augen keine Sekunde lang von mir löste.
    Hoffentlich ist das lediglich ein Freundschaftsbesuch. Mein Blick traf den seinen, flehte ihn an, ermahnte ihn, dass er meinen Kunden in Ruhe lassen sollte. Perfekte Zähne blitzten auf, als der Tod mir ein strahlendes, nichtssagendes Lächeln schenkte.
    Baker marschierte weiterhin auf und ab.
    Okay, lass uns das schnell hinter uns bringen. » Entsprechend unserem Vertrag können Sie bar, mit Scheck oder per Überweisung zahlen. Brauchen Sie eine Quittung?«
    Baker blieb abrupt stehen. Seine Augen traten vor; die Haut, die von seinen Wangen hing, schwabbelte. » Ich weigere mich, dafür zu bezahlen.«
    Na, wunderbar! Ich drückte mich von dem Sarg ab. » Hören Sie, Mister. Sie wollten, dass ein Schatten beschworen wird. Ich habe einen Schatten beschworen. Wenn Ihr lieber alter Daddy nicht gesagt hat, was Sie hören wollten, ist das Ihr Problem, nicht meins. Wir haben eine gültige Vereinbarung, und falls…«
    Er ließ die Faust sinken, seine Augen weiteten sich überrascht.
    Das klappt ja besser, als ich dachte. Ich atmete tief aus, hielt die bösen Worte zurück, die mir schon auf der Zunge lagen, und setzte mein professionelles Lächeln auf. » Also, brauchen Sie nun eine Quittung oder nicht?«
    Baker griff sich an die Brust und keuchte. Einmal. Zweimal. Dann, wie in Zeitlupe, wandte er den Kopf und warf einen Blick über die Schulter.
    Der Tod wirkte jetzt nicht mehr amüsiert.
    Mist, elender.
    Todesengel, Seelensammler, Schnitter Tod– wie auch immer man ihn nennen mag, die meisten Leute sehen ihn nur ein Mal in ihrem Leben. Er trat vor, und Baker stolperte einen Schritt zurück.
    Mist. Ich sprang vom Podest, auf dem der Sarg stand. » Nicht!«
    Zu spät.
    Der Tod griff in Bakers dicklichen Körper, und die Farbe wich aus dem Gesicht meines Kunden. Er schwankte. Der Tod trat zurück, und Baker blinzelte noch einmal, bevor er in sich zusammensank.
    Ein Schrei gellte zu uns herüber, Stühle polterten. Der Bestattungsunternehmer rannte den Gang entlang, Bakers Frau und dessen Sohn, noch ein Teenager, folgten dichtauf, und die Assistentin griff zum Handy, das an ihrem Hosenbund befestigt war.
    » Neun-eins-eins«, sagte sie, während Baker der Dritte– und Letzte– rhythmisch die Brust seines Vaters massierte. Armer Junge.
    Ich schlich unauffällig davon, fort von dem Aufruhr. Die Familie ungestört zu lassen war alles, was ich noch tun konnte. Der Tod hatte die Seele bereits an sich genommen, es gab keine Möglichkeit mehr, Henry Baker ins Leben zurückzuholen. Aber ich würde garantiert nicht diejenige sein, die dies der Familie mitteilte.
    Der Tod lehnte an der hinteren

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