Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Von der Schwierigkeit jenseits der 30 einen passenden Partner zu finden
Wieder einmal sitze ich abends einsam und allein vor meinem Computer, dem Trostspender, Zeitvertreiber und Unterhalter für ungesellige, späte Stunden.
Gelangweilt pfeife ich vor mich hin, während ich unermüdlich in die Chipstüte greife - das war aber auch wirklich die letzte Handvoll für heute, so schwöre ich mir insgeheim.
Ich checke mein Postfach, ob vielleicht jemand an mich gedacht und mir geschrieben hat.
Dann noch schnell zu bild.de , die neusten Nachrichten und Sensationen abrufen.
Und weiter zu ebay , mal schauen, ob ich ein besonders gutes und preisgünstiges Schnäppchen ergattern kann, bevor mir möglicherweise jemand anderes zuvorkommt.
Ich versinke im Zeit- und Uferlosen. Minuten werden zu Stunden.
Und einer nicht unerheblichen Anzahl von Single-Frauen geht es wohl ebenso - so kreisen meine Gedanken um Mitternacht.
Gerade in solch späten Abendstunden poppen den einsamen Herzen unweigerlich die Anzeigen der Internet-Partnerbörsen entgegen - gleichsam als Aufruf und Mahnung zugleich, endlich etwas gegen die immerwährende Einsamkeit zu unternehmen.
Eines Abends werde ich tatsächlich schwach. Hier - wieder bei einer Werbebotschaft - lacht eine Frau glücklich, befreit und aus vollem Herzen, Fortuna scheint ganz auf ihrer Seite zu sein. Und dieses Glück scheint sie mit der ganzen Welt teilen zu wollen. „Ich hab’ ihn gefunden“ ruft sie - und umarmt ihn, ihren Traummann. Hält ihn ganz fest und will ihn nie mehr loslassen. Gefunden hat sie ihn - oder er sie – angeblich bei „Glücksschiff“, dem Platzhirsch der Internet-Partnerbörsen auf dem hart umkämpften Markt der Liebes-Vermittler im Internet.
Unverhohlener Neid packt mich schlagartig – die Werbung trifft mitten ins Herz. „Warum nicht auch ich?“, denke ich trotzig. Die glückliche Frau auf dem Bild, die ihren Traummann für alle Zeiten gefunden hat, die könnte und wünschte ich auch zu sein. Und Schwupps! melde ich mich bei „Glücksschiff“ an.
„Glücksschiff“, die Partnerbörse für tout le monde , für Jung und Alt, für Reich und Arm, und für jede Berufssparte, da kann man nicht falsch liegen - so rede ich mir gut zu.
Nicht minder häufig taucht auf meinem Computer urplötzlich wie aus dem tiefsten Nirwana der Werbebanner von „Edelagentur“ auf. Hier alles gediegener und gesetzter. Attraktive Frauen und vornehme Männer, allesamt mit tollen Berufen, und kostspieligen Hobbys. Juristen und Ärzte, Designer und Architekten – kurz: alles, was das Herz begehrt.
In der Freizeit scheinen die Herrschaften alle dem Golf- oder Segelsport zu frönen - und sich in Opernhäusern und Konzerthallen aufzuhalten, auf allen Parketten der Welt sicher und zuhause. Niveauvoll, elitär, so wenigstens der Anschein.
„Ach ja“, denke ich mir im Stillen, „so ein gestandener Mann mit guten Manieren und dem nötigen Kleingeld, das wäre doch genau der Richtige für mich. Abends in vornehmer Galakleidung in der Oper sitzen und erhabener Musik lauschen - statt einsam und verlassen vor meinem Computer zu vegetieren. Und im Urlaub der aufregende Segeltörn anstelle von tristem Balkonien - alles tatsächlich nur ein Mausklick entfernt. Schön blöd wäre ich, ließe ich mir solch einen tollen Mann entgehen.“
Und ehe ich mich versehen habe, habe ich mich wenig später auch bei „Edelagentur“ angemeldet.
Und so beginnt eine wahrhafte Odyssee durch die Männerwelt jenseits der 30 – durch die Welt der klassischen Flirtsituationen und Singletreffs, der Kontaktbörsen im Internet und der Bekanntschaftsanzeigen in Zeitungen.
Und ich bin nicht allein auf dieser Reise. Immer mehr Frauen setzen selbst die Segel und suchen aktiv ihren Traummann für einen sicheren Hafen. Und gerade im Internet wagen sie sich dabei ganz weit hinaus aufs offene und gefährliche Meer.
Warum gerade die Partnersuche im Internet immer populärer wird? Nun, der Grund ist schnell ausgemacht: mit steigendem Alter wird es immer schwieriger, in der eigenen Umgebung einen geeigneten Partner zu finden, der wirklich zu einem selbst passt.
Die Anonymität der großen Städte, Sie verstehen schon. Die schnelllebige, moderne Zeit, ein weiterer Punkt. Auch die Ansprüche an einen möglichen Partner steigen ständig, während gleichzeitig die Toleranz sinkt.
Und das Arbeitsleben wird bestimmt vom Karrieredruck, zunehmender Flexibilität und Mobilität, wechselnde
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