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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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moanen’s na des?“
    „Wie ich es gesagt habe. Ich wollte wissen, ob der Herr Pfarrer homosexuelle Neigungen hatte.“
    Sie schüttelte sich, als hätte sie in Hetzers Madentopf geschaut. „Net, des i wüst. So an Schweinkram. Naa, des hätt der Pfarrer seelig nia dua. Pfui Spinne.“
    „Es hat auch niemals ein Gerücht oder etwas dergleichen gegeben? Vielleicht aus der Gemeinde? Ungereimtheiten oder Gespräche, die Sie sich nicht erklären konnten?“
    Heide Brüderl zitterte leicht. „I woas von nix und über an Tod’n sollt ma a net schlecht red’n, selbst wenn doa woas g’wen wär.“
    Wolf Hetzer hatte das Gefühl, dass sie nicht die Wahrheit sagte, wollte es aber jetzt auf sich beruhen lassen. Die Seniorin hätte nichts Schlechtes über ihren Pfarrer gesagt, mit dem sie – wie auch immer – so viele Jahre unter einem Dach gelebt hatte. Hetzer würde bei seinem Nachfolger in der Gemeinde weiterbohren. Vielleicht wusste der etwas oder es stand irgendetwas Verwertbares in den kirchlichen Aufzeichnungen.
    „Das erwarten wir auch gar nicht von Ihnen“, sagte er zu Fraas‘ Haushälterin. „Sagen Sie, wie war denn der Pfarrer so als Mensch? War er streng oder eher weich? Hatte er Verständnis für die Sünden seiner Schäfchen?“
    „Des is schwer zum soag’n. Er woar fei a sehr guader Mensch, oaber er hoat die schwarzen Schafer’l scho a ins G’wissen g’red. Grad recht is er g’wen. Net zu hart und net zu weich. In die letzten Joahr is er a weng milder woarn. Un ruhiger a. Es woar a schene Zeit und jetzad muss i mir a neue Bleibe suachen, auf meine oiden Doag.“
    „Ach, das tut uns aber leid. Wir dachten nicht, dass sich etwas für Sie verändern würde. Sagen Sie, hatte Pfarrer Fraas einen Computer?“
    „An richtig großen net, nur so a kloan’s Ding zum Auf- und Zuaklapp’n.“
    „Ah, ein Laptop also. Dürften wir das mal sehen?“
    „Jo mei, warum net. Bitte kommen’s mit nunter in sei Wohnung. Er hoat des Ding imma am Schreibtisch liagn.“
    Frau Brüderl hielt sich gut am Handlauf der Treppe fest. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, wenn sie woanders hinzog, dachte Wolf bei sich. Das Treppensteigen machte ihr sichtlich Mühe. Peter, der sich nur ungern aus dem Sessel gequält hatte, weil er die Kekse verlassen musste, hatte sich während der Befragung Stichpunkte notiert. Er ging jetzt hinter der alten Dame die Treppe hinab, während Hetzer fragte, ob der Pfarrer denn auch Kinder und Jugendliche betreut hätte. Er sah eben noch, wie sie ins Wanken geriet, konnte aber nicht eingreifen. Im letzten Moment bemerkte Wolf, vor allem durch Peters Aufschrei, dass etwas nicht in Ordnung war, und drehte sich um. Nur mit großer Mühe konnte er Heides Sturz abfangen. Mit dem einen Arm packte er sie. Leider etwas unsanft, sodass sie stöhnte. Mit der anderen Hand hielt er sich am Geländer fest, sonst wären sie beide zu Fall gekommen. Heide Brüderl war noch nicht wieder ganz bei sich. Inzwischen hatte ihr Peter jedoch von hinten unter die Arme gegriffen. Gemeinsam trugen sie die alte Dame nach unten, nahmen Fraas’ Schlüssel aus der Tasche ihres Kittels und legten sie auf dessen Sofa. Wolf Hetzer rief Notarzt und Krankenwagen, während Peter ihr die Beine erhöht bettete und sie langsam wieder zu sich kam.
    „Jo mei, wo bin denn i? Beim Herrn Pfarrer selig? Ach, meine Herrn, mir is a bisserl schwindelig worn. Jetzad hoab i Eahna a noch Scherereien g’moacht.“
    „Das ist nicht so schlimm, Frau Brüderl, der Arzt wird gleich hier sein. Ich glaube, wir haben Sie zu sehr beansprucht.“
    „Seit dem Herrn Pfarrer sein Tod bin i net mehr die Oide. Des hoat mit Eahna nix zum dua.“
    „Frau Brüderl, Sie sind doch sicher einverstanden, wenn wir den Laptop von Pfarrer Fraas mitnehmen. Vielleicht finden sich dort Hinweise auf das Verbrechen, das an ihm verübt worden ist. Wir würden uns auch gerne noch ein wenig in der Wohnung umschauen.“
    „Machens nur, woas sie moana. Und nehmens des Ding nur, meine Herrn Inspektoren. Er koa eh nix mehr damit oafoanga.“
    Es dauerte nicht lange, bis Notarzt und Rettungswagen in der Fontanestraße hielten und sich um Heide Brüderl kümmerten. Sie rief ihnen noch ein „Vergelt’s Gott!“ nach, bevor sich die Türen des Krankenwagens schlossen. Immerhin regnete es jetzt nicht mehr. Hetzer dachte, dass er etwas gesagt haben musste, das sie umgehauen hatte.
    „Du, Peter, vielleicht ist da was dran, an der Homosexualität. Wenn so gar keine

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