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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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sich zu Hause. Ab und zu traf sie sich jetzt mit der dicken Iris. Ein Außenseiter in der Klasse wie sie selbst. Iris sah gern fern, vor allem Western. Bei „Winnetou III” hatte sie geheult. Das konnte Susi verstehen. Ansonsten hatten sie nicht viele Gemeinsamkeiten, aber sie standen in den Pausen auf dem Schulhof nicht allein und das schaffte Verbundenheit.
    Susis Eltern hatten den ersten Kuss durchs Fenster gesehen. Sie beobachteten auch, dass sich Susi mehr und mehr in ihr Zimmer und in sich selbst zurückzog.
    „Wir werden bald mit ihr über Verhütung reden müssen. Ich möchte, dass sie Bescheid weiß, bevor sie mit Jungen ihre ersten richtigen Erfahrungen macht!“, sagte Vater.
    „Ach, das ist noch zu früh“, meinte Mutter, „sie ist noch ein Kind, glaub mir. Wenn sie ihre erste Regel bekommt, ist das früh genug. Sie hat ja noch nicht einmal Haare unter den Achseln.“
    „Aber sollten wir sie nicht auch darauf vorbereiten?“
    „Ich weiß nicht. Bei mir kamen die Blutungen auch erst sehr spät. Wir sollten sie nicht beunruhigen. Es reicht, wenn wir das Thema ansprechen, nachdem sie wenigstens zwölf geworden ist.“
    „Wie du meinst.“
    Susi war natürlich nicht verborgen geblieben, was die Mädchen in ihrer Klasse so tuschelten. Manche hatten schon Flaum unter den Armen. Sie verglichen sich untereinander bei jeder Sportstunde. Andere gaben damit an, dass sie schon längst ihre Tage hätten und fühlten sich damit, als seien sie in eine höhere Liga aufgestiegen. Iris und Susi gehörten zu den Jüngsten in der Klasse. Und während Iris wenigstens eine Spur einzelner Haare vorweisen konnte, blieb Susis Haut glatt wie ein Kinderpopo.

Kopflos
    Als Hetzer und Kruse am alten Ziegeleiteich ankamen, war bereits alles hell erleuchtet. Riesige Scheinwerfer im Uferbereich tauchten die Umgebung in tageslichtähnliche Verhältnisse. Die Kollegen der KTU und der Rechtsmedizin waren beschäftigt und hatten wegen des einsetzenden Regens ein Zelt über dem Tatort aufgeschlagen. Am Rand der Überdachung berieten sich die Hauptkommissare Bernhard Dickmann und Ulf Hofmann. Beide kannte Wolf Hetzer gut. Mit Dickmann hatte er lange Jahre im Team gearbeitet. Hofmann war aus dem Harz zugezogen und hatte einige Zeit in Stadthagen Dienst getan.
    „Mensch, Wolf, dass es dich mal über den Berg weht“, freute sich Dickmann sichtlich. Er tätschelte seinem früheren Partner die Schulter. „Geht es dir wieder besser?“„Geht so.“
    „Was verschafft uns denn die Ehre? Du kommst doch bestimmt nicht aus Neugier hierher, oder?“
    „Das ist eine lange Geschichte, die ich dir jetzt nicht so schnell erklären kann. Wir haben den Verdacht, dass eure Leiche in eine Reihe von Morden passt, in der wir seit einiger Zeit ermitteln. Leider erfolglos bis jetzt, wie du siehst. Darum muss ich dringend mit Mica sprechen, wenn ihr erlaubt. Danach erkläre ich euch alles, aber am besten im Präsidium. Der Regen wird nicht weniger.“
    „Welches zarte Stimmchen säuselt da meinen Namen?“
    Mica erhob sich unter der Plane, strich die Kapuze etwas aus dem Gesicht und grinste.
    „Mir bleibt auch nichts erspart. Hetzer, was willst du hier? Jetzt haben wir schon mal einen Mord in Bückeburg und trotzdem muss ich dich am Tatort sehen.“
    „Tut mir leid, Mica, du wirst mich nicht los. Was kann ich dafür, dass du für den kompletten Bereich Weserbergland und Schaumburg zuständig bist. Hättest du was Ordentliches gelernt, müsstest du jetzt nicht hier im Dreck knien.“ Hetzer war beglückt über diese gelungene Retourkutsche.
    „Jetzt geht das schon wieder los!“, seufzte Peter. „Immer dasselbe mit den beiden.“
    „Dann hast du ja auch nichts Ordentliches gelernt! Der Mörder übrigens auch nicht. Wenigstens nicht sein Handwerk als Henker.“ Mica zeigte auf den Halsstumpf. „Guckt mal hier. Drei Versuche, bis der Kopf endlich ab war. Aber das ist den Scharfrichtern früher auch passiert. Wusstet ihr, dass Heinrich der VIII. extra einen Henker aus Frankreich kommen ließ, der es verstand, mit dem Schwert umzugehen? Damals, meine ich, als er Anna Boleyn hinrichten ließ. Die Äxte waren wohl nicht immer so scharf. Und er liebte sie offensichtlich wirklich.“
    „Mica, du bist echt unmöglich.“
    „Das sind alles Tatsachen, meine Herren. Wenn ihr den Mörder verstehen wollt, müsst ihr denken wie er. Ich helfe euch dabei und stelle euch mein Wissen zur Verfügung. Der erste Schlag mit der Axt – ich vermute, dass es eine war,

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