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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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und auf dem Gehsteig wichen einfach aus, wenn die zwei Amerikaner vorbeikamen, aber viele Kinder trabten lächelnd neben ihnen her - wie die irakischen Kinder hatte auch Evan inzwischen gelernt, dass amerikanische Soldaten eine unerschöpfliche Quelle für Süßigkeiten waren, die aus ihren MREs stammten. Evan hatte jedoch keine Süßigkeiten bei sich, und er wollte so schnell wie möglich in die Grüne Zone kommen, weshalb er sich weiter durch den Menschenstrom zwängte.
    Währenddessen redete Ron Nolan munter weiter. »Jack ging es wirklich nicht besonders, nachdem er sich hatte auszahlen lassen. Er hatte schon einige Zeit versucht, in San Fran einen Sicherheitsdienst zu gründen - speziell in Hinblick auf die Wasserversorgungsproblematik und die ganze Terrorismusgeschichte -, aber er kam auf keinen grünen Zweig. Dann fällt Bagdad, und was macht Jack? Das Gleiche wie Mike Battles von Custer Battles. Setzt sich mit seinen letzten paar hundert Dollar ins Flugzeug und fliegt hier rüber, um sich nach geschäftlichen Perspektiven umzusehen.« Nolan breitete theatralisch die Arme aus. »Et voilà! Ein paar Monate später, sechzehn Millionen Dollar.«
    »Einfach so?«
    »Fast. Jack kannte noch ein paar Leute aus seiner Zeit bei der Army, und die machten ihn auf den Flughafenjob aufmerksam und überredeten den zuständigen Mann, Jack ein Angebot machen zu lassen.«
    »Aber wie hat er den Auftrag bekommen?« Gegen seinen Willen ließ sich Evan von Nolans Geschichten und seinem Enthusiasmus mitreißen. »Ich meine, er hat doch wohl gegen
die ganzen Branchenriesen geboten, oder nicht? Halliburton, Blackwater, KBR.« KBR war Kellogg, Brown and Root. Wobei KBR, was Evan nicht wusste, eine Tochter von Halliburton war und nicht wirklich ein selbstständiges Unternehmen.
    »Klar. Und vergiss Dyncorp und Armour Group International nicht. Die dicken Fische. Nicht zu reden von Custer Battles - entsprechend haben sie uns ja auch zugesetzt. Aber Jack konnte sich durchsetzen und hat die Hälfte des Auftrags an Land gezogen.« Die Erinnerung daran entlockte Nolan sogar im Tohuwabohu des Bagdader Nachmittagsmarkts ein Grinsen.
    »Und wie sah sein Angebot aus?«
    »Na ja, zuallererst war es natürlich sehr niedrig, aber das lag vor allem daran, dass er keinerlei Anhaltspunkte hatte und nicht wusste, was die Sache wert war. Aber der Hauptfaktor war die Zeit. Er sicherte ihnen zu, binnen zwei Wochen fast einhundertfünfzig Mann bereitzustellen.«
    »In zwei Wochen?«
    »In zwei Wochen.«
    Sie gingen ein paar Schritte weiter, bis Evan nicht mehr anders konnte. »Wie wollte er denn das schaffen? Womit wollte er sie bezahlen? Und überhaupt, wen wollte er anstellen? Ihr hattet doch in San Francisco keine hundertfünfzig Mitarbeiter, die ihr einfach mal auf die Schnelle nach hier ausfliegen konntet, oder?«
    Nolan lachte schallend. »Soll das ein Witz sein? Er hatte genau drei Leute in San Francisco. Und er hatte sie im Juni mit seinen Kreditkarten bezahlt. Wenn aus der Sache hier nichts geworden wäre, hätte er den Laden dichtmachen können. Aber es hat hingehauen.«
    »Und wie hat das funktioniert?«

    Inzwischen hatten sie den Kontrollpunkt fast erreicht. Die Autoschlange hatte sich dagegen nicht von der Stelle bewegt. Nolan blieb stehen und sah Evan an. »Das ist das wirklich Verrückte. Jack bekam keinen Kredit mehr. Zu Hause wollte ihm kein Schwein mehr Geld leihen, also flog er wieder hierher und überredete die CPA, ihm zwei Millionen Vorschuss zu zahlen.«
    »Zwei Millionen?«
    »In bar«, fügte Nolan hinzu. »In neuen Hundert-Dollar-Scheinen. Jack packte sie in einen Koffer und flog nach Jerusalem, wo er das ganze Geld auf der Bank einzahlte, dann rief er mich an und sagte mir, ich sollte auf der Stelle hier rüberkommen. Er war im Geschäft.«
    Am Tor zückte Nolan nur seine Papiere, und trotz der vielen Wartenden, die den Kontrollpunkt passieren wollten, wurden die beiden Männer auf der Stelle durchgewinkt - sogar die einfachen Wachsoldaten schienen zu wissen, wer er war. Sie überquerten eine riesige Fläche von mindestens zweihundert Metern Seitenlänge, auf der jede Menge Panzer standen, und dahinter befand sich ein palastartiger weißer Prunkbau, der, aus der Nähe betrachtet, stummes Zeugnis des Bombenhagels ablegte, von dem die Stadt in den vergangenen Monaten heimgesucht worden war - die Fenster immer noch von Explosionen zersprungen, die Wände von den Einschlaglöchern von Granaten, Kugeln und Schrapnell übersät.
    Im

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