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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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war.
    An diesem Tag hatte er den Auftrag, durch Bagdad zu der siebzig Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegenen Balad Air Base, die den Spitznamen Anaconda hatte, zu fahren und dort einen gewissen Ron Nolan abzuholen, einen hochrangigen Mitarbeiter Allstrongs, der in der vergangenen Woche im Norden und Westen des Landes potenzielle Luftstützpunkte ausgekundschaftet und auf ihre Eignung untersucht hatte.
Anschließend sollte er Nolan im CPA-Hauptquartier im Zentrum von Bagdad abliefern und ihn, sobald er dort fertig war, bis Einbruch der Dunkelheit zum Baghdad International Airport BIAP zurückbringen.
    Die Strecke, die es dabei insgesamt zurückzulegen galt, betrug etwas mehr als hundertfünfzig Kilometer, und Evan standen dafür zwölf Stunden Tageslicht zur Verfügung, trotzdem wollte er keine unnötigen Risiken eingehen. Die Movement Control hatte seinem Konvoi grünes Licht erteilt, und er setzte sein ganzes Arsenal - die drei Humvees - dafür ein und blies um nulldreihundert zum Aufbruch. Jeder seiner Humvees hatte einen Fahrer und einen Beifahrer, der unter anderem dafür zuständig war, dem dritten Mann, dem MG-Schützen, dessen Oberkörper zur Hälfte durch das Loch im Dach des Gefährts ragte, Munition zuzuführen. Die drei schwer bewaffneten Männer wechselten sich von Einsatz zu Einsatz bei ihren Aufgaben ab. Unter Berufung auf seinen Dienstgrad hätte Evan nie den Posten des MG-Schützen einzunehmen gebraucht - als Lieutenant war sein offizieller Aufgabenbereich der des Konvoi-Kommandeurs oder Funkers -, aber er fuhr ganz bewusst in jedem der drei Wagen mit und übernahm auch den Posten des MG-Schützen, wenn er an die Reihe kam.
    Diesmal saß er im ersten Wagen als Beifahrer auf dem Rücksitz. Wegen der einstündigen Verkehrssperre schaffte es der Konvoi nicht vor acht Uhr durch Bagdad und brauchte für die siebzig Kilometer zu dem riesigen Anaconda-Stützpunkt, der bald in »Mortaritaville« umbenannt werden sollte, noch einmal gut drei Stunden. Auch ohne Autobomben bewegte sich der Verkehr auf Bagdads wichtigster Nachschubader nur im Schritttempo voran, was angesichts der sechzehntausend
Flüge, die Anaconda monatlich zu bewältigen hatte, nicht weiter verwunderlich war.
    Nachdem sie das Eingangstor passiert hatten, fuhr Evans Fahrer und Stellvertreter, Sergeant Marshawn Whitman, knapp einen Kilometer durch eine Stadt aus Zelten und Wohnwägen, bevor sie eine Kreuzung mit einem Hinweisschild erreichten, demzufolge das Hauptquartier des Stützpunkts eineinhalb Kilometer rechts von ihnen lag. Whitman fuhr jedoch nicht sofort in die angegebene Richtung. Stattdessen schaute er durch das offene Fenster nach links auf zwei Zelte an der Ecke. Auf einem prangte das Burger King-Logo, auf dem anderen das von Pizza Hut. »Sehe ich das wirklich, Sir, oder träume ich nur? Sind wir hier nicht in einem Krieg? Ist es nicht gerade mal - wie lang? - zwei Monate her, dass wir in Bagdad einmarschiert sind? Darf ich kurz aussteigen und mir schnell einen Whopper holen?«

    Als Evan vor dem Zelt, in dem sich das Hauptquartier befand, Ron Nolan die Hand schüttelte, hatte er sofort den Eindruck enormer gebändigter Kraft. Nolan war etwa eins fünfundsiebzig groß und von den Schultern abwärts nichts als Muskeln. Kantiges Kinn, das helle Haar militärisch kurz. Er trug eine Seitenwaffe und eine Army-Tarnweste mit Kevlarverstärkung über seinem Khakihemd. »Leff-tenant.« Nolan sprach das Wort in einem dröhnenden Bass nach englischer Manier aus und begann mit einem breiten Grinsen neben Evan herzugehen. »Ich weiß Ihre Pünktlichkeit zu schätzen. Zeit ist schließlich Geld, und das nirgendwo mehr als hier und jetzt. Ich hoffe, die Klimaanlage Ihrer Limousine taugt was.«
    Evan ging unwillkürlich langsamer. Sein Kopf zuckte zur Seite. »Ähm, Sir …«

    Aber Nolan schlug ihm mit einem schallenden Lachen auf den Rücken. »Keine Angst, war nur ein Witz. So ein Humvee ist wie eine zweite Haut für mich. Wissen Sie, dass wir einen Zischenstopp in Bagdad einlegen müssen?«
    »So lautet meine Order, ja, Sir.«
    Nolan blieb stehen und legte Evan die Hand auf den Arm. »Immer mit der Ruhe, Lieutenant. Ein bisschen nervös?«
    »Alles bestens, Sir. Ich müsste nur lügen, wenn ich behauptete, dass ich mich in Bagdad besonders wohlfühle.«
    »Na ja, lang werden wir dort auch nicht bleiben, wenn es sich irgendwie machen lässt, und ich glaube, es lässt sich machen. Jack Allstrong versteht es hervorragend, den Dingen die

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