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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nassen Blätter an seinem Gesicht abstreifte, und blickte sich müde um. Er saß auf der Ladefläche seines Kohlenkarrens, so weit, so gut, aber wo war die Hütte? » Blöder Gaul«, murmelte er, schob sich langsam vom Karren, rutschte auf dem aufgeweichten Boden aus und fiel auf die Knie. Der grobe Sack, auf dem er geschlafen hatte, rutschte nach, und Grams war für einen Moment versucht, ihn ganz herunterzuziehen, auszubreiten und sich daraufzulegen. Er schloss die Augen, denn alles drehte sich. » Schlachten sollte ich dich, Haam, du Mistvieh«, murmelte er. Er zog sich ächzend am Karren hoch und sah sich noch einmal um. Birken und dichtes Unterholz säumten den Pfad, fahles Laub fiel von den Bäumen, und alles war entsetzlich nass, selbst seine eigene Kleidung, wie er missgelaunt feststellte. Zwischen großen Findlingen rauschte der Bach, sein Pferd hatte also an der Furt angehalten, aber Grams war noch zu schlaftrunken – und er war nicht nur vom Schlaf trunken –, um den Grund dafür zu verstehen.
    Er rief sich die vergangene Nacht in Erinnerung. Er war im Blauen Ochsen gewesen, wie so oft, mit anderen Handwerksmeistern. Karten hatte man gespielt und über die schlechten Zeiten geklagt. Wie immer war er ein wenig länger geblieben und hatte getrunken, bis er den Schmerz und den Kummer seines Lebens, wenn schon nicht ertragen, so doch wenigstens vergessen konnte. Jemand, vermutlich der Wirt, hatte ihn irgendwann zum Karren gebracht und das Pferd auf den Weg geschickt. Der Gaul war nicht blöd, er fand den Weg zum Stall. Meister Grams erinnerte sich schwach, dass die Wachen am Tor irgendetwas zu ihm gesagt hatten, aber er wusste beim besten Willen nicht mehr, was das gewesen sein könnte. Er zuckte mit den Achseln. Es war doch auch gleich, was sie sagten, was wussten die schon? Auf jeden Fall hatten sie ihn, wie üblich, erst mit dem Morgengrauen hinausgelassen, denn vorher durften sie das Tor nicht öffnen. Also war eigentlich alles so, wie es eben sonst auch war, nur dass Haam nicht zum Stall gelaufen war. Grams blinzelte in den blassblauen Himmel. Seine Kleider waren nass, vermutlich, weil er in den Regen geraten war, und er fror. Er hätte längst zuhause sein müssen. Warum nur war der blöde Gaul stehengeblieben?
    Grams hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund, seine Kehle war rau, und er verspürte großen Durst. Aber zunächst lehnte er sich an einen der Findlinge und schlug auf schwankenden Beinen sein Wasser ab. Erst dann tastete er sich am Karren vorsichtig nach vorne, um nachzusehen, was Haam aufgehalten hatte. Der Bach führte reichlich Wasser, aber die Furt schien passierbar. Das Pferd wandte den Kopf und blickte ihn stumm an. Er hätte den Gaul gern angeschrien, aber dazu war ihm der eigene Schädel noch zu schwer. Schon das Gurgeln des Baches zwischen den Felsen dröhnte viel zu laut in seinen Ohren. Also begnügte er sich damit, dem Gaul beruhigend auf das Hinterteil zu klopfen. Dann entdeckte er den Schatten. Er lag auf dem schnell fließenden Wasser und gehörte irgendwie nicht dorthin. Heiram Grams blinzelte zweimal. Was warf diesen Schatten? Dort gab es weder Felsen noch einen Busch, außerdem stand die Sonne noch viel zu tief. Sah er nicht recht? Er trat näher heran und hielt sich dabei am Pferdegeschirr fest, denn er fühlte sich immer noch schwach. Er blinzelte noch einmal, und dann war der Schatten verschwunden, und stattdessen lag ein lebloser Körper im flachen Wasser.
    Köhler Grams blieb verblüfft stehen. Er blinzelte wieder, aber zu seinem Bedauern blieb der Körper, wo er war, und löste sich nicht etwa in Nichts auf. Er nickte düster. Das hatte ihm noch gefehlt. » Du bist mir keine Hilfe«, murmelte er und meinte sein Pferd. Dann beugte er sich vornüber, um den Regungslosen auf den Rücken zu drehen. Dabei wurde ihm übel, und er übergab sich in den Bach. Er rutschte aus und landete auf allen vieren im kalten Wasser. Einige Sekunden blieb er in dieser Haltung, weil sich der Bach unter ihm zu drehen schien, dann kam er fluchend wieder hoch. Das eiskalte Wasser vertrieb für einen Augenblick die bleierne Schwere aus seinem Körper. Er starrte den Fremden an – es war ein junger Mann, dem das lange schwarze Haar im Gesicht klebte. » Du bist nicht von hier, oder?«, fragte er, aber der Fremde antwortete nicht. Er tastete den Körper ab. Er war kalt, aber Grams spürte einen Herzschlag. Er murmelte wieder einen Fluch, denn jetzt musste er etwas unternehmen. Er drehte den

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