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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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wie mir alles, was mit Mathe zu tun hatte, nicht in den Kopf gehen wollte, konnte er schlichtweg nicht begreifen, dass ich die für ihn einfachste Sache der Welt nicht verstand. Also fing er wieder von vorne an und ich lächelte ermunternd, bis er mir eine Frage stellte, die ich nicht beantworten konnte.
    Obwohl Bjarne von meinen Eltern dafür bezahlt wurde, dass er sich mit mir herumschlug, litt ich Höllenqualen. Zum einen lag das an dem vorwurfsvollen Blick, mit dem Bjarne - der in Kunst übrigens ein völliger Versager war! - mich durch seine Brillengläser betrachtete. Zum anderen an Sam, der ebenfalls jeden Donnerstagnachmittag mit den Roger-Zwillingen aus der Elften zusammensaß und ihnen half, die Noten ihres Matheleistungskurses zu verbessern.
    An diesem Nachmittag stand zudem viel auf dem Spiel, denn am morgigen Freitag würde ich eine Mathearbeit schreiben müssen, deren Ausgang darüber entschied, ob ich mit Hängen und Würgen eine Gerade-noch-einmal-gut-gegangen-Note hinlegen oder schlicht untergehen würde. Alle Zeichen standen auf Untergang. Bjarne schätzte das offensichtlich genauso ein, denn unter dem Rahmen seiner Brille leuchteten hektische Flecken auf. Außerdem wurde er immer einsilbiger, je öfter wir dieselben Übungen durchgingen, ohne dass sich ein nennenswerter Erfolg einstellte. Es war Bjarne anzusehen, dass er die Nase von mir vollhatte. Das waren die paar lumpigen Scheine, die ihm die Nachhilfe einbrachte, eindeutig nicht wert.
    Als er mit einer genuschelten Entschuldigung nach draußen verschwand, um eine Zigarette zu rauchen, war ich mit der Pause mehr als einverstanden. Mein Gehirn hatte ganz bestimmt nicht vor, ausgerechnet jetzt den entscheidenden Schritt voran zu tun. Wie zum Beweis wanderten meine Gedanken zu den verhältnismäßig kurzen Haarsträhnen, die seit gestern meinen Kopf bedeckten. Wie hatte das nur passieren können?
    Ich hatte am Nachtmittag auf meinem Bett gesessen und zum hundertsten Mal versucht, diese elenden Matheaufgaben wenigstens ansatzweise zu begreifen. Nur ein kleines bisschen hätte mir ja schon genügt. Außerdem musste ich immer wieder zu meinem Schreibtisch rüberblicken, auf dem sich einige bereits vergilbte Mädchenbücher angehäuft hatten, die ich eigentlich längst auf dem Flohmarkt verkauft haben wollte. Mein Blick war über ein Foto geglitten, das Lena mit ihrer Fuchsstute Artemis zeigte. Der Rahmen mit dem Glitzerstaub war einfach daneben, auch wenn ich ihn vor einem Jahr noch todschick gefunden hatte. Genau wie die getrockneten Rosen am Spiegelrahmen und meine Pony-mit-Pferdeschwanz-Frisur, die mir mit einem Mal wie der Inbegriff des Kleinmädchendaseins erschien. Bevor ich mich versah, hatte ich dem Pferdeschwanz mit meiner Papierschere ein Ende bereitet. Meine Mutter hatte dann den spärlichen Rest an Haaren in Form geschnitten, während sie mir immer wieder aufs Neue erklärte, dass das ja wohl mal höchste Zeit gewesen sei. Mein Vater sah das wohl anders, denn nachdem ich ihm mit meinen streichholzkurzen Haaren unter die Augen getreten war, hatte er nur ein »hübsch« herausgebracht. Nun gut, schließlich hatte ich schon ausreichend für uns beide geheult. Rufus’ Kommentar hingegen hatte schlicht gelautet: »Dann brauchst du jetzt morgens ja nicht mehr so lang im Badezimmer. Finde ich gut.«
    Nun saß ich also hier mit meinen kurzen Haaren und meinem gerupften Ego. Zu allem Überfluss fühlten sich meine Wangen von dem aufmunternden Lächeln, mit dem ich Bjarne bei Laune zu halten versucht hatte, wie erstarrt an. Ich schlug beide Hände vors Gesicht und zog in ihrem Schutz ein paar Grimassen, als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte. Ertappt ließ ich die Hände sinken und blickte Sam ins Gesicht, der mich halb nachdenklich, halb belustigt ansah.
    »Mila.«
    Er sagte zum ersten Mal meinen Namen.
    Unwillkürlich stiegen mir Tränen in die Augen. Einfach so. Trotzdem konnte ich mein Gesicht nicht abwenden. Einen Augenblick lang befürchtete ich, Sam könnte sich umdrehen und einfach gehen. Heulende Teenagermädchen, die kein Wort herausbekamen, waren bestimmt nicht nach seinem Geschmack. Aber stattdessen setzte er sich auf einen Stuhl und schenkte mir ein freundliches Lächeln.
    »Liegt es an Bjarne oder doch bloß an den Trigonometrie-Aufgaben?«
    Ich brachte ein klägliches »beides« hervor, das ich sofort bereute. »Aber Bjarne gibt sich wirklich Mühe. Ich verstehe es bloß nicht.«
    Sam nickte verständnisvoll, während

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