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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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sollten es trotzdem tun. Sie wusste schon damals gar nichts. Ich erinnere mich an ein zähes Gespräch ohne Nährwert. Wir sollten auch mit diesem Freier sprechen, dessen Computer wir damals untersucht haben. Möglicherweise ergeben sich durch den neuen Fall andere Gesichtspunkte“, gab Wolf Hetzer zu bedenken.
    „Diese Fotos sind immer noch ganz schön krass, findest du nicht auch?“ Peter runzelte die Stirn.
    „Ja, dieser Halsschnitt war so massiv“, antwortete Wolf, „ich erinnere mich noch daran, wie Nadja gesagte hat, dass derjenige nicht zum ersten Mal so vorgegangen sein konnte. Sonst hätte es mehrere Schnitte gegeben. Nur wer genau weiß, welchen Druck er ausüben muss, kommt mit einer Schnittführung aus. Sonst hätten wir etliche Fehlversuche in Form von unterschiedlich tiefen Wunden gehabt.“
    „Du meinst wirklich, dass diese Silke nicht sein erstes Opfer gewesen ist?“, wollte Peter wissen.
    „Es sieht so aus, oder er hat woanders geübt!“, sagte Wolf mit einem schiefen Lächeln.
    „Klar“, erwiderte Peter, „wahrscheinlich bei Nadja in der Rechtsmedizin oder beim Bestatter. Die Leichen sagen ja dann auch nichts mehr dazu, und man kann nachsehen, ob man alle Leitungen gut erwischt hat.“
    „Peter, du bist mal wieder unbeschreiblich ekelig. Auf was für Ideen du kommst. Du brauchst dringend eine Frau, damit das aufhört.“
    „Danke für den guten Rat. Den gibt mir ja der Richtige. Wie war das noch mit Moni? Wo ist sie gleich noch?“, legte Peter den Finger in Hetzers Wunde.
    „Auf Teneriffa, und da werde ich bald hinfliegen“, sagte Wolf.
    „Vorerst wohl nicht“, wandte Peter ein und zerstörte den wohligen Gedanken, „wenn ich an die Ermittlungen denke, könnte ich mir vorstellen, dass sie uns ganz schön in Atem halten werden. Vergiss also deine Pläne.“
    Mit einem bösen Blick sagte Wolf: „Lass mal gut sein, wir werden sehen. Jetzt packen wir die Unterlagen ein und fahren zu Ulf und Bernhard. Ich denke, es wird gut sein, eine zentrale Anlaufstelle zu haben. Die ganze Sache ist mir so durch den Kopf gegangen, und ich glaube wirklich, dass die Fälle zusammenhängen. Für mich ist es also keine Frage mehr ob, sondern vielmehr warum. Ich möchte begreifen, was dahintersteckt und wie man ihn packen kann.“

Silvester
    Der letzte Tag des Jahres 1985 war ein herrlich sonniger und schneebedeckter. Für Rieke begann er dennoch mit sehr gemischten Gedanken. Sie fühlte sich aus ihrer eigenen Wohnung herauskomplimentiert.
    „Ich komme sowieso mit ihr!“, hatte er gesagt, „ganz gleich, ob du da bist oder nicht. Wenn du Sarah nicht begegnen willst, dann sieh zu, dass du weg bist, wenn wir kommen.“
    Was hatte Rieke also für eine andere Möglichkeit, als aus den eigenen vier Wänden zu flüchten? Mit einer Bekannten und deren Freund zog sie später am Abend los. Ihre Sachen zum Übernachten hatte sie zuvor schon in die WG gebracht. Sie konnte das Bett von Wiebke nehmen. Wiebke würde nebenan schlafen und sich die Nacht mit Freund und Hund und Schlange teilen.
    Zuerst hatte sie es für einen Scherz gehalten. Aber tatsächlich lag hinter dem Bett längs an der Wand eine riesengroße Würgeschlange und verdaute auf einer Länge von vier Metern. Die Haut, die sie vor einiger Zeit einmal abgestreift hatte, hing als Deko an der Wand. Rieke wurde etwas mulmig. Sie war froh, dass das Nachbarzimmer eine Tür hatte. Der Hund war zwar groß, aber freundlich. Wiebke hatte ihr einmal erzählt, dass er durchaus Interesse an ihrem Körper hatte, wenn sie das Bett miteinander teilten, aber sie verdrängte den Gedanken wieder.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr zogen sie los durch die Gassen und Straßen von Hannover. Sie ließen sich von Kneipe zu Kneipe treiben und strandeten schließlich zufällig in einer, die von einem Pärchen bewirtschaftet wurde, das sie aus Bückeburg kannte. In Gedanken an die ehemalige Residenzstadt floss so mancher Tropfen die Kehlen hinunter. Dies führte dazu, dass der Abend nicht ohne gebeutelten Magen zu Ende ging, aber Rieke hatte allen Grund, diesen Jahreswechsel in Selbstmitleid zu ertränken. Vielleicht wäre sie vorsichtiger gewesen, wenn sie gewusst hätte, wie widerlich die Toiletten der Wohngemeinschaft waren, die sie später benutzen musste.
    Auch in dem klammen Zimmer hielt sie es kaum aus. Sie wusste hinterher nicht mehr, wie sie die Zeit herumbekommen hatte. Gegen Mittag floh sie aus Wiebkes Wohngemeinschaft in ein Zuhause, das nunmehr durch die Anwesenheit der

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