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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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der Sonne lauwarm geworden war. Dann ließ er den Motor an und scherte hinter Elise Grays BMW aus.
    Drei Fahrzeuge hinter ihnen folgte ein marineblauer Crown Vic mit den FBI-Agenten Maller und Holmes.
    Elise fuhr ziellos durch die Stadt. Auf der Suche nach Hayley ließ sie den Blick über die Bürgersteige schweifen, als würde ihre Tochter an irgendeiner Ecke stehen und darauf warten, in den Wagen springen zu können.
    Wieder erklang die Melodie aus der Sesamstraße. Elise drückte sich das Handy ans Ohr.
    »Ja?«
    »Wo bist du jetzt, Mutti?« Die ruhige Stimme des Mannes jagte Elise einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Ecke Zweite Avenue und Dreiundsechzigste.«
    »Dann fährst du jetzt Richtung Süden, biegst links auf die Neunundfünfzigste ab und fährst über die Brücke.«
    »Links auf die Neunundfünfzigste und über die Brücke«, sagte Elise. »Ist gut.«
    »Braves Mädchen.« Der Mann unterbrach die Verbindung.
    Elises BMW, gefolgt von den zwei Polizeiwagen, fuhr über die Brücke zum Northern Boulevard East – das Schicksal eines jeden, der Donald Riggs in die Hände fiel.
    Er rief Elise ein letztes Mal an. »Bieg links auf den Francis Lewis Boulevard ein«, sagte er, »dann auf die Neunundzwanzigste. Ich sehe dich dann schon. Und immer schön allein bleiben, kapiert?«
    Elise bestätigte.
    Joe und Danny, die mitgehört hatten, schauten sich an.
    »Bowne Park«, sagte Joe und rief übers Handy den Chef der Sonderkommission an, Lieutenant Crane. »Sieht so aus, als würde er das Mädchen im Bowne Park absetzen. Kannst du ein paar Kollegen aus dem hundertneunten Distrikt hinschicken?«
    Donald Riggs fuhr zügig; sein Blick glitt über die Straßen und die Menschen, während seine linke Hand über die rauen Narben auf seiner Wange strich, die mittlerweile verblasst waren und sich nur noch als helle Flecken von der gebräunten Haut abhoben. Die dunklen Augen weit aufgerissen, betrachtete er sich im Innenspiegel und strich mit den Fingern über die Rillen, die der breit gezinkte Kamm in sein mit Gel und Spray gestyltes Haar gezogen hatte. Im Nacken hatte er das Haar, das dicht über dem Hemdkragen endete, zur Mitte hin frisiert. Außerdem hatte er Aftershave aufgetragen und mit Zimtmundwasser gegurgelt.
    Riggs nickte zufrieden und drehte sich zu dem Mädchen um, das hinten im Wagen unter einer stinkenden Decke auf dem Boden lag.
    Es war 16.30 Uhr. In der Wache des zwanzigsten Distrikts, die Lieutenant Terry Crane leitete, saßen fünf Detectives, als Old Nic zur Tür schlurfte und sein ergrautes Haar glatt strich. Vielleicht reden sie gerade über meine Verabschiedung, überlegte Nic, kniff die grauen Augen zusammen und lauschte den leisen Stimmen, die aus dem Büro drangen.
    Wenn diese Kerle ihm zur Pensionierung eine Stiluhr schenkten, würde er sie umbringen. Eine schicke Armbanduhr wäre ja noch okay; noch besser würde es Nic allerdings gefallen, wenn Joe Lucchesi seine Andeutungen aufgeschnappt und weitererzählt hätte: Old Nic hatte vor, seine Memoiren zu schreiben, und zwar mit einem teuren Kugelschreiber aus Silber.
    Als Nic nun seine knöcherne Schulter gegen die Tür drückte, verrutschte die Dienstmütze auf seinem schmalen Kopf. Er hörte, wie Crane die Detectives instruierte.
    »… haben soeben erfahren, dass der Täter in Richtung Bowne Park in Queens fährt, haben aber noch keine Informationen über die Identität des Mannes. Unsere Befragungen in der Gegend haben nichts ergeben, und am Tatort wurde nichts Aufschlussreiches gefunden. Der Kerl ist aus dem Wagen gesprungen, hat sich das Mädchen geschnappt und ist davongerast. Wir wissen nicht einmal, was für einen Wagen er gefahren hat. Der Vater des Mädchens hielt sich in der Eingangshalle seines Hauses auf, als es passierte, und hat nur noch das Kreischen der Reifen gehört. Auch die Untersuchung des Pakets, das der Bursche am nächsten Tag abgeliefert hat, hat nichts ergeben. Die Jungs im Labor haben bloß ein paar Fasern von der Kassette gefunden. Keine Fingerabdrücke, kein nichts.«
    Old Nic öffnete die Tür und steckte den Kopf ins Zimmer. »Wo wurde das Mädchen entführt?«
    »An der Ecke Zweiundsiebzigste und Central Park West«, sagte Crane.
    »Wenn der Kerl jetzt zum Bowne Park unterwegs ist«, sagte Nic, »dürfte ihm die Gegend vertraut sein. Ich war früher im siebzehnten Distrikt. An der Ecke Zweiundvierzigste und Zweite ist eine Radarfalle. Falls der Hurensohn eine rote Ampel überfahren hat, haben wir vielleicht ein

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