Schattenwandler 01. Jacob
erkannte voller Entsetzen, dass er gerade ihren Ältesten bedroht hatte.
„Ach, zum Teufel“, seufzte Jacob und wandte sich ab. „Ich … gehe einfach woanders hin.“
Jacob verschwand in einer Wolke aus Staub und ließ sich vom schnellsten Windstoß davontragen, den er fand.
Verblüfft sah Isabella Gideon an.
„Der Mond hat einen Einfluss, den selbst du nicht besiegen kannst, Druidin“, erklärte er. „Du kannst verhindern, dass er die Kontrolle verliert und mit seinen Fähigkeiten irgendwelchen Schaden anrichtet, aber deine Nähe beeinflusst nur den Ausdruck seiner Kraft, nicht das Tier in ihm oder die Instinkte, die es mitbringt. Offen gesagt bin ich überrascht, dass ich noch alle Finger habe.“
Bella schnappte nach Luft, und ihre Augen weiteten sich plötzlich.
„Keine Angst, Vollstreckerin. Ich bin sicher, Noah und Legna hätten mich beschützt.“
„Darum geht es nicht“, rief sie, ohne auf die milde Verwunderung zu achten, die durch den Blick des Heilers huschte. „Jacob ist weg!“
„Er hat erkannt, dass er sich nicht beherrschen kann. Es war eine weise Entscheidung.“
„Das weiß ich“, fuhr sie ihn an. „Und du bist angeblich ein allmächtiger Urältester?“ Sie verdrehte die Augen. „Ich meine, er ist verschwunden, während er direkt neben mir gestanden hat!“ Sie seufzte tief, während die anderen sie immer noch erstaunt anstarrten. „Okay … versuchen wir es mal so. Jacob … hier.“ Sie deutete auf den verrußten Boden zu ihren Füßen, wo immer noch die Abdrücke seiner Schuhe zu sehen waren. „Bella … hier. Jacob … Bella … Dämon … Druidin … Kraft … schwächende Kraft!“
„He!“, rief Legna, als ihr plötzlich ein Licht aufging. „Wie hast du das gemacht?“
„Ich … ich weiß es nicht.“
„Aber irgendwas musst du gemacht haben“, meinte Noah.
„Das hat sie“, erklärte Gideon ruhig. „Sie hat sich selbst verletzt.“
„Das habe ich“, stimmte Isabella ihm zu. Dann runzelte sie die Stirn. „Und was bedeutet das genau?“
„Wenn Schmerzrezeptoren in solcher Menge im Körper anspringen, wird der Energiefluss unterbrochen. Es ist ganz ähnlich, wie wenn Verletzungen und große Schmerzen einen Dämon daran hindern, sich zu konzentrieren. Bei dir findet allerdings alles auf einer unterbewussten Ebene statt.“
„Oh! Ich verstehe!“ Isabella lächelte triumphierend. „Äh … du heilst mich jetzt lieber, solange das noch funktioniert. Ich kann Jacob in meinem Kopf murren hören.“
„Ich schlage vor, du denkst an irgendetwas anderes als daran, wie ich dich heile, Druidin. Es würde mir nicht gefallen, wenn du ihm unabsichtlich genau die Bilder schickst, von denen er Abstand zu bekommen versucht.“
„He, Bella“, meinte Legna kichernd. „Hast du in letzter Zeit zufällig rosa Elefanten gesehen?“
Isabella fand Jacob im Wald am Altar. Er saß da, den Ellbogen auf das angewinkelte Knie und das Kinn auf die Faust gestützt, während er die Wolken betrachtete, die vor dem Mond dahintrieben. Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange, während ihr neu gewachsenes Haar über seine Nase und über seinen Mund glitt wie Seide. Er hob das Kinn, öffnete die Hand und ließ die weichen Strähnen durch seine Finger gleiten.
„Du musst müde sein“, sagte er leise. „Es erschöpft einen, wenn man geheilt wird.“
„Einen bösen Nekromanten zu verprügeln sicher auch“, erwiderte sie und drückte ihre Hand auf seinen Schenkel, bis er das Bein auf den Boden stellte. Dann setzte sie sich auf seinen Schoß und schlang ihm die Arme um den Hals. Er fragte sich, ob sie auch nur die leiseste Ahnung hatte, wie gut ihm das tat. Irgendwie hatte er dabei das Gefühl, als wäre er der König ihrer Welt. Er zog sie fest an sich und presste seine Lippen auf ihre Stirn.
„Du bist der König meiner Welt“, flüsterte sie ihm zu und erwiderte seinen Kuss. „Was für ein Glück, eine so romantische und liebevolle Seele als Monarchen zu haben.“
„Und du bist die Königin, die mein Herz regiert. Bella“, fügte er eindringlich hinzu, „ich habe noch nie eine so große Nähe, eine so große Liebe erlebt. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist ein Wunder, dass ich nicht vor lauter Liebe zu dir in Flammen aufgehe.“
„Bitte, Jacob“, seufzte sie, „wenn du mich liebst, dann darfst du Worte wie ‚in Flammen aufgehen‘ nie wieder verwenden.“
Er lachte leise, küsste sie auf die Wange und auf den Hals und berührte dann sanft
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