Schattenwandler 01. Jacob
aus, schien aber im Großen und Ganzen unverletzt zu sein. Jacob war ungeheuer erleichtert. Ihre Tränen zeigten ihm nur, dass sie lebte und fühlte. Sie weinte, sie war verlegen, und aus irgendeinem Grund, den er auf den ersten Blick nicht erkennen konnte, war sie wütend auf sich selbst. Aber sie lebte und war in Sicherheit und lag in seinen Armen. Nur das zählte.
„Ich … ich habe vergessen …“, schniefte sie kläglich. „Es ist so dämlich.“ Und wieder schluchzte sie. „Ich habe vergessen, dass das Ding, nachdem du es getötet hast … in Flammen aufgeht! Oh, Jacob … Jacob, meine ganzen Haare sind verbrannt!“, jammerte sie kläglich.
Jacob wandte das Gesicht ab und versuchte mit aller Macht, nur ja nicht zu lachen. Denn wenn sie merkte, dass er das komisch fand, würde sie ihn ohne Zweifel auf der Stelle ermorden. Doch es war schwierig, denn die unglaubliche Erleichterung unterdrückte das Lachen nicht gerade, das in ihm aufstieg.
Leider hatte Noah sich nicht so gut im Griff. Er lachte auf und fing sich von seiner kleinen Schwester eine Kopfnuss ein.
„Noah! Was fällt dir ein!“, zischte Legna.
„Es tut mir leid, Bella“, stammelte der König prustend, „aber ich kann nicht anders!“
„Gut!“, schniefte Isabella empört. „Nur zu, lacht mich aus! Ich hab es verdient.“ Sie sah zu Noah auf, und Wut blitzte in ihren Augen. „Schließlich habe ich dir auch die Haare versengt, Noah, und du hast bestimmt zweimal so dämlich ausgesehen wie ich jetzt!“
„Bella!“, keuchte Legna ungläubig und musste nun ihrerseits lachen, als das Grinsen im Gesicht ihres Bruders mit einem Schlag erstarb und er einen knallroten Kopf bekam.
Und dann lachte auch Bella. Es war ein Laut, der sich halb wie ein Kichern anhörte und halb wie ein Schluchzen.
„Ich denke, ich sehe wohl ziemlich lachhaft aus. Und ich weiß, wie sehr ihr euch bemüht, nicht zu lachen, Jacob, also gib ruhig auf.“
„Nein, ich werde dich nicht auslachen, kleine Blume. Ich bin viel zu erleichtert, dass ich dich wiederhabe.“
Mit ihren schmutzigen Händen wischte Bella die Tränen weg und verschmierte dadurch den Dreck auf ihren Wangen. Dann sah sie kleinlaut zu ihm auf.
„Können wir jetzt nach Hause? Ich muss duschen.“
„Natürlich können wir das“, sagte er und hob sie einfach mit sich hoch, als er sich wieder aufrichtete. „Du hast heute Nacht hart gearbeitet, meine kleine Vollstreckerin. Eine Dusche ist das Mindeste, was du dir verdient hast.“
„Habt ihr sie alle erwischt? Oh, natürlich habt ihr das. Ihr seid ja ihr.“ Sie schniefte die letzten Tränen weg. „Ich bin froh. Das heißt …“, plötzlich musste sie gähnen, „… Legna kann nichts mehr passieren.“
„Wir hatten Glück, dass sie letztendlich nicht besonders stark waren. Ich habe viel mächtigere Nekromanten gesehen, die nicht so leicht zu besiegen waren“, erklärte Noah düster.
„Danke, Isabella.“ Legna drückte liebevoll die Hand der kleinen Vollstreckerin. „Und mach dir keine Gedanken wegen deiner Haare. Gideon kann das in Ordnung bringen. Stimmt‘s, Gideon?“
„Wenn du es wünschst.“
Legna hielt inne, sah in die silbernen Augen des Dämons und fragte sich, warum er seine Antwort so formuliert hatte. Hatte sie es sich nur eingebildet, oder war seine Antwort an sie gerichtet gewesen und nicht an Bella? Jedenfalls wirkte er so gleichmütig wie immer, und sie schüttelte den Gedanken ab.
„Vergiss nicht“, wandte sich Legna wieder an Isabella. „Heute ist immer noch deine Hochzeitsnacht!“
„Vorausgesetzt, wir beenden die Zeremonie, bevor der Mond untergeht“, bemerkte Noah.
„Hm … ich will euch den Spaß ja nicht verderben“, meldete sich Isabella zu Wort, „aber ich glaube, ich habe mir mindestens eine Rippe gebrochen.“
„Zum Teufel!“, rief Jacob und stellte sie behutsam wieder auf die Füße. „Warum hast du denn nichts gesagt? Wenn ich dich so trage, muss das doch wehtun!“
„Ohne Frage“, stimmte Gideon ihm zu, „wenn man bedenkt, dass drei Rippen gebrochen sind und sie sich außerdem tiefe Fleischwunden zugezogen hat. Unter ihrer verkohlten Kleidung blutet sie ziemlich stark.“
„Oh. Ich schätze, deswegen tut es so weh“, bemerkte Isabella mit einem ironischen kleinen Lachen.
„Meinst du?“, fragte Legna trocken.
„In meinem Astralleib kann ich dich nicht heilen. Ich muss warten, bis du wieder in Noahs Haus bist.“
Gideon verschwand in einem Blitz aus weißem Licht.
„Der hat
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