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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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mussten sie sich ganz schön ins Zeug legen, aber mit gemeinsamer Anstrengung rollten sie die Spule vorwärts über die Blasen werfende Schutzfarbe und die lockeren Metallplatten.
    Von hier oben auf dem Deck des Tankers hatten sie einen guten Ausblick auf den Strand. Bright Sands Beach erstreckte sich bis an den Horizont, eine mit Teer verschmutzte, von Meerwasserpfützen übersäte Sandfläche. Die Wracks mehrerer Öltanker und Frachter waren hier auf Grund gelaufen. Manche waren noch völlig ganz, als hätte ein verrückter Kapitän versucht, die kilometerlangen Schiffe über den Sand zu steuern. Andere waren bereits größtenteils demontiert, und die aus ihren Eingeweiden ragenden Stahlträger wirkten wie abgenagte Knochen. Rumpfteile lagen herum wie ein filetierter Fisch: ein Kommandoturm hier, eine Mannschaftsunterkunft dort. Der Bug eines Öltankers wies direkt himmelwärts.
    Es sah aus, als wäre der Gott der Plünderer herabgestiegen und über die Schiffe hergefallen, um sie in Stücke zu reißen, und hätte die Kadaver dann achtlos beiseitegeworfen. Über jedes Einzelne der gewaltigen Schiffe schwärmten wie die Fliegen Kolonnen von Plünderern. Nagten an dem Fleisch und den Knochen aus Metall. Schleppten die Überreste der alten Welt den Strand hinauf zu den Schrottwaagen und den Schmelzöfen, die vierundzwanzig Stunden am Tag arbeiteten, um für Lawson & Carlson Profite zu erwirtschaften, der Firma, die an dem Blut und Schweiß der Schiffsbrecher bares Geld verdiente.
    Nailer und Sloth hielten einen Moment inne, schnappten nach Luft und lehnten sich gegen die schwere Spule. Nailer wischte sich den Schweiß aus den Augen. Weit draußen am Horizont, wo sich Sonne und Himmel im Wasser spiegelten, wurde der ölig schwarze Ozean allmählich blau. Wellen gischteten weiß. Die Luft hier am Strand war von schwarzen Rauchschwaden erfüllt, die von den Schmelzöfen aufstiegen, aber dort draußen konnte er Segel erkennen. Die neuen Klipper! Ersatz für die riesigen, Kohle und Öl verbrennenden Wracks, die er und seine Kolonne Tag für Tag ausschlachteten: möwenweiße Segel, ein Rumpf aus Carbon, und schneller als alles außer einer Magnetschwebebahn.
    Nailers Blick folgte einem Klipper, der über das Wasser glitt – schnittig, schnell und unerreichbar. Es war möglich, dass etwas von dem Kupfer auf seiner Spule irgendwann einmal mit einem solchen Schiff davonsegeln würde. Aber erst würde es mit dem Zug nach New Orleans transportiert, dort in den Frachtraum eines Klippers umgeladen und schließlich über das Meer in eines der Länder gebracht werden, die sich dergleichen leisten konnten.
    Bapi besaß das Poster eines Klippers von Libeskind, Brown & Mohanraj. Es gehörte zu seinem wiederverwendbaren Wandkalender und zeigte einen Klipper, über dem weit oben mehrere Parasegel schwebten, die als Segel fungierten – Segel, die Bapi zufolge bis in die Jetstreams hinaufreichten und einen Klipper mit einer Geschwindigkeit von über fünfundfünfzig Knoten über das spiegelglatte Meer befördern konnten. Die Schiffe schossen dann auf Tragflügeln über Gischt und Salzwasser, kreuzten die Ozeane nach Afrika und Indien, zu den Europäern und Japanern.
    Nailer starrte sehnsüchtig zu den fernen Segeln hinüber und fragte sich, wohin sie wohl unterwegs waren und ob es dort besser war als hier.
    Eine Stimme riss ihn unsanft aus seinen Tagträumen. » Nailer! Sloth! Wo zum Teufel steckt ihr?«
    Pima winkte ihnen, sichtlich verärgert, vom unteren Deck des Tankers aus zu.
    » Wir warten auf euch, ihr Schlafmützen!«
    » Die hält sich wohl auch für was Besonderes«, murrte Sloth.
    Nailer verzog das Gesicht. Pima war die Älteste von ihnen und kommandierte die anderen aus der Kolonne gerne herum. Und auch wenn er schon lange mit ihr befreundet war, so schützte ihn das nicht, wenn sie hinter der Quote zurücklagen.
    Er und Sloth wandten ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Arbeit zu. Mit einigem Ächzen und Stöhnen wuchteten sie die Spule über das verzogene Deck und rollten sie zu dem behelfsmäßigen Kran hinüber. Dann befestigten sie die rostigen Haken daran, griffen nach dem Seil und sprangen auf die Spule, die sich, gefährlich schwankend, abwärts senkte.
    Sie hatten kaum auf dem unteren Deck aufgesetzt, da eilte Pima schon herbei, gefolgt von dem Rest der Leichten Kolonne. Sie hoben die Spule vom Haken und rollten sie in ihr » Basislager« am Bug des Schiffes. Überall lagen die Überreste der Isolierung von

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