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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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    Nailer kraxelte durch einen Wartungsschacht und zerrte an den Kupferkabeln, die an den Wänden entlang verliefen. Wolken aus uralten Asbestfasern und Mäusekot stoben auf, als die Kabel sich aus ihrer Verankerung lösten. Er kroch tiefer in den Schacht hinein und setzte sein Zerstörungswerk fort. Aluminiumklammern schwirrten klirrend durch den engen Metallkorridor, ein Geräusch wie von Münzen, die dem Gott der Plünderer geopfert wurden. Nailer tastete begierig nach ihnen, um sich nur ja keine der matt glänzenden Kostbarkeiten entgehen zu lassen. Er ließ sie in einem Lederbeutel verschwinden, der an seinem Gürtel hing, und zerrte weiter an den Kabeln. Ein ganzer Meter wertvollen Kupfers löste sich, und wiederum wurde er von Staub eingehüllt.
    Die LED -Leuchtfarbe, die auf Nailers Stirn geschmiert war, tauchte die Wartungsschächte, aus denen seine Welt bestand, in ein trübes, grünlich phosphoreszierendes Licht. Schmutz und salziger Schweiß brannten ihm in den Augen und rannen an den Rändern seiner Atemschutzmaske hinunter. Er hob eine mit Narben übersäte Hand und wischte sich über das Gesicht, sorgsam darauf bedacht, nicht die Leuchtfarbe abzureiben. Die Farbe juckte und trieb ihn fast in den Wahnsinn, aber er hatte keine Lust, sich den Rückweg aus diesem Labyrinth in schwarzer Finsternis zu suchen, also ignorierte er das Jucken und nahm seine Umgebung in Augenschein.
    Rostige Rohre verschwanden vor ihm in der Dunkelheit, manche davon aus Eisen, andere aus Stahl. Darum würden sich die Schweren Kolonnen kümmern. Nailer war nur auf die leichten Sachen aus: Kupferkabel, Aluminium, Nickel, Stahlklammern – alles, was eingesteckt oder von seiner Leichten Kolonne, die draußen auf ihn wartete, durch die Schächte herausgezogen werden konnte.
    Nailer wandte sich um und wollte tiefer in den Wartungsschacht kriechen, knallte dabei aber mit dem Kopf gegen die Decke. Der dumpfe Schlag hallte durch den Gang, und er hatte das Gefühl, unter einer Kirchenglocke zu kauern. Staub rieselte herab und setzte sich in seinen Haaren fest. Trotz der Atemmaske musste er husten – die Maske war alt und nicht besonders dicht. Er nieste, nieste noch einmal, und Tränen schossen ihm in die Augen. Er zog die Maske herunter, wischte sich übers Gesicht und drückte sie sich dann wieder auf Mund und Nase. Wenn der Haftkleber nur besser halten würde!
    Die Maske stammte aus zweiter oder dritter Hand – sein Vater hatte sie ihm gegeben. Sie juckte und hielt nie ganz dicht, weil sie die falsche Größe hatte, doch ihm blieb keine andere Wahl. An ihrem Rand stand in verblassten Buchstaben: Nach 40 Stunden Gebrauch entsorgen. Aber Nailer hatte keine andere – niemand hatte etwas Besseres. Er konnte froh sein, überhaupt eine Maske zu besitzen, selbst wenn die Mikrofasern sich allmählich auflösten, so oft hatte er sie schon im Meerwasser sauber geschrubbt.
    Sloth, die in derselben Kolonne arbeitete wie er, machte sich jedes Mal über ihn lustig, wenn er die Maske auswusch, und fragte ihn, warum er sie überhaupt aufsetzte. Als wäre es in den scheußlichen Schächten nicht auch so schon heiß genug. Das hätte doch eh keinen Sinn. Manchmal gab er ihr im Stillen recht. Aber Pimas Mutter hatte ihm und Pima gesagt, sie sollten die Masken auf jeden Fall tragen, und wenn er den Filter säuberte, blieb stets eine Menge schwarzer Dreck im Wasser zurück. Und dieser Dreck, sagte Pimas Mutter dann, war nicht in seine Lunge gelangt, also setzte er die Maske auf; auch wenn er jedes Mal das Gefühl hatte zu ersticken, wenn er die schwüle tropische Luft durch die verstopften und von seinem Atem feuchten Fasern einsog.
    Eine Stimme hallte durch den Schacht. » Bist du bald fertig?«
    Sloth. Die am Eingang des Schachtes wartete.
    » Gleich!« Nailer kraxelte ein Stück weiter in den Schacht hinein, zerrte hastig an den Kabeln und riss eine ganze Reihe weiterer Klammern aus der Wand. Bis zum Ende des Schachts war es noch ein ganzes Stück, aber er hatte genug. Mit der gezackten Klinge seines Arbeitsmessers kappte er das Kupferkabel.
    » Alles klar!«, rief er.
    » Aus dem Weg!«, schrie Sloth, also hatte sie ihn verstanden.
    Das Kabel setzte sich ruckartig in Bewegung und verschwand in die Richtung, aus der Nailer gekommen war. Staubwolken wallten auf. Am anderen Ende kurbelte Sloth an einer Wickeltrommel; Schweiß schimmerte auf ihrer Haut, und das blonde Haar klebte ihr im Gesicht, während sie das Kabel heraussaugte wie eine Reisnudel aus

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