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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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einer Schüssel von Chens Suppenration.
    Nailer hob sein Messer und kratzte direkt über der Stelle, wo er das Kabel gekappt hatte, das Zeichen von Bapis Leichter Kolonne in die Wand. Das Symbol stimmte mit der Tätowierung auf Nailers Wangen überein, das Arbeitsmal, das ihm das Recht verlieh, unter Bapis Aufsicht die Wracks auszuschlachten. Nailer kramte etwas Farbpulver hervor, spuckte hinein und zerrieb den Brei in seiner Handfläche, bevor er ihn über das Zeichen schmierte. Nun war das schillernde Leuchten des Symbols sogar von Weitem sichtbar. Mit den Fingern und dem Rest der Farbe schrieb er eine Folge von Buchstaben und Zahlen, die er auswendig gelernt hatte, unter das Zeichen: LK 57-1844. Bapis Zulassungscode. Im Moment machte ihnen niemand diesen Abschnitt streitig, aber es war immer gut, das eigene Territorium zu kennzeichnen.
    Nailer sammelte die restlichen Aluminiumklammern ein und kroch auf Händen und Knien durch den Metallschacht zurück, ängstlich darauf bedacht, brüchigen Stellen auszuweichen. Aufmerksam lauschte er auf die dumpfen Geräusche, die von dem Stahl zurückgeworfen wurden, achtete mit allen Sinnen auf Anzeichen, dass der Schacht nachzugeben drohte.
    Im Schein seiner kleinen Phosphor- LED konnte er die Spur im Staub verfolgen, die das Kupferkabel hinterlassen hatte. Er stieg über vertrocknete Kadaver und Nester hinweg. Selbst im Bauch eines alten Öltankers wie diesem gab es Ratten, doch die hier waren schon eine ganze Weile tot. Er wich weiteren Knochen aus, die vermutlich von Katzen und Vögeln stammten. Federn und Flusen schwebten in der Luft. So nahe an der Außenwelt waren die Schächte ein Friedhof für alle möglichen Tiere, die sich hier hineinverirrt hatten.
    Bald konnte er das grelle Licht der Sonne sehen. Nailer kniff die Augen zusammen, während er sich weiter vorarbeitete. So stellten sich die Anhänger des Lebenskults wahrscheinlich die Wiedergeburt vor, dachte er bei sich – ein langsamer Aufstieg dem reinigenden Licht der Sonne entgegen. Dann hatte er das Ende des Schachts erreicht und ließ sich auf das heiße Stahldeck fallen.
    Keuchend riss er sich die Maske herunter.
    Heller Sonnenschein und eine salzige Meeresbrise begrüßten ihn. Überall um ihn herum dröhnten Vorschlaghämmer. Zahllose Männer und Frauen schwärmten über den uralten Öltanker und rissen ihn in Stücke. Schwere Kolonnen machten sich mit Schweißbrennern an Eisenplatten zu schaffen, bis diese sich aus der Verankerung lösten, wie Palmblätter durch die Luft segelten und auf den Strand unter ihnen krachten, wo weitere Kolonnen sie über den Sand schleiften. Leichte Kolonnen wie die von Nailer zerrten an den Kleinteilen des Schiffs, kümmerten sich um Kupfer, Messing, Nickel, Aluminium und Edelstahl. Andere suchten nach verborgenen Benzin- und Ölrückständen und schleppten die kostbare Flüssigkeit eimerweise davon. Es herrschte ein Treiben wie auf einem Ameisenhaufen, mit einem einzigen Ziel: die Knochen dieses gestrandeten Riesen aller wiederverwertbaren Teile zu entkleiden und damit eine neue Welt aufzubauen.
    » Hast ja wieder ’ne Ewigkeit gebraucht«, sagte Sloth.
    Sie hämmerte auf die Sicherungsklammern der Kupferdrahtspule ein, sodass sie sich aus der Spindel löste. Ihre blasse Haut schimmerte im Licht der Sonne, und die verschlungenen Arbeitstattoos auf ihren rot angelaufenen Wangen wirkten fast schwarz. Schweiß lief ihr den Nacken hinunter. Das blonde Haar hatte sie kurz geschnitten, wie er auch, damit es sich nicht in den Tausenden von Rissen und sich drehenden Maschinenteilen verfing.
    » Wir sind schon ganz schön weit drin«, erwiderte Nailer. » Da hat es einen Haufen Kabel, aber es braucht eben Zeit, dorthin zu gelangen.«
    » Du mit deinen Ausreden!«
    » Hör auf zu maulen. Wir schaffen die Quote schon.«
    » Sollten wir wohl«, sagte Sloth. » Bapi hat erzählt, dass ’ne andere Leichte Kolonne Plünderungsrechte kauft.«
    Nailer verzog das Gesicht. » Na so ’ne Überraschung.«
    » Yeah. War ja zu gut, um wahr zu sein. Hilf mir mal.«
    Nailer ging auf die andere Seite der Spule hinüber. Ächzend wuchteten sie den Kupferdraht aus der Spindel, richteten die Spule auf und ließen sie auf das rostige Deck krachen. Schulter an Schulter stemmten sie sich dagegen, die Beinmuskeln angespannt, die Zähne zusammengebissen.
    Langsam setzte sich die Spule in Bewegung. Nailer spürte das von der Sonne aufgeheizte Deck unter den bloßen Füßen. Wegen der Neigung des Schiffes

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