Schillernd
Pressemitteilung über den Weintourismus in Kalifornien geschickt hat. Die Leute sollen sehen, dass man hier nicht nur von der Sonne, den Stränden und den aufgeblasenen Silikonpüppchen profitieren, sondern dank der Weinberge von Mr. Diamonds auch ausgezeichnete Weine genießen kann. Nur wenige Stunden später habe ich meinen Text fertiggestellt. Per E-Mail schicke ich ihn an James und warte auf seine Bestätigung. Mein immer schnell reagierender und überaus beschäftigter Boss antwortet mir sofort und teilt mir mit, dass er im Moment an einer Audiokonferenz teilnimmt, aber so bald wie möglich einen Blick auf meine Arbeit werfen wird.
Sehr gut … Und jetzt?
Ich denke darüber nach, meine Zeit damit zu verschwenden, die sozialen Netzwerke unsicher zu machen, aber eigentlich steht mir nicht der Sinn danach. Diese Büroatmosphäre bringt mich unweigerlich dazu, über meine Zukunft nachzudenken. Nach Ende meines Sommerjobs muss ich eine neue Beschäftigung finden, eine gewinnbringende, versteht sich …
Die Kleinanzeigen, natürlich!
Ich durchforste die Stellenanzeigen unterschiedlicher Seiten, mit besonderem Augenmerk auf den Rubriken Presse und Kommunikation. Zwei Jobangebote springen mir sofort ins Auge: als Webredakteurin und als Kommunikationsbeauftragte. Akzeptables Gehalt, Standort in Paris, erwartete Berufserfahrung etwas höher als meine; doch wie würde meine Mutter so schön sagen: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ … Ich zögere kurz, bevor ich schließlich doch auf die beiden Stellenangebote antworte und meinen Lebenslauf sowie ein Motivationsschreiben an die angegebenen Adressen schicke.
18 Uhr. James hat mich gerade für meine angeblich „perfekt ausgearbeitete, lebhafte und attraktive“ Pressemitteilung gelobt. Zufrieden stelle ich fest, dass ich mein Arbeitspensum für heute erledigt habe, und verlasse das D.C.-Building erleichtert, aber dennoch auf der Hut. Ich sehne mich nur noch danach, meinen wunderbaren Geliebten endlich wieder bei mir zu haben und ihm zu sagen, wie sehr er mir gefehlt hat … Während ich mich hinter das Steuer des Ford Escape setze, der mir großzügigerweise zur Verfügung gestellt wurde, läutet plötzlich mein Handy in meiner großen, cremefarbenen geflochtenen Korbtasche. Ich gratuliere mir beiläufig zu meiner jüngsten Errungenschaft, die perfekt zu meinem Vintagekleid und dessen ebenfalls cremefarbener Spitze passt. Ich hoffe, Gabriels Gesicht auf dem Touchscreen zu sehen, aber schließlich ist es das Gesicht meiner besten Freundin, das ich sehe.
„Hallo, Marion, was gibt es Neues?“
„Du wirst niemals erraten, wo ich gerade bin!“
„In deiner Badewanne? In den Armen von Ryan Gosling? Im Gefängnis? In Honolulu?“
„Fast! Ich bin in L.A.!“
Aaah! Panik an Bord!
„Machst du Witze?“
„Nein, überhaupt nicht, ich habe gerade meine Koffer im Residence Inn in Manhattan Beach abgestellt, nur zehn Minuten von der Villa Diamonds entfernt.“
Danke, Papa Aubrac … Selbst ohne Job kann sich Marion wirklich alles erlauben!
Am anderen Ende der Leitung ist Marion völlig außer sich und kann ihre Freude kaum unter Kontrolle halten. Was wird wohl passieren, wenn sie erfährt, dass Silas und Camille eng verbundene „sex friends“ geworden sind? Meine beste Freundin kann mir noch so oft erzählen, dass sie nicht in ihn verliebt war und dass ihre Kurzzeitbeziehung nichts weiter als ein Abenteuer war, aber ich weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass sie unter der Trennung gelitten hat.
„Marion, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht kommen sollst. Jetzt ist wirklich nicht der richtige Moment!“
„Ich gönne mir nur einen Urlaub, du Spielverderberin, den brauche ich jetzt dringend. Außerdem habe ich mir schon gedacht, dass du so reagieren wirst. Also habe ich versucht, Louise davon zu überzeugen, mich zu begleiten, aber sie steckt bis über beide Ohren in Arbeit. Mach dir keine Sorgen, ich werde dir schon nicht auf die Nerven gehen. Wenn du mir nichts von deiner wertvollen Zeit schenken willst, dann eben nicht.“
Wie empfindlich sie doch ist!
„Das habe ich nie behauptet, Marion, natürlich werden wir viel zusammen unternehmen. Du musst dich nur meinen Arbeitszeiten anpassen. Und nicht falsch verstehen, was ich dir gleich sagen werde …“
„Wovon sprichst du? Na los, raus mit der Sprache!“
„Silas und Camille sind … mehr oder weniger zusammen.“
„Das ist ein Scherz, oder? Amandine, sag mir, dass das ein Scherz
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