Schillernd
dreißig Minuten überall nach dir!“
„Gabriel wollte mir etwas zeigen …“
„Ja klar, etwas ‚zeigen‘!“
„Spiel nicht die Unschuldige, Frau Silas Diamonds.“
„Komm mir nicht mit Silas! Ich habe dir bereits gesagt, dass das nichts Ernstes ist!“
Dennoch wirkt sie auffällig genervt und gestresst. Und das genügt, um den Instinkt der kleinen Schwester zu wecken …
„Was ist los, Camille? Du kannst mir alles sagen …“
„Ich bin … schwanger“, antwortet sie mir schluchzend.
„…“
„Sagst du gar nichts dazu? Verdammt noch einmal, Amandine, ich brauche deine Hilfe, ich will, dass du mit mir redest und nicht die Königin des Schweigens spielst!“
„Wer ist der Vater?“, sage ich mit einem etwas zu bissigen und unbeabsichtigten Unterton.
„Alex kann es nicht sein. Also ist es mit Sicherheit … Silas.“
Ich wäre jetzt so gerne für meine Schwester da, um sie in den Arm zu nehmen, sie zu beruhigen und zu trösten, aber ich kann nicht. Diese neue und katastrophale Nachricht hat mich so sehr schockiert, dass ich mich zutiefst verletzt umdrehe und davonstürme, während ich darauf achte, nicht zusammenzubrechen. Als ich flüchte, höre ich Camilles flehendes Schluchzen …
„Amandine … komm zurück! Ich bitte dich, komm zurück!“
Ich fühle mich schuldig, sie genau in jenem Moment, in dem sie mich am meisten braucht, alleine zu lassen, aber ihr Geständnis schmerzt mich einfach viel zu sehr. Ich stelle sie mir mit einem Baby im Arm vor, das Silas ähnlich sieht … und Gabriel, und plötzlich empfinde ich keine Liebe mehr, sondern Hass. Sie hat mir meinen Platz gestohlen und damit die Exklusivität dieser Familie, zu der ich so gerne eines Tages gehören möchte. Doch nun wird sie vor mir eine von ihnen sein. Sie liebt Silas nicht so sehr wie ich Gabriel, ihre Beziehung ist nichts im Vergleich zu der unseren, und dennoch hat sie es geschafft, mich zu überholen und den Sieg einzufahren. Möglicherweise möchte sie dieses Kind nicht einmal, während ich mich mehr als alles andere nach einem eigenen Kind sehne. Eines Tages. Bald. Sofort, wenn Gabriel damit einverstanden wäre.
Als mein Geliebter sieht, wie ich unter Tränen zurückkomme, nimmt er mich zärtlich in seine Arme und bittet mich liebevoll, ihm alles zu erzählen. Dort, wo wir sind, kann uns niemand hören, dennoch habe ich Angst, ihm die Wahrheit zu erzählen. Und wenn mich das Fehlverhalten meiner Schwester die Beziehung mit dem Mann kostet, den ich mehr als alles andere liebe?
„Camille ist schwanger. Von deinem Bruder.“
Ich habe tief Luft geholt und die Worte sind automatisch aus mir herausgesprudelt. All das erscheint mir so grotesk und unglaubwürdig. Und zugleich so schmerzhaft und wirklich.
„Was haben sie bloß alle? Meine Mutter wehrt sich dagegen, zu akzeptieren, dass du aus mir den glücklichsten Mann aller Zeiten machst. Céleste heiratet einen Mann, den sie nicht liebt. Silas macht einer verheirateten Frau ein Kind. Sie sind alle völlig verrückt und unverantwortlich! Amandine, sieh mich an! Wenn du eines Tagen meine Frau wirst und ich dir ein Kind schenke, versichere ich dir, dass all das heilig sein wird. Hörst du mich? Heilig, unantastbar und für die Ewigkeit. Nichts und niemand kann uns dann mehr auseinanderbringen!“
Diese Worte, die er mir mitten ins Gesicht gesagt hat, klingen wie ein Versprechen für mich. Zum ersten Mal spricht Gabriel von einer gemeinsamen Zukunft und einer unendlichen Liebe, „heilig, unantastbar und für die Ewigkeit“. Und von einem gemeinsamen Kind, der Krönung unserer Liebe. Ich lehne meinen Kopf gegen seine Schulter, seine Arme umschlingen mich und er drückt mich sanft an sich. Schließlich küsst mich mein verliebter Liebhaber mit einer unendlichen Zärtlichkeit und einer unaussprechlichen Ergebenheit. Mir wird klar, dass meine Träume vielleicht eines Tages Wirklichkeit werden und ich den Brautkuss verschenken werde. Dann werde ich Amandine Diamonds sein.
Plötzlich vibriert das Handy meines Geliebten, er holt es aus seiner Hosentasche heraus, entsperrt den Bildschirm und sein Gesicht verkrampft sich. Dann sieht er mich mit großen Augen an und ich spüre, wie ihm der Atem stockt. Ich nehme das Handy in meine Hand und lese panisch die Nachricht, die mein Geliebter soeben erhalten hat.
[Entweder sie oder ich. Du wirst immer mir gehören. Eleanor.]
Fortsetzung folgt!
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