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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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allerdings als anderswo; vermutlich weil die meisten hier an die Technologie und ihre Möglichkeiten glauben.«
    Caroline lachte kurz auf. »Die Technologie hat zwei Gesichter.«
    »Gewiß«, entgegnete Lisa, »aber gerade jetzt… also, was in aller Welt könnten wir sonst tun?«
    »Alle, die da beten«, sagte Diego, » – falls wir das verdammte Ding ablenken, werden sie ewig behaupten, das hätten sie mit ihren Gebeten bewirkt.«
    » Falls, Colonel?« fragte Caroline mit bebender Stimme.
    Achselzuckend breitete er die Hände aus. »Falls, jawohl. Eine Garantie gibt’s nicht. Aber wenn wir es nicht wenigstens versuchen…« Wieder zuckte er die Achseln, griff nach dem Weinglas erhob es.
    »Auf die Technologie…!«
    »Auf viel Glück für Sie«, sagte Wade.
    »Auf die Welt, die dann sein wird«, murmelte Caroline.
    Lächelnd blickte Lisa sie an. »Ja, hinterher wird sie neu sein, nicht wahr? Getroffen oder nicht – es wird nicht mehr dieselbe Welt sein.« Sie hob das Glas. »Auf diese neue Welt!«
    Diegos Glas flog durch die Luft und zerschellte an der Klimaanlage. »Einen Kamin haben wir nicht«, kommentierte er achselzuckend. Drei weitere Gläser flogen dem seinen nach, und ein Regen blinkender Scherben fiel zu Boden.
    »Sehr romantisch«, lachte Lisa, »aber wer macht das sauber?«
    »Die Bewohner dieser neuen Welt – wer sie auch sein mögen«, erwiderte er.

6. März: Kollision minus 2 Monate, 23 Tage
     
    »Meinen Glückwunsch, General«, sagte Diego. Der Russe wandte ihm seine Knopfaugen zu und nickte lässig. »Wie ich höre, haben Sie Ihren vorigen Dienstgrad lange innegehabt?«
    Wieder nickte der Kosmonaut. »Bei uns wird man nicht so schnell befördert wie bei Ihnen im Westen.«
    Sie gingen miteinander an den hellgestrichenen Mauern entlang zum Flugsimulator. »Ich nehme an, Captain Jagens hält es für ein Propagandamanöver«, sagte Diego lächelnd.
    Kommentarlos zuckte Menschow die Achseln, als wolle er sagen, für die idiotischen Ideen anderer Leute sei er nicht verantwortlich. Nach ein paar Schritten wollte Diego wissen, wann Bolschoi, die 400-Megatonnen-Bombe, eintreffen würde.
    Wieder zuckte der neugebackene General die Achseln. »Bald. Zum Arbeiten haben wir ja das Simulationsmodell. Es ist ein exaktes Duplikat… nur ungefährlicher«, antwortete er mit flüchtigem Lächeln. Und dann fragte er, in einem sehr seltenem Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen: »Macht sich Major Nissen gut?«
    »Darauf können Sie wetten – ja, heißt das. Bemerkenswerte Frau.« Er warf einen raschen Seitenblick auf Menschow, doch der Russe hatte eine so ausdruckslose Miene wie stets. »Wird sie auch noch befördert werden?«
    »Es ist nicht nötig.« Menschow deutete nach vorn. »Wir müssen uns beeilen. Es ist schon alles vorbereitet, um den Anflug auf Parallel-Bahn zu simulieren.«
    Diego knurrte etwas Zustimmendes. Menschow war so unzugänglich wie eh und je… oder doch beinahe. Vielleicht durfte er pro Tag nur eine bestimmte Anzahl Wörter von sich geben, dachte Diego. Aber andererseits bin ich es vielleicht, der zuviel redet.
     
    Im nördlichen Afrika tauchten größere Gruppen von Fremden auf. Die lokalen Behörden konnten sich diesen plötzlichen Strom zielbewußter, humorloser Touristen nicht erklären. Die Fremden saßen in den Cafes herum, sprachen ernsthaft miteinander oder starrten trübe in die Gegend, frequentierten weder Restaurants noch Nightclubs, noch Prostituierte.
    Nach ein paar Wochen erschienen Lastwagen mit Steinen und Zement, rumpelten durch Städte und Dörfer. Und auf einmal wußte man es: Tausende waren zu dem einen, einzigen Zweck nach Ägypten und Libyen gekommen, eine riesige Pyramide zu bauen. Fragte man die Arbeiter nach dem Sinn ihres Tuns, so murmelten sie mit ausdruckslosen Gesichtern irgend etwas und wandten sich ab.
    Die Pyramide sollte nicht etwa ein Bunker gegen den Einschlag Schiwas werden; sie hätte sowieso nicht Raum genug für sie alle geboten. Sie war, wie alle anderen Pyramiden auch, ein riesiges Grab.
    Am Tage vor dem Einschlag würden die Arbeiter – sie kamen aus vielen Ländern und vielen Klassen, von analphabetischen Dockarbeitern bis zu fetten libanesischen Bankiers – das Los ziehen. Der Gewinner und seine Familie oder die von ihm Auserwählten würden sich in die verborgenen Kammern legen, inmitten von Gold und Juwelen; Vakuumpumpen würden die Luft aus der versiegelten Kammer saugen. Dort würden sie ruhen auf immer, unberührt vom langsamen

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