Schiwas feuriger Atem
soll eine Strahlenkanone aus Briefklammern und dergleichen zusammengebastelt haben, während sie schon die Türen einrannten.«
»Genie aus der Not geboren«, erwiderte Caroline. »Wie ich höre, will er sich das Ding patentieren lassen.«
»Waren das Gabriels Halbirre oder eine andere Gruppe?« fragte Lisa.
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich eine andere. Gabriel ist bestimmt nicht der einzige mit antiwissenschaftlichen Ideen«, entgegnete Wade. »Die Söhne Schiwas sind genauso schlimm, aber ihre Zerstörungswut ist mehr zufallsbestimmt, nicht so zielgerichtet. Wenn sie etwas sehen und glauben, kaputt würde es hübscher aussehen, dann schlagen sie es einfach kaputt. Sie haben von dem alten Empire State Building gehört, nicht wahr? Das haben sie vorige Woche gesprengt. Ein Stück herausgesprengt, da ist es eingestürzt und eine ganze Menge mit. New York ist zur Zeit der reine Dschungel«, schloß er betrübt.
»War es schon immer«, entgegnete Diego.
»Du kalifornischer Chauvinist«, scherzte Lisa.
»Romantischer Realist«, verbesserte er grinsend.
»Das ist ein Widerspruch in sich«, gab sie zurück, »so wie ›militärische Intelligenz‹.«
»Wir wollten doch was essen«, unterbrach Caroline.
»Aber kein Kantinenessen«, fiel Wade rasch ein.
Lisa sah Diego fragend an. »Klar«, sagte er zustimmend.
»Kommen Sie zu uns«, schlug Lisa vor, »wir haben ein paar Vorräte, einen Herd und alles. Nicht grade was Hochfeines, aber immer noch besser als diese Cape-Cafeteria-Zeug, das schon vorher nach Mülltonne schmeckt.«
»Gern«, erwiderte Caroline, »wenn wir Sie nicht berauben.«
»Oh, wir sind Prioritätsstufe eins«, lächelte Lisa und nahm sie beim Arm. »Sie haben es ja gehört. Was wir brauchen, kriegen wir. Nur keinen Ausgang. Nur kein anständiges Essen. Nur das nicht und das nicht.«
Sie klopfte beruhigend Carolines Arm und ergriff dann Diegos Hand. »Von allen Luftbasen der Umgebung wird Verpflegung eingeflogen! Eine Gefälligkeit von seiten der US-Luftwaffe.«
»Also dann los«, sagte Diego, »wir nehmen eine Trambahn und speisen erstklassig auf Staatskosten.«
»Das große amerikanische Lieblingsmenü«, murmelte Lisa, »alles aus der Büchse.«
»Wir heißen Omega, weil wir die letzte Chance sind«, erläuterte Lisa lächelnd. Wade Dennis, ihr Gegenüber am Tisch, stellte mit einem Seufzer sein Weinglas hin.
»So ist das also. Keine Wellen von Raumschiffen, keine Flotten kühner Ingenieure zur Rettung der Welt? Nur zwei kleine Gruppen?«
Lisa nickte. »Omega bekommt zwölf 20-Megatonnen-Sprengkopfgeschosse. Vielleicht sogar mehr, aber mindestens dies. Alpha kriegt die große russische Bombe und ein Minimum von sechs 20-Megatonnern. Laut Minimax-Analyse ist das angemessen.« Sie zuckte die Achseln und nippte an ihrem Glas. »Aber reden wir von etwas anderem, hm?«
»Hört, hört«, sagte Diego, »ihr beide seid also unser Hauptcomputer, ja?«
»Stütze und Kontrolle für Sie an Bord, Colonel«, bestätigte Wade.
»Diego«, verbesserte er, »Diego und Lisa.«
»Ja, wir sind die Knopf-Jockeis«, lächelte Caroline.
»Diese ganze Operation ist so kitzlig«, begann Wade. »Keine Möglichkeiten, aus Fehlern zu lernen, keine Zeit zum Üben. Wir haben alle möglichen Computermodelle konstruiert – Sie glauben nicht, was für Ideen an uns herangetragen wurden!«
»Mein Gott, was tragt ihr für eine Verantwortung!«
Lisa lächelte ihn an. »Verantwortung hat jeder, Wade, ob Betriebsabteilung, Bodenkontrolle, Flugvorbereitung – alle. Wir alle wissen, wir haben nur diese eine Chance, und die will keiner verpatzen.«
»Außer Bruder Gabriel«, sagte Diego bitter. »Ich verstehe ihn einfach nicht, und die anderen von seiner Sorte auch nicht. Er glaubt also, wir können nichts machen. Na schön. Aber dann soll er uns doch in Ruhe lassen. Warum wirft er uns Knüppel zwischen die Beine?«
Caroline zog eine Braue hoch. »Meine Mutter… sie… hm, sie… ist auch dabei. Hat versucht, mich herumzukriegen, daß ich den Computer sabotiere.«
»Das hast du mir nicht erzählt«, fuhr Wade auf.
Sie zuckte die Achseln. »Es kommt für mich nicht in Frage – wozu also noch darüber reden?«
»Aber ich habe immer gedacht, deine Mutter wäre zu vernünftig für so etwas. Es erschüttert einen irgendwie, wenn man erfährt…« Offensichtlich zutiefst betroffen sprach er seinen Satz nicht zu Ende.
»Bei der NASA sind auch Desertionen vorgekommen«, berichtete Lisa. »Ein geringerer Prozentsatz
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