Schlagschatten
White Mountains zu betrachten, und steigt selbst in ein Taxi. Blue hat wieder Glück und findet Sekunden später ein anderes Taxi. Er gibt dem Fahrer die Weisung, Blacks Taxi zu folgen, und dann lehnt er sich zurück, während sich die beiden Wagen langsam ihren Weg durch den Verkehr des Geschäftsviertels bahnen, über die Brooklyn-Brücke fahren und schließlich in der Orange Street ankommen. Blue ist entsetzt über den Fahrpreis und ärgert sich über sich selbst, weil er nicht der Frau gefolgt ist. Er hätte wissen müssen, dass Black nach Hause fährt.
Seine Stimmung hebt sich beträchtlich, als er sein Haus betritt und einen Brief in seinem Briefkasten findet. Das kann nur eines sein, sagt er sich, und tatsächlich, als er die Treppe hinaufgeht und den Umschlag öffnet, ist er da: der erste Scheck, eine Postanweisung, genau auf den Betrag ausgestellt, den er mit White vereinbart hat. Er findet es jedoch ein wenig verwirrend, dass die Zahlungsweise so anonym ist. Warum nicht ein persönlicher Scheck von White? Das führt Blue dazu, mit dem Gedanken zu spielen, dass White vielleicht doch ein abtrünniger Agent ist, der seine Spuren verwischen und daher sicher gehen will, dass die Zahlungen nirgends aufscheinen. Blue legt Hut und Mantel ab und streckt sich auf dem Bett aus, und es wird ihm bewusst, dass er ein wenig enttäuscht ist, keinen Kommentar zu seinem Bericht erhalten zu haben. Wenn man bedenkt, wie hart er daran gearbeitet hat, wäre ihm ein Wort der Anerkennung willkommen gewesen. Die Tatsache, dass das Geld bezahlt wurde, bedeutet, dass White nicht unzufrieden war. Aber dennoch – Schweigen ist keine befriedigende Antwort, ganz gleich, was es bedeutet. Wenn es so ist, sagt sich Blue, dann muss ich mich eben daran gewöhnen.
Die Tage vergehen, und alles wird wieder zur reinen Routine. Black schreibt, liest, kauft in der Nachbarschaft ein, besucht das Postamt, macht gelegentlich einen kleinen Spaziergang. Die Frau erscheint nicht wieder, und Black unternimmt keine weiteren Ausflüge nach Manhattan. Blue stellt sich vor, dass er jeden Tag einen Brief bekommen kann mit der Nachricht, dass der Fall abgeschlossen ist. Die Frau ist fort, überlegt er, und das könnte das Ende sein. Aber nichts dergleichen geschieht. Blues peinlich genaue Beschreibung der Szene im Restaurant löst keine besondere Reaktion bei White aus, und eine Woche nach der anderen treffen pünktlich die Schecks ein. So viel also zum Thema Liebe, sagt sich Blue. Die Frau hat nie etwas bedeutet. Sie war nur ein Ablenkungsmanöver.
In dieser frühen Periode kann Blues Geistesverfassung am besten als ambivalent und konfliktgeladen beschrieben werden. Es gibt Phasen, in denen er sich so vollständig im Einklang mit Black empfindet, so natürlich eins mit dem anderen Mann, dass er nur in sich selbst hineinzuhorchen braucht, um vorauszuahnen, was Black tun wird, um zu wissen, wann er in seinem Zimmer bleiben und wann er ausgehen wird. Ganze Tage vergehen, an denen er sich nicht einmal die Mühe macht, aus dem Fenster zu sehen oder Black auf die Straße zu folgen. Ab und zu gestattet er sich sogar, allein einen Ausflug zu machen, und er weiß, dass sich Black, während er fort ist, nicht von der Stelle rührt. Wie er das weiß, bleibt ein Geheimnis für ihn, aber Tatsache ist, dass er sich nie täuscht, und wenn ihn das Gefühl überkommt, gibt es für ihn keinen Zweifel und kein Zögern. Andererseits ist es nicht immer so. Es gibt Zeiten, in denen er sich Black völlig fern fühlt, auf eine so klare und absolute Weise von ihm abgeschnitten, dass er das Gefühl dafür zu verlieren beginnt, wer er ist. Einsamkeit umgibt ihn, schließt ihn ein, und mit ihr kommt ein Entsetzen, das schlimmer ist als alles, was er je gekannt hat. Es verwirrt ihn, dass er so schnell von einem Zustand zum anderen wechseln kann, und lange pendelt er zwischen den Extremen hin und her und weiß nicht, welches das wahre und welches das falsche ist.
Nach einer Reihe von besonders schlechten Tagen beginnt er, sich nach Gesellschaft zu sehnen. Er setzt sich hin und schreibt Brown einen Brief mit vielen Einzelheiten. Er schildert den Fall und bittet um seinen Rat. Brown hat sich nach Florida zurückgezogen und verbringt die meiste Zeit mit Angeln. Blue weiß, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis er eine Antwort bekommt. Dennoch wartet er schon einen Tag, nachdem er den Brief aufgegeben hat, mit einer Ungeduld auf die Antwort, die sich bald zur Besessenheit steigert.
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