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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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    PROLOG MIT EINEM RATTENFÄNGER
     
     
     
    «Töten ist menschlich…»
    Kochale folgte dem Lauf des Revolvers und hoffte einen Augenblick, daß die Waffe nichts anderes sei als ein einfaches Spielzeug, vielleicht mit einem kleinen Lämpchen hinter der schwarzen Mündung. Er spürte genau, wie der scharf gebündelte Lichtstrahl über seine Augen strich, dann zwischen Herz und Halsschlagader hin und her zu pendeln begann.
    «… und getötet werden auch.»
    Sein Gegenüber ließ ein leises Lachen hören, das ihm signalisieren sollte; ich kenne Darwin und Mephisto, ich kenne Dschinghis Khan und all die Mordbrenner vergangener Jahrtausende; ich weiß, was Sache ist auf diesem Erdball.
    Kochale begriff das alles nicht, sah keinen zwingenden Zusammenhang zwischen den Worten und der Waffe, die auf ihn gerichtet war. Tod und Sterben, das war etwas, das andere betraf, nicht aber ihn, Kochale.
    Alles nur ein Traum, ein Film, jederzeit zu beenden… Wie in Trance las er das Gedicht, das gotisch geschnörkelt und golden gerahmt neben einer jadegrünen Federschale stand:
     
    Einmal nur,
    lassen Götter
    in Jahrhunderten einmal
    einen kämpfen,
    einen gegen Millionen!
    Einmal nur,
    in Jahrtausenden einmal,
    schenken die Götter
    einem die Kraft,
    sich von der Erde
    ins All zu schrauben –
    nur durch den Glauben –,
    und alle Brüder,
    wir, du und ich,
    erleben die Heimat wieder
    und finden sich!
     
    Da war die Stimme, die ihn jagte: «Carl Maria Holzapfel – 1934. Na, gefällt’s Ihnen?» Das Fragezeichen vom Revolverlauf geschrieben.
    Für Revolver benutzt man stets Bleigeschosse… Typische Einschußwunden bilden saubere und runde Öffnungen mit einem gleichmäßigen grauen Ring, aus denen verhältnismäßig wenig Blut herausquillt. Ausschußwunden dagegen sind lappig und zerrissen und bluten viel stärker…
    Dies hatte er wenige Tage vorher zu hören und zu sehen bekommen. Dies war Realität.
    Sterben, hier und jetzt? So jung?
    Nein!
    Unmöglich auch, daß es auf eine so lächerlich undramatische Art und Weise geschehen sollte, im Büro einer Grunewaldvilla, auf dem Drehstuhl einer Tippse.
    Wenn schon, dann Lichtjahre später, viel großartiger, viel heldenhafter. Im Kampf, in der Schlacht, mit vielen anderen zusammen.
    Aber doch nicht hier. Und nicht allein!
    Sein Gegenüber behielt ihn fest im Auge, fixierte ihn. «Wenn ich Sie jetzt umlege, dann werden Sie morgen abend im Krematorium hinten eingeäschert; ich hab da zwei Leute, die das ganz unauffällig besorgen. Nur ein bißchen mehr Asche in der Urne eines anderen…» Er warf Kochale die Trauerseite des Tagesspiegel über den Schreibtisch. «Zu wem möchten Sie denn gern mit rein – darf’s eine Dame sein oder ein Herr?»
    «Ich mach ja mit!» schrie Kochale. «Ich mach ja alles, . was Sie wollen!»
    Sein Gegenüber klopfte sich den Staub vom Ärmel. «Da braucht man Format dazu…»
    Schien dies auch ablehnend zu klingen, so bemerkte Kochale sehr wohl die heimliche Rattenfängerfreude des anderen.
    Wieder etwas Hoffnung. Nachfassen!
    «Ich würde auch mitmachen, wenn Sie mich nicht derart in der Hand hätten – das schwör ich Ihnen! Ihr Plan… So was träum ich ja selber die ganze Zeit über. Was meinen Sie denn, wie ich das ganze Pack hasse!»
    «So?» Sein Gegenüber sah ihn fragend an.
    Kochale begann zu erzählen.

 
    KOCHALE
     
     
     
    Kochale sah einer puppenschönen Stewardeß hinterher, die hochhackig übers Rollfeld eilte, biß in sein Sandwich, als wär’s ihr Nacken. ‹Rentner-Airways› gaben die Ladung heimkehrender Smogflüchter bekannt; Mallorca brauchte alle Betten für die neue Saison.
    Tegel, früher bei Berlin, mit Humboldt-Schloß und Goethe-Spuk, heute in Berlin, mit Europas größtem Knast und einem Airport, so genial entworfen, daß er auch bei Hochbetrieb trostlos und verlassen wirkt.
    Kochale sah auf seine Armbanduhr, Made in Taiwan, und beeilte sich, seine Taxe vom Parkplatz zu holen. Die Maschine aus Frankfurt, PAN AM, immer gespickt mit spesenstarken Managern oder hohen Beamten, setzte schon zur Landung an.
    Er war der zehnte in der Reihe der wartenden Kollegen, und schon spurteten die Passagiere aus der Halle, die nur ihr Handgepäck dabei hatten. Ärgerlich für jene, die auf ihren Koffer warten mußten. Der öffentliche Bus, vollgepfropft schon, war weiß Gott keine Alternative.
    Der Fahrgast, den Kochale abbekam, schien ihn von irgendwoher zu kennen («Berlin ist doch ‘n Dorf!»). Dauernd beäugte er ihn; fast

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