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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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– ein Star, der in der Öffentlichkeit seinen Koller kriegt.
    «Es war reines Wunschdenken, weil ich unbedingt daran glauben wollte», hörte Elizabeth sich zu William Murphy sagen.
    Hastig begann sie den Rest herauszusprudeln. «Ich rief um acht an … Leila und Ted stritten sich. Sie klang, als habe sie wieder getrunken. Sie bat mich, in einer Stunde noch mal anzurufen. Das tat ich. Sie weinte. Sie hatte Ted weggeschickt und wiederholte unentwegt, daß sie keinem Mann trauen könne, daß sie keinen haben wolle, und ich solle mit ihr zusammen fortgehen.»
    «Wie reagierten Sie darauf?»
    «Ich ließ nichts unversucht, um sie zu beruhigen. Ich erinnerte sie daran, daß sie bei jedem neuen Stück solche nervösen Zu-stände bekam. Ich sagte ihr, diesmal sei ihr die Rolle wirklich auf den Leib geschrieben. Ich hielt ihr vor, daß Ted ganz vernarrt in sie sei, und das wisse sie auch. Dann tat ich wütend. Ich erklärte ihr …» Elizabeth stockte. Ihr Gesicht wurde kreide-bleich. «Ich erklärte ihr, sie höre sich haargenau so an wie Ma-ma, wenn sie wieder mal blau war.»
    «Was sagte sie?»
    «Anscheinend hatte sie das gar nicht mitgekriegt. Sie wiederholte nur dauernd: ‹Ich bin fertig mit Ted. Du bist die einzige, der ich noch vertrauen kann. Versprich mir, Spatz, daß du mit mir weggehst.›»

    Elizabeth versuchte nicht mehr, die Tränen zurückzudrängen, die ihr in die Augen stiegen. «Sie weinte und schluchzte …»
    «Und dann …»
    «Ted kam zurück. Er begann sie anzuschreien.»
    William Murphy beugte sich vor. Seine Stimme wurde eisig.
    «Also, Miss Lange, hier handelt es sich um den entscheidenden Punkt Ihrer Aussage. Bevor Sie sich im Zeugenstand näher dazu äußern, muß ich das Fundament legen, um den Richter zu überzeugen, daß Sie diese Stimme tatsächlich erkannt haben. Das gedenke ich folgendermaßen zu tun …» Er hielt inne, um die Spannung zu erhöhen.
    «Frage: Sie hörten eine Stimme?»
    «Ja», entgegnete sie tonlos.
    «Wie laut war diese Stimme?»
    «Sie schrie.»
    «Wie klang diese Stimme?»
    «Wütend.»
    «Wie viele Wörter hörten Sie diese Stimme aussprechen?»
    Elizabeth überlegte kurz. «Elf Wörter. Zwei Sätze.»
    «Haben Sie diese Stimme schon mal gehört, Miss Lange?»
    «Unzählige Male.» Teds Stimme klang ihr in den Ohren. Ted, wie er lachte und Leila zurief: «He, Primadonna, beeil dich! Ich hab Hunger!» Ted, wie er Leila geschickt an einem allzu enthu-siastischen Verehrer vorbeilotste: «Steig schnell ein, Liebling.»
    Ted, wie er im vergangenen Jahr bei ihrer eigenen Off-Broadway-Premiere erschien. «Ich soll Leila haarklein Bericht erstatten. Das Ganze kann ich in drei Worten zusammenfassen: Du warst einmalig …»
    Was hatte Murphy sie gefragt? … «Miss Lange, haben Sie erkannt, wessen Stimme Ihre Schwester anschrie?»
    «Eindeutig!»

    «Miß Lange, wem gehörte die Stimme, die im Hintergrund schrie?»
    «Ted … Ted Winters.»
    «Was schrie er?»
    Unwillkürlich antwortete sie diesmal lauter: «Leg den Hörer auf! Du sollst den Hörer auflegen, sag ich!»
    «Hat Ihre Schwester darauf reagiert?»
    «Ja.» Elizabeth rutschte unruhig hin und her. «Müssen wir das bis ins einzelne durchgehen?»
    «Das wird es Ihnen erleichtern, wenn Sie sich vor dem Prozeß überwinden, darüber zu reden. Also was hat Leila gesagt?»
    «Sie schluchzte immer noch … und sagte: ‹Verschwinde. Du willst ein Falke sein …?› Und dann knallte der Hörer auf die Gabel.»
    «Sie hat den Hörer hingeknallt?»
    «Ich weiß nicht, wer von beiden das getan hat.»
    «Miss Lange, macht das Wort ‹Falke› für Sie irgendeinen Sinn?»
    «Ja.» Sie sah Leilas Gesicht deutlich vor sich, den zärtlichen Augenausdruck, wenn sie Ted anblickte, die spontane Art, wie sie auf ihn zuging und ihn küßte. Ich liebe dich, mein Falke.
    «Und wieso?»
    «Das war Teds Spitzname … der Kosename, den ihm meine Schwester gegeben hatte. Das tat sie nämlich mit Vorliebe – für jeden, der ihr nahestand, dachte sie sich einen passenden Namen aus.»
    «Hat sie irgendwann noch jemanden so genannt?»
    «Nein … nie.» Elizabeth stand abrupt auf und ging zum Fenster. Es war mit einer Staubschicht bedeckt. Ein Schwall feuchtwarmer Luft schlug ihr entgegen. Wenn ich doch nur hier wegkäme, dachte sie sehnsüchtig.

    «Nur noch ein paar Minuten, Miss Lange, das verspreche ich Ihnen. Wissen Sie, um welche Zeit der Hörer hingeknallt wurde?»
    «Genau um 21 Uhr 30.»
    «Sind Sie da absolut sicher?»
    «Ja.

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