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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Ihnen durchgehen, um Ihr Gedächtnis aufzufrischen.»
    «Das Ganze ist mir nie aus dem Kopf gegangen.»
    «Verstehe. Aber ich muß über die speziellen Fragen sprechen, die der Verteidiger Ihnen stellen wird. Ich schlage vor, daß Sie am Montag auf ein paar Stunden herkommen, und dann könnten wir ja für nächsten Freitag noch einen weiteren Termin verein-baren. Sie sind doch diese Woche hier erreichbar?»
    «Ich verreise morgen früh», entgegnete sie. «Können wir denn nicht am Freitag über alles reden?»
    Die Antwort beunruhigte sie. «Ich hätte gern eine Vorbespre-chung. Es ist erst drei Uhr. Mit einem Taxi könnten Sie in einer Viertelstunde hier sein.»
    Zögernd willigte sie ein. Mit einem Blick auf Sammys Brief beschloß sie, ihn erst nach ihrer Rückkehr zu lesen. Dann hätte sie wenigstens etwas, worauf sie sich freuen konnte. Sie duschte geschwind, drehte sich das Haar zu einem Knoten, zog ein leichtes blaues Baumwollkostüm an und dazu Sandalen.
    Eine halbe Stunde später saß sie dem Staatsanwalt in seinem vollgestopften Büro gegenüber. Das Mobiliar bestand aus Schreibtisch, drei Stühlen und einer Reihe Aktenschränken aus grauem Stahl. Überall türmten sich in Pappdeckel sortierte Ak-tenbündel – auf dem Schreibtisch, auf dem Fußboden, auf den Metallschränken. William Murphy scheint das Durcheinander nicht weiter zu stören – oder er hat sich damit abgefunden, dachte Elizabeth.
    Murphy, ein Enddreißiger mit beginnender Glatze, pausbäk-kig, starker New Yorker Akzent, vermittelte den Eindruck von scharfem Intellekt und unermüdlicher Energie. Nach den Ver-handlungen vor der Anklagejury hatte er ihr mitgeteilt, daß man Ted hauptsächlich aufgrund ihrer Aussage angeklagt habe. Sie wußte, daß er ihr damit hohes Lob zu zollen meinte.
    Er schlug einen dicken Aktenordner auf: Das Volk des Staates New York gegen Andrew Edward Winters III. «Ich weiß, wie schwer dies für Sie ist», begann er. «Sie werden gezwungen sein, den Tod Ihrer Schwester noch einmal zu durchleben und damit auch den ganzen Schmerz. Und Sie werden als Zeugin gegen einen Mann aussagen, den Sie gern hatten und dem Sie vertrauten.»
    «Ted hat Leila getötet. Der Mensch, den ich kannte, existiert nicht.»
    «In dem vorliegenden Fall gibt es kein Wenn und Aber. Ihre Schwester hat durch ihn das Leben eingebüßt, es ist meine Aufgabe, mit Ihrer Hilfe dafür zu sorgen, daß er seine Freiheit einbüßt. Der Prozeß wird Ihnen furchtbare Qualen bereiten, aber danach werden Sie es leichter haben, zu Ihrem eigenen Leben zurückzufinden, das kann ich Ihnen versprechen. Nach der Ver-eidigung wird man Sie nach Ihren Personalien fragen. Wie ich weiß, ist ‹Lange› Ihr Künstlername. Denken Sie daran, daß Sie den Geschworenen den richtigen Familiennamen angeben müssen – LaSalle. Und nun wollen wir Ihre Aussage noch einmal durchgehen. Man wird Sie fragen, ob Sie bei Ihrer Schwester gewohnt haben.»
    «Nein, nach dem College bin ich in eine eigene Wohnung gezogen.»
    «Leben Ihre Eltern noch?»
    «Nein, meine Mutter starb drei Jahre nachdem Leila und ich nach New York kamen. Meinen Vater habe ich nie gekannt.»
    «Schildern Sie den Tag vor dem Mord.»
    «Ich war drei Monate auswärts auf Tournee … Ich kam am Freitag, dem 28. März, abends zurück, gerade noch rechtzeitig zu Leilas Generalprobe.»

    «Wie fanden Sie Ihre Schwester vor?»
    «Sie stand offensichtlich furchtbar unter Druck und vergaß dauernd ihren Text. Ihr Spiel war eine glatte Katastrophe.
    Während der Pause ging ich zu ihr in die Garderobe. Sie hat nie getrunken, höchstens mal ein Glas Wein, und jetzt hatte sie sich puren Scotch eingeschenkt. Ich nahm ihn ihr weg und schüttete ihn ins Waschbecken.»
    «Wie reagierte sie?»
    «Sie war außer sich vor Wut. Ein völlig anderer Mensch. Aus Alkohol hatte sie sich nie viel gemacht, aber plötzlich trank sie in Mengen … Ted kam in die Garderobe. Sie schrie uns beide an, wir sollten rausgehen.»
    «Hat Sie dieses Verhalten überrascht?»
    «Es wäre wohl richtiger zu sagen, daß es mich entsetzt hat.»
    «Haben Sie mit Winters darüber gesprochen?»
    «Er wirkte bestürzt. Er war ebenfalls viel unterwegs gewesen.»
    «Geschäftlich?»
    «Ja, ich nehme an …»
    «Die Vorstellung lief schlecht?»
    «Ein Reinfall. Leila weigerte sich strikt, vor den Vorhang zu treten und sich zu verbeugen. Hinterher gingen wir alle ins Elaine. »
    «Wen meinen Sie mit ‹wir›?»
    «Leila … Ted und Craig … mich … Syd und

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