Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)
Pause?
Als die Türglocke ging, hätte Tom am liebsten vor Wut und Frustration geschrien. Wollte ihn der feiste Kerl auch noch hier vögeln?
„Mach auf, Tom. Ich will nur nach dir sehen.“ Baxter klang wie immer besorgt. Nur wenn er Tom in die Matratze pflügte, änderte sich sein Tonfall. Allerdings war das nach Luft schnappende Gebrabbel nicht weniger abstoßend.
Es klingelte wieder. Tom schleppte sich zur Tür.
Baxter hielt eine Tüte hoch, schlenderte lächelnd an ihm vorbei, als ob er schon tausendmal sein Gast gewesen wäre. „Ich habe uns etwas mitgebracht. Das habe ich kürzlich in einem Video gesehen. Eben wurde mir klar, dass du bald mein Patient sein wirst.“ Während er sich in der Wohnung umsah, gefror sein Lächeln zu einer Maske. Sein Blick blieb kurz am Staub auf dem Sideboard hängen, zuckte zurück, als er das ungemachte Bett musterte, und drückte Ekel aus, als er den Stapel Schmutzwäsche auf dem Sessel sah. „Tom, du bist ja richtig liederlich.“ Aus dem tadelnden Lächeln wurde ein Wollüstiges. „Aber wer weiß, vielleicht bist du deshalb so hart im Nehmen.“ Baxters verschwörerisches Zwinkern löste eine Gänsehaut bei Tom aus. Er war hart im Nehmen, weil Baxter das wollte. So höflich er ihn außerhalb des Bettes behandelte. In den Federn wurde Baxter zum Schwein. Tom konzentrierte sich auf das, was er eben über die Wirkung von Rattengift gelesen hatte und schaffte es, Baxter anzulächeln.
In der Tüte war eine Packung Wundsalbe und eine DVD, die schon vom Cover her klarstellte, welches Niveau sie bediente. Aus. Beim besten Willen ließ sich das Lächeln nicht auf Toms Mund halten. An was die Typen auf dem Cover herumleckten, würde sich Tom nirgendwo reinschieben lassen. Zu allem Überfluss war die Tüte noch nicht leer. Handschellen, seltsame Manschetten mit Ringen, Plastikkugeln an einer Kette. Alles landete auf Toms Bett. Hatte der alte Sack den Verstand verloren?
Tom wischte den Mist vom Laken. Klappernd fiel alles auf den Boden, aber das Geräusch übertönte nicht das Rauschen in seinen Ohren. „Vergiss es, Baxter. Fick mich, wenn du willst, aber komm mir mit diesem Mist nicht zu nahe.“
Baxters Wangen bebten. Sein Blick glitt ratlos zwischen seinen Spielzeugen und Tom hin und her. Plötzlich straffte er die Schultern und sah Tom kalt an. „Ich rate dir dringend, einen anderen Ton mir gegenüber anzuschlagen. Du willst doch nicht, dass mir das Skalpell ausrutscht.“ Die Spitze seines Zeigefingers strich knapp über Toms hängendem Lid durch die Luft. „Nicht auszudenken, was ein Moment Unachtsamkeit so nah an deinem Auge anrichten könnte. Und jetzt geh dich bitte duschen und danach sammelst du alles auf, was ich heute an dir ausprobieren werde.“
Tom kochte vor Wut. Baxters Lächeln hatte jegliche Weichheit, jegliches Mitleid verloren. Er betrachtete Tom als sein persönliches Spielzeug und er würde es einsetzen, wie und wann immer er wollte.
Die Lichtblitze vor Toms Augen formten sich zu Samuel, wie er sich über Laurens’ Leiche krümmte und vor Verzweiflung brüllte. An diesem Bild würde er sich festhalten. Solange, bis es Realität wurde.
***
Wie trocken konnte eine Kehle sein, ohne zu zerbröseln? Laurens versuchte sich zu räuspern.
Wasser und etwas gegen diese verfluchten Kopfschmerzen. Er tastete sich durch die Dunkelheit zum Bad. Besser, er ließ das Licht aus, sonst würde sein Schädel zerspringen.
Der erste Schluck brannte und wollte nicht rutschen, beim Zweiten ging es besser. Laurens trank, bis sein Magen spannte.
Seine Haare fielen ins Waschbecken. Sie waren feucht, dufteten nach Samuels Shampoo. Er hatte geduscht? Wann? Die frische Shorts, das neue Shirt. Er konnte sich nicht erinnern, sich umgezogen zu haben. Wollten sie nicht essen gehen? Bei Kerzenschein und mit schnöseligen Kellnern? Hoffentlich hatte er sich vor Stress nicht dermaßen abgeschossen, dass ihm jetzt der komplette Abend fehlte.
Erins Chili-Attacke nach ihrer Küchen-Nummer, Miyus Anruf, dann Samuel, der sich für den Abend in Schale warf. Alles war noch da. Und dann? Laurens schlich zurück. Er musste Samuel wecken und ihn fragen. Sein Blackout machte ihn nervös.
Samuel lag nicht im Bett, er saß im Sessel. Die Beine von sich gestreckt, ein leeres Glas in der Hand, eine leere Whiskyflasche auf dem Schreibtisch daneben. Über allem waberte zäher Alkoholdunst. Seit er ihn kannte, hatte Samuel nicht ein einziges Mal getrunken. Warum jetzt? Laurens hockte sich vor
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