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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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entgegen. Mit einem breiten Lachen winkte Ewan Donovan sie in seinen Wohnwagen herein.
    »Steven, du alter Kameltreiber! Hast du’s doch geschafft hierherzukommen! Mann, wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen?«
    Ein freundschaftlicher, aber heftiger Schlag auf den Rücken ließ Kellys Vater kurz stolpern, bevor er antworten konnte: »Zwanzig, nein, zweiundzwanzig Jahre, glaub ich.«
    »Und das hier ist dein Stammhalter, hä? Strammer Bursche!«
    Auch Peters Schulterblätter bekamen die Pranke des Cowboys deutlich zu spüren, als er in den Wohnwagen stieg.
    »Nein, nein, das ist Peter, Peter Shaw, der Freund meiner Tochter Kelly«, erwiderte Madigan.
    »Ah, verstehe, Männerausflug!«, grinste der Rodeostar verschwörerisch.
    In dem Wohnwagen sah es ziemlich chaotisch aus. Obwohl er innen geräumiger war als so manche Wohnung, hatte man doch das Gefühl, dass Ewan Donovan diesen Platz auch unbedingt brauchte. Alles mögliche Pferdezubehör von übergroßen Mineralfuttersäcken bis zu gewaltigen Westernsätteln lag herum, Kleidung stapelte sich auf irgendwelchen Erhebungen, die wohl Stühle oder Sessel verbargen, und dazu fanden sich überall Dinge, die Ewan Donovans Interesse für alles, was mit Indianern zu tun hatte, überdeutlich verrieten.
    Bilder von düster dreinblickenden Häuptlingen hingen an den Wänden, Bücher über Indianer quollen aus den Regalen, hier lag ein alter Tomahawk, dort ein Federschmuck, auf einem Tisch befand sich eine Art Friedenspfeife – kurz, Peter fühlte sich bei all diesen Sachen in ein unaufgeräumtes Museum für indianische Kultur versetzt.
    »Na, dann setzt euch mal. ’n Bier?«
    Donovan schob Peter und Kellys Vater auf eine gewaltige Sitzecke, die Peter halb so groß vorkam wie das ganze Wohnzimmer bei ihm zu Hause, und ging zum Kühlschrank.
    »Wär prima«, beantwortete Madigan die Frage seines Freundes und machte es sich zwischen einem Halfter und einer müffelnden Abschwitzdecke bequem.
    »Hätten Sie auch ’ne Cola oder so was?«, fragte Peter vorsichtig. Wahrscheinlich würde ihn der derbe Cowboy jetzt gleich als Weichei abtun.
    »Klar!«, erwiderte Donovan jedoch zu Peters Überraschung. »Das Bier hab ich nur für Gäste hier. Ich selber trinke absolut keinen Alkohol.«
    Es stellte sich heraus, dass der Rodeoreiter den Sturz ohne größere Blessuren überstanden hatte, und in der nächsten halben Stunde schwelgten die beiden alten Freunde nun in Erinnerungen aus ihren vergangenen Jugendzeiten und erzählten sich, was seitdem in ihrer beider Leben geschehen war. Peter fand dabei nicht nur seine Vermutung bestätigt, dass Ewan Donovan ein ausgemachter Indianerfan war, sondern erfuhr dabei auch so einiges über Mr Madigans Vergangenheit, was diesem nicht immer angenehm war, wie Peter seinen unsicheren Seitenblicken entnahm. Aber natürlich würde er gegenüber Kelly kein Wort über Mary-Jane verlieren oder über Deborah, die damals beim Abschlussball – na ja, das würde er für sich behalten.
    Schließlich kamen sie auch auf das Rodeoreiten zu sprechen, und nachdem Peter einige Zeit fast atemlos zugehört hatte, wollte er eine Sache doch genauer wissen.
    »Mr Donovan, dieser Sliding Stop. Wie funktioniert der denn? Ich meine, was muss man tun, damit das Pferd so reagiert?«
    »Der hat’s dir angetan, was?«, lachte Donovan.
    »Sieht fantastisch aus«, bestätigte Peter.
    »Ja, aber er es gehört auch viel Training und Fingerspitzengefühl dazu, so einen Sliding Stop perfekt zu reiten – und natürlich ein gut ausgebildetes Pferd, das perfekt gehorcht. Also, wenn sich das Pferd in vollem Galopp befindet, muss man drei Dinge gleichzeitig tun: Man geht mit dem Oberkörper leicht nach vorne, gibt ein wenig Schenkeldruck und kippt das Becken ab. Und dann heißt es: sitzen bleiben!«
    »Man kippt das Becken ab?« Peter schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Man schiebt es nach vorne«, erklärte Donovan.
    »Aha, und die Zügel? Was macht man mit den Zügeln?«, wollte Peter wissen.
    »Gar nichts! Die Zügel bleiben –«
    In diesem Moment wurde die Tür des Wohnwagens ungestüm aufgerissen und ein heftig schnaufender Mann in Jeans und dreckigem T-Shirt stürzte herein.
    »Boss!«, presste der Mann atemlos hervor. »Lady ist weg! Jemand hat Lady gestohlen!«
    Donovan schien im ersten Augenblick nicht recht zu verste-hen, was los war, und blinzelte, als würde er aus einem Traum erwachen. Dann schaute er verdutzt Peter an, als wüsste der, was geschehen

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