Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
Lage war,
herzustellen, klärte ihre Sinne ein wenig auf. Aber nicht viel, dafür war sie
mittlerweile zu abgestumpft. Sie riss und zerrte an den Fesseln, begriff aber,
dass es nichts brachte.
Schnell
nahm sie wahr, dass sie sich immer noch auf einem Raumschiff aufhielt. Aber das
war nicht ihr Zimmer. Nicht ihre Kabine. Nein, das war nicht der Raum, den sie
sich mit Buddy geteilt hatte.
Sie
blickte sich um.
Es
war rustikal. Kalt. Kein Schrank, kein Tisch, kein Bett. Hier war gar nichts
drin. Noch nicht einmal eine Türe. Und genau von dort kamen Stimmen.
»Willst du die Hure jetzt hier drin lassen? Oder holst du sie dir aufs Zimmer?«,
fragte die eine männliche Stimme.
»Ich glaub, ich lass sie erstmal hier. Die Mutationen haben gerade angefangen,
und da haben wir alle Hände voll zu tun.«
»Du hast recht. Ich denke, es ist besser, wenn du sie eine zeitlang hier
hältst. Aber versorg sie nur weiterhin mit den Pillen. Du willst ja nicht, dass
die guten Credits, die du für sie hingelegt hast, verkommen, wenn sie uns hier
wegstirbt.«
Der
Studentin dämmerte es nur langsam, über was sich die beiden Männer, die sie
nicht sah, unterhielten. Panik und Angst waren nur minderwertige Begriffe für
die Beschreibung ihres Gefühlszustandes.
Und
sie merkte, wie die Drogen ihren Körper verließen, er aber gleichzeitig nach
»mehr« zu schreien begann. Sie hatte noch nie entzogen. Doch das, was sie
darüber gehört hatte, mussten die schlimmsten Qualen sein, die sich ein Mensch
ausmalen konnte. Und dann mal tausend multipliziert.
Auf
der einen Seite schrie ihr Körper nach mehr, aber gleichzeitig keimte die Angst
davor, sie würden unter dem Einfluss der »Glücklichmacher« nicht mitbekommen,
was hier mit ihr passierte.
Wo
war Buddy? Verflucht!
Er
musste sie beschützen! Sie war schließlich eine reife Frau.
Dann
hörte sie Schritte, die sich den beiden Männern näherten. Das konnte sie ganz
genau hören.
»Sir?«
»Ja?«
»Bei allen drei Millionen Männern und allen vier Millionen Frauen der Erde auf
diesem Spezialtransport von Claudius Brutus Drachus haben die Mutationen
eingesetzt. Wir rechnen mit einer Sterblichkeitsrate von unter einem Prozent.
Die Lebenden leiden und haben Schmerzen. Wo sollen wir die Toten lagern?«
»Das mit den Toten war uns vorher klar. Schmeißt sie einfach von Bord. Nicht,
dass wir hier noch eine Epidemie auslösen. Die Lebenden werden schließlich die Grundlage
einer neuen Rasse bilden…«, sagte die erste Stimme.
»…Und zu den Schmerzen: Sie werden ausschließlich für den Krieg gezüchtet. Dass
sie ein Leben voller Schmerzen haben werden, steht so fest wie das ewige Bestehen
der Union«, fügte die andere Stimme an.
Die
Studentin schluckte. Ihr ganzer Körper war am zittern. Eine eisige Kälte hatte
sie ergriffen. Wieder zerrte und riss sie an den Fesseln, die sie an der Wand
gefangen hielten. Sie konnte hören, wie der eine Mann wieder ging.
Ihr
gesamtes »Ich« musste sich schütteln.
Wo
war Buddy? Er liebte sie doch. Er musste sie beschützen. Wo war Buddy??
»Du lässt sie also erstmal hier?«
»Ja,
aber ich gebe ihr noch ein paar von den Pillen. Dieser Buddy hat gesagt, sie
braucht sie. Allerdings wäre es ihm scheißegal, wie es ihr geht. Er könne sie
nicht mehr gebrauchen. Und mit dem Geld, das er für sie bekommen hat, kann er
mehr anfangen als mit ihr persönlich.«
Neben
ihrem Zittern wurde ihr jetzt schlecht. Speiübel. Hatte sie gerade richtig
gehört? Buddy hatte Geld für »sie« bekommen.
Buddy
hatte sie verkauft? Niemals!!
Sie
war diejenige, die die Regeln machte. Sie war eine Frau. Sie gehörte zur Elite.
Sie war nicht diejenige, die ausführte. Sie war diejenige, die die Regeln
machte. Sie gehörte der »Coyote Ugly«-Generation an. Sie definierte die Dinge
neu! Nicht die anderen.
Nur die anderen hatten Konsequenzen zu befürchten. Nicht andersrum. Ihr Handeln
hatte noch niemals Folgen gehabt. Und würde es auch nie haben!
Zu
dem Zucken ihres Körpers kamen jetzt noch Krämpfe hinzu. Vor Schmerzen musste
sie laut aufstöhnen. Ihre Synapsen standen kurz vor dem Kollaps, vor der
vollständigen Blockade.
»Buddy! Wo bist du??«, schrie sie in ihrem Gefängnis. Sie zappelte wie ein
Fisch an Land umher, während sie ihre Handgelenke mit den Fesseln blutig riss.
»….wäre es ihm scheißegal, wie es ihr geht. Er konnte sie nicht mehr
gebrauchen, und mit dem Geld, das er für sie
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