Schmutzige Haende
Weise einen kleinen Spaß hatte machen wollen … auf jeden Fall zog sich das Ganze etwas in die Länge …
– Ich habe einen Vorschlag gemacht. Ich warte auf eine Antwort.
– Lass mich ein paar Telefonate machen, seufzte Scialoja.
Epilog
Dezember 1993
Scialoja war nicht mehr aufgetaucht. Scialoja hatte sein Versprechen nicht gehalten. Patrizia hatte sich in ihm getäuscht. Er war nicht anders. Er war wie alle anderen auch. Ein armer Teufel. Maya Donatoni hatte dem Anwalt zum x-ten Mal erklärt, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie würde ihren Kopf durchsetzen. Die Konsequenzen waren ihr egal. Sie war die Tochter des Gründers! Vor einem Monat hatte Giulio Gioioso ihr zu verstehen gegeben, dass in Zukunft … wenn alles so lief wie vorgesehen … eine gewisse Hoffnung für das Vermögen bestand … die Verluste waren gar nicht so erheblich … im Augenblick waren die Richter wie tolle Hunde, aber der Sturm würde vorbeiziehen … der Sturm zieht in Italien immer vorbei … und ausgerechnet in dem Augenblick, in dem man glaubt, dass alles verloren ist, sieht man ein Licht an Ende des Tunnels … Maya tat so, als ob sie sich von seinem süßlichen Ton einlullen lassen würde und ermutigte ihn. Giulio Gioioso hatte sich als aufrechter, ergebener Freund dargestellt, der ehrlich um Ilio trauerte. Heute. Morgen vielleicht, mit der Zeit … Sie hatte ihn in seinem Glauben bestätigt, ja, weil sie auf ein Zeichen von Scialoja wartete. Weil sie noch an ihn glaubte.
Aber Scialoja war wie alle anderen auch.
Ein armer Teufel.
An einem Montag, pünktlich um elf Uhr, bat Maya den Staatsanwalt, verhört zu werden.
Scialoja war nicht zurückgekehrt. Und inzwischen würde er auch nicht mehr zurückkehren.
Der Cavaliere Silvio Berlusconi hatte öffentlich erklärt, dass er in die Politik gehen würde. Angesichts der schwierigen Situation, in der sich das Land befände, sähe er sich gezwungen, „in den Ring zu steigen“. In der Partei hatten sie sich zugeprostet. Wer hätte sich jemals so einen Feind erträumt?
Argenti mit seinen Unkenrufen war in die Reihe der Kassandren gestellt worden, als eine der schlimmsten. Noch schlimmer war nur der Kreis der schwarzen Katzen, die Genossen … Aber die wurden wenigstens gefürchtet. Sein Name hingegen verschwand aus allen Listen der zukünftigen Mittelinksregierung.
Umso besser, denn es würde ohnehin keine Mittelinksregierung geben.
Als Scialoja zu ihm gesagt hatte, er würde ihm Vecchios Geheimarchiv übergeben, war seine erste Reaktion Neugier gewesen.
„Warum ausgerechnet mir?“
„Weil Sie eine ehrliche Person sind.“
„In gewissen Kreisen ist ehrlich ein Schimpfwort. Es ist fast ein Synonym für Trottel …“
„Wenn ich es doch gewesen wäre, Senator!“
„Ehrlich oder ein Trottel?“
„Beides. Aber jetzt ist es zu spät. Ich werde Ihnen die Unterlagen bringen. Ich hoffe, Sie wissen sie zu nutzen!“
Die zweite Reaktion war Verachtung gewesen.
„Sie versuchen mich bei Ihrem Diffamierungsversuch, der nicht nur undemokratisch, sondern sogar illegal ist, zu Ihrem Komplizen zu machen! Sie wollen, dass ich eine Straftat begehe!“
„Nur eine? Da drinnen stehen Dinge, die selbst den abgebrühtesten Kriminalautor erblassen ließen!“
„Ihre Pflicht ist es, die Unterlagen dem Staatsanwalt zu übergeben!“
„Machen Sie sich nicht lächerlich. Das werden Sie tun, wenn es an der Zeit ist. Aber akzeptieren Sie meinen Rat: Werfen Sie davor einen Blick auf die Unterlagen. Fragen Sie sich, ob es nicht besser wäre, sie zu nutzen, um dieses Land umzustülpen wie einen Handschuh. Um die Geschichte dieses Landes neu zu schreiben! Ich melde mich bei Ihnen, es war mir ein Vergnügen!“
Und ob er darüber nachgedacht hatte. Tag und Nacht hatte er darüber nachgedacht. Und da er von der Partei immer mehr ausgegrenzt wurde, hatte er auch genug Zeit dazu. Er hatte darüber nachgedacht und beschlossen, augenblicklich eine Pressekonferenz einzuberufen und alles den Richtern zu übergeben, wenn Scialoja Wort hielt.
Oder nicht? War er sich seiner Sache wirklich so sicher?
Wäre es nicht besser gewesen, noch mal darüber nachzudenken, das Für und Wider zu erwägen, die Sache in ihrer Gesamtheit zu betrachten, um eine überlegtere Entscheidung zu treffen,
melius re perpensa
, wie es hieß?
Beatrice kam ins Arbeitszimmer und bemerkte sofort seinen hingerissenen, um nicht zu sagen ekstatischen Gesichtsausdruck.
– Ach, ein Wunder. Der Senator arbeitet
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