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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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nach nichts Besonderem aus. Schmierig waren nur seine Moralvorstellungen.
    »Du hast keinen Grund, dich bedroht zu fühlen oder eifersüchtig zu sein«, sagte er mit sanfter Stimme und streichelte ihren Arm, ihren Hals, ihre Brüste, und tatsächlich erregte sie das, ihr Körper verriet sie. »Das schmiedet das Band zwischen den Paaren nur umso fester«, fuhr er fort. »Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Es geht um gegenseitiges Vertrauen. Eine ganz grundsätzliche Sache.«
    Und so weiter und so fort, drei Monate lang.
    »Ich will nicht mit einem Heizungsmonteur schlafen«, sagte sie schließlich. Sie wusste ganz genau, auf welche Knöpfe sie bei ihm drücken musste.
    Er schüttelte den Kopf, ganz Gentleman. »Natürlich finden sich dort Leute aus allen Gesellschaftsschichten«, sagte er, »aber ich werde dafür sorgen, dass wir nur auf die besseren Partys gehen.«
    Ja genau, Partys, auf denen rechte, neunmalkluge Söhne von Police Superintendents zugelassen sind, dachte sie an der nächsten Kreuzung, und ihr Magen wurde zu Stein, als sie endlich den Mut aufbrachte, durch den ihr entgegenbrausenden Verkehr hindurch rechts abzubiegen. Kurz darauf fuhr sie den Anstieg hoch, landeinwärts, fort von der Küste, über schmale, sonnenlose, mit tropfnassen Kiefern und Eukalyptusbäumen gesäumte Straßen. Der Winter hatte eingesetzt.
    Schließlich gaukelte sie Robert vor, dass er sie weich gekriegt hatte, und ließ sich von ihm zu seinen banalen kleinen Vorstadtorgien mitnehmen. Sie ging aus Neugier mit, aber auch, um etwas gegen ihn in der Hand zu haben. Bei den ersten drei Malen bestand sie darauf, nur als Zuschauerin teilzunehmen – Robert juckte es natürlich, gleich mitzumachen.
    Bei der vierten Party trank sie erst ziemlich, um so den Eindruck zu vermitteln, sie müsse sich Mut antrinken – doch dann stellte sie zu ihrer eigenen Verärgerung fest, dass sie den Alkohol tatsächlich nötig hatte. »Gut so, mein Schatz«, sagte Robert.
    Zu ihrer Überraschung stellte sich das Ganze als ziemlich erotisch heraus. Ein Haus in Mornington, die Straße mit Platanen gesäumt, hohe Hecken, um die Blicke der Passanten oder neugieriger Nachbarn abzuhalten. Robert zeigte ihr das Anwesen und stellte den Wagen dann in einer Seitenstraße ab. »Wir tun nichts Verbotenes«, sagte er, »aber wir wollen auch kein unnötiges Aufsehen erregen.« Wie für eine normale Party gekleidet, gingen sie zum Haus und wurden an der Tür empfangen.
    Es war zehn Uhr abends, die meisten Gäste waren schon anwesend, etwa zwanzig Pärchen und ein Dutzend Frauen. Janine hatte einige von ihnen schon bei früheren Gelegenheiten gesehen. Sie standen mit Drinks in den Händen herum, unterhielten sich über Football, die Börse und darüber, wer die Kinder hütete – in Janines und Roberts Fall war es Janines Schwester Meg.
    Gegen halb elf hatten sich alle entspannt. Jacketts wurden abgelegt, Lichter gedämpft, es gab Geknutsche, in einer Ecke des Wohnzimmers lief auf einem Breitbildfernseher ein Porno.
    Bald darauf verschwanden die Männer und Frauen in den »Umkleidezimmern«, hängten Hosen, Jeans, Kleider und Blusen weg und tauchten wieder auf, die Männer in Tangas, die Frauen in schwarzen Schlüpfern, Miedern, Jazzpants.
    Nach den drei vorangegangenen Besuchen hatte sich Janine schon daran gewöhnt. Auch als Gast musste man sich »leger« kleiden.
    Sie trank noch einen Wodka, zog sich dann bis auf den Schlüpfer aus und ging oben ohne in eines der Schlafzimmer, einen großen Raum, in dem zwei Doppelbetten zusammengeschoben worden waren. Schwarze Satinlaken, Kerzen, die ein schummriges Licht warfen, aber so standen, dass sie nicht umgestoßen werden konnten. Auf einem Beistelltisch eine Schale mit Kondomen und ein Gleitgelspender. Zwei Paare schliefen miteinander, andere standen im Schatten und schauten zu, traten manchmal vor und besahen sich das feuchte Geschehen aus der Nähe. Janine, die sich nach den Wodkas besser fühlte und herumschlenderte, spürte, wie die Lust sie schlagartig überkam und ihr heiß und unangenehm durch die Magengrube fuhr. Sie hockte sich auf eine Bettkante, berührte eine Frau an der Brust, einen Mann am Penis und fragte: »Darf ich?«
    Es war wichtig, zu fragen und sich nicht einfach aufzudrängen. Die beiden lächelten. Ja, sie durfte. Mach doch einfach mit, Schätzchen, wie wärs?
    Janine war immer noch unsicher. Ein Großteil von ihr wollte, ein anderer Teil nicht. Wenn sie sich vielleicht nur aufs Bett legte

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