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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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Lippel
    Was war das nur für ein Wetter!
    Im Kalender stand Juni, aber das Wetter benahm sich so hinterhältig, als wäre erst April.
    Wenn Lippel zum Beispiel aus dem Haus ging, um für sich und seine Eltern Jogurts zu kaufen, schien die Sonne. Aber kaum war er dreihundert Schritte weit weg, fing es heftig an zu regnen.
    Es regnete vier Minuten lang. (Das ist ungefähr die Zeit, die Lippel brauchte, um zurückzurennen, zu klingeln, ins Haus zu stürmen, seinen Regenmantel anzuziehen und wieder hinauszugehen.)

    War Lippel dann wieder dreihundert Schritte vom Haus entfernt, kam die Sonne heraus. Und weil er keine Lust hatte noch einmal zurückzugehen, musste er bei strahlendem Sonnenschein im Regenmantel einkaufen.
    Wenn er sich beim ersten Regenschauer aber einmal nicht sofort umdrehte und zum Haus rannte, weil er sich sagte:
    »Es hört ja doch gleich wieder auf!«, dann regnete es bestimmt den ganzen Nachmittag und Lippel kam nass wie ein Tafellappen vom Einkaufen zurück.
    Lippels Vater sagte oft: »Ich weiß gar nicht, was du gegen das Wetter hast! Es ist doch schön abwechslungsreich.«
    Aber Vater hatte gut reden. Er blieb den ganzen Tag im Haus und schrieb an seinen Artikeln für die Zeitung.

    Da hatte es Lippel schon schwerer. Schließlich musste er vormittags in die Schule und nachmittags ging er entweder einkaufen oder in die Stadtbücherei, um sich Bücher auszuleihen.
    (Es waren übrigens fast nur Bücher, die vom Morgenland handelten.)
    Aber vielleicht muss die Sache mit Lippels Namen erst einmal erklärt werden:
    Lippels Vater hieß mit Nachnamen »Mattenheim«, genau wie Lippels Mutter. Deshalb ist es unschwer zu erraten, dass auch Lippel mit Nachnamen Mattenheim hieß.
    Mit seinem Vornamen ist es schwieriger.
    Eigentlich hatten ihm seine Eltern den Namen Philipp gegeben. »Philipp« ist kein schlechter Name, und da es ja seine Eltern gewesen waren, die diesen Namen ausgesucht hatten, war es eigentlich nicht recht einzusehen, warum sie nie Philipp zu ihm sagten. Aber genauso verhielt es sich.
    Sie nannten ihn nämlich immer Lippel und hielten das wohl für eine ganz normale Abkürzung von Philipp.
    So glaubte der Junge, sein Name sei Lippel, bis er sechs Jahre alt wurde. Mit sechs kam er in die Schule und dort erfuhr er zu seiner Überraschung, dass er nun der Schüler Philipp Mattenheim sein sollte.
    Später, als er dann schreiben konnte und die anderen aus seiner Klasse lesen gelernt hatten, kam eine neue Schwierigkeit hinzu: Wenn er seinen Namen schrieb, lasen die anderen immer »Pilipp«, weil sie noch nicht wussten, dass man »Ph« wie »F« ausspricht.
    Wenn zum Beispiel bei Herrn Göltenpott, dem Kunstlehrer, zu Beginn der Stunde die Zeichenblöcke ausgeteilt wurden, lief das so ab:
    Herr Göltenpott stürmte ins Klassenzimmer, ging sofort zum Schrank, holte den Stapel Zeichenblöcke heraus, legte ihn auf der ersten Bank ab (dort saß Elvira, seine Lieblingsschülerin), sagte: »Elvira, bitte austeilen!«, setzte sich an das Lehrerpult und las Zeitung.
    Elvira entzifferte mühsam den Namen, der auf dem obersten Block stand, rief: »Sabine!«, und Sabine kam nach vorne und holte ihren Block ab.

    »Robert!« Und Robert kam nach vorne und holte seinen Block ab.
    Dann vielleicht: »Andreas!« Und Andreas kam auch nach vorne und holte seinen Block ab.
    Das ging immer so weiter, bis sie zu Lippels Block kam. Dann rief sie nämlich »Pilipp!«, und nun entstand erst mal eine Pause.
    Elvira rief noch einmal: »Pilipp!« Aber niemand kam nach vorne, um den Block abzuholen.
    Herr Göltenpott merkte, dass etwas Ungewöhnliches in der Klasse vorging, faltete seine Zeitung zusammen, nahm seinen Kaugummi aus dem Mund, wickelte ihn in Silberpapier und steckte ihn in seine Jackentasche.
    Herr Göltenpott war nämlich nicht nur begeisterter Zeitungsleser, er war auch leidenschaftlicher Kaugummikauer.
    Er kam immer nur kauend in die Klasse. Zu Beginn der Stunde nahm er den Kaugummi aus dem Mund und rollte ihn sorgfältig in Silberpapier ein, am Schluss der Stunde wickelte er ihn wieder aus und steckte ihn in den Mund zurück. Die älteren Schüler behaupteten, er kaue schon seit fünf Jahren an ein und demselben Kaugummi. Aber das stimmte nicht. Elvira hatte ihn gesehen, als er Kaugummis aus einem Automaten holte, und das war noch nicht einmal drei Wochen her. Jedenfalls hatte sie es so in der Klasse erzählt.
    Für Herrn Göltenpott fing eine Schulstunde nicht mit dem Klingeln an, sondern dann, wenn der

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