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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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Geld nur so, während es bei Norbert miserabel läuft.« Sie holte tief Luft. »Ich weiß, dass das alles gegen ihn spricht. Aber Norbert könnte nie … er ist gar nicht in der Lage, wirklich wütend zu werden. Er ist der Typ, der lieber still und heimlich vor die Hunde geht, statt auf den Tisch zu hauen. Verstehen Sie jetzt, warum ich nicht gut auf Bernd Nolden zu sprechen bin?«
    »Absolut«, versicherte Margot. »Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum Ihr Mann einfach abhaut. Er muss mit der Polizei reden. Er hat doch sicher ein Alibi, das lässt sich bestimmt alles klären.«
    Anna Reuters Augen begannen verdächtig zu schimmern. »Er hat kein Alibi. Ich war nicht da vorgestern Abend, wir hatten Elternabend im Kindergarten. Und … so ist er. Er rennt weg, wenn es schwierig wird. Ich weiß ja nicht mal, was vorgefallen ist mit dieser Polizistin. Aber sie hat etwas gesagt oder getan, das ihn in Panik versetzt hat. Wenn ich hier gewesen wäre, dann hätte ich verhindern können, dass er sich so idiotisch verhält. Dass ihn jetzt alle für einen Mörder halten …«
    Es klingelte an der Tür. Anna Reuter straffte sich. »Entschuldigung«, sagte sie und erhob sich, um zu öffnen.
    »Schöner Schlamassel«, sagte Margot, als sie die Küche verlassen hatte.
    Britta nickte. »Sie braucht einen Anwalt. Sie braucht ganz dringend einen Anwalt. Das müssen wir ihr sagen, und wir müssen …« Sie brach ab, starrte zur Tür. Versuchte, sich zu erklären, warum sie ausgerechnet in diesem Moment eine derart verstörende akustische Halluzination hatte. »Es passt jetzt nicht«, hörte sie Anna Reuter keifen. »Ich habe Besuch.«
    »Das sehe ich«, sagte die Halluzination und bewies damit, dass sie keine war. Wörner war real, stand in Person in der Küchentür und starrte Britta und Margot an. »Und mir gefällt nicht, was ich sehe!«
    »Mir auch nicht«, gab Britta zurück. Obwohl das so nicht stimmte. Er sah ein bisschen müde aus. Aber das stand ihm. Er sah gut aus, wenn er müde war. Er sah auch gut aus, wenn er nicht müde war. Nicht auf diese aufdringliche Art wie die Frau schräg hinter ihm. Die sich an seinen breiten Rücken zu kuscheln schien. Eine Frau, die eine Jeans trug, in die eine echte Frau nie passen würde. Dazu ein weißes Blüschen, so weiß und knusprig wie aus einer Werbung für Bügelstärke.
    »Was tut ihr hier?« Wörner musterte sie streng.
    »Wir trinken Tee«, erklärte Margot munter.
    »Herrgott!«, sagte Wörner.
    »Was ist denn los?«, fragte die Frau, strich sich durch die seidigen, wohlfrisierten Haare und drückte sich noch ein bisschen dichter an Wörners Rücken. »Wer ist denn das?«
    »Niemand«, sagte Wörner. »Das ist niemand. Die Damen werden jetzt nach Hause fahren. Wir werden sie nie wiedersehen, nicht hier und auch nicht irgendwo in der Nähe.«
    »Hast du sie noch alle, Wörner?«, erkundigte sich Margot freundlich. »Das hier ist ein freies Land.«
    »Das ist eine polizeiliche Ermittlung. Eine Mordermittlung. Das ist eine wichtige Sache. Gefährlich. Das ist kein Spielplatz!«
    Die Frau legte eine Hand auf seine Schulter. »Reg dich nicht auf«, flötete sie. Britta stockte ob dieser Distanzlosigkeit kurz der Atem. Sie wartete darauf, dass Wörner sich dergleichen Vertraulichkeiten verbitten würde. Sie wartete vergebens.
    »Ich will ja nicht stören, aber könnte mir irgendjemand erklären, was das hier werden soll?«, mischte sich Anna Reuter ein.
    »Eine Befragung«, sprach die goldig-frische Frau. »Wir müssen Sie befragen, denn Sie sind ja eine Zeugin, eine sehr wichtige Zeugin …«
    »Sophie, lass mich mal machen …« Wörners Stimme klang sanft.
    »Frau Reuter, Sie müssen einen Anwalt anrufen«, sagte Margot. »Sie dürfen kein Wort mit denen reden ohne Anwalt.«
    »Sie können die Aussage nämlich verweigern«, fiel Britta ein, wenngleich ein Teil ihres Bewusstseins ihr dringend riet, den Mund zu halten. Leider war der kleine Dämon, der sich in ihrem Kopf materialisiert hatte, stärker. »Sie müssen überhaupt gar nichts sagen, was Sie oder Ihren Mann belasten könnte. Rufen Sie einen Anwalt an! Jetzt!« Sie starrte Frollein Blüschen kampfeslustig an. Warum hatte sie sich nicht wenigstens die Haare geföhnt heute Morgen nach dem Duschen? Ein bisschen Zeit für ein leichtes Make-up wäre auch drin gewesen. Nicht wegen Wörner, Gott bewahre. Und schon gar nicht, um so lächerlich aufgetakelt durch die Welt zu staksen wie diese Sophie-Person. Einfach nur so.

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