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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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…« Sie lächelte ihm kurz zu. »Nehmen Sie doch Platz.« Sie deutete auf den wackeligen Tisch und die Stühle, die aussahen, als hätten sie nicht zum ersten Mal im Freien überwintert. Wörner wäre lieber ins Haus gegangen, setzte sich aber trotzdem.
    Stefanie Hartmann trug einen Blaumann, der ihr einige Nummern zu groß war. Sie war ungeschminkt, ihr rotes Haar in einem praktischen Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Sie wissen, was passiert ist?«, begann Sophie.
    Der riesige Hund, der in der Ecke des Hofes neben ein paar Blumenkübeln lag, hob den Kopf und knurrte leise. Sie sah nervös zu ihm herüber.
    »Aus!« Stefanie Hartmanns Stimme war genauso streng wie der Blick, mit dem sie den Hund bedachte. Sie wandte sich wieder ihren Besuchern zu. »Er ist völlig harmlos«, erklärte sie. »Er tut nur so gefährlich. Keine Sorge.« Sie griff nach einer Schachtel Zigaretten, die auf dem Tisch neben einer als Aschenbecher umgewidmeten Untertasse lag.
    »Ich mache mir keine Sorgen«, versetzte Sophie, und Wörner fragte sich, ob dieser Satz nur in seinen Ohren wie eine Kampfansage klang.
    Er musterte seine Kollegin heimlich. Optisch erinnerte sie an ein Porzellanpüppchen. Zart und zerbrechlich, hellblond mit strahlend blauen Augen. Auffallend attraktiv auf eine Weise, die in ihrem Job nicht unbedingt hilfreich war.
    Wörner war nicht sonderlich sensibel für solche Dinge, aber in den wenigen Wochen ihrer Zusammenarbeit war sogar ihm aufgefallen, dass ihr zuweilen etwas zu barsches Auftreten dem Umstand geschuldet war, dass Sophie nicht ganz zu Unrecht fürchtete, nicht ernst genommen zu werden. Er musste ihr irgendwie klarmachen, dass ein allzu autoritärer Tonfall bei Zeugenbefragungen nicht half. Er fragte sich allerdings, wie er das anstellen sollte. Es fiel ihm schwer, Dinge in Worte zu fassen, die er für selbstverständlich hielt, ohne dabei arrogant und herablassend zu klingen. Insgeheim hoffte er, dass sie es über kurz oder lang von allein merken würde. Sie musste gewisse Erfahrungen sammeln. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen. Das war der Grund, warum er ihr vorgeschlagen hatte, diese Befragung zu übernehmen. Es mangelte ihr an Selbstbewusstsein, und darum musste er ihr das Gefühl geben, eine gleichberechtigte Kollegin zu sein. Kompetent und fähig. Vor allem nach dem Debakel mit Norbert Reuter.
    »Also?«, fragte sie jetzt mit schneidender Stimme, und er zuckte innerlich zusammen.
    Stefanie Hartmann zündete die Zigarette an. »Ich habe gehört, dass Bernd …« Sie inhalierte tief. »Ich habe davon gehört«, sagte sie dann. »Natürlich habe ich davon gehört.«
    »Sie standen ihm nahe?«
    »Wir waren befreundet.«
    »Nur befreundet?«
    Stefanie Hartmann nickte und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Das sehen einige Leute ganz offenbar anders.«
    »Was Sie nicht sagen.« In Stefanie Hartmanns Stimme hatte sich ein gereizter Unterton geschlichen. »Ich denke trotzdem, dass ich es am besten wissen muss, oder? Und als aufmerksame Ermittlerin werden Sie sicherlich schon die Erfahrung gemacht haben, dass man nicht immer alles glauben sollte, was die Leute so reden. Vor allem die, die sich ein bisschen zu sehr für Dinge interessieren, die sie nicht das Geringste angehen. Man nennt so etwas Tratsch. Oder Gerüchte.«
    »Es ist also ein Gerücht, dass Sie etwas mit Bernd Nolden hatten?«
    Stefanie Hartmann drückte die Zigarette auf der Untertasse aus. Dann sah sie Sophie ins Gesicht. »Das kommt darauf an. Ihre Frage ist unpräzise. Tatsache ist, dass Bernd und ich ein Paar waren. Tatsache ist auch, dass das über zwanzig Jahre her ist. Somit … wie sagt man? Verjährt, nicht wahr? Ich war knapp achtzehn und bin dann weggezogen, und damit endete die Sache.« Eine Wolke schob sich vor die Sonne. Sofort wurde es spürbar kühler.
    »Aber jetzt sind Sie wieder da.«
    »Sehr gut beobachtet.« Stefanie Hartmann warf einen Blick gen Himmel, wo die Wolke die Sonne eben wieder freigab. Sie seufzte leise. »Meine Mutter ist vor einem halben Jahr gestorben«, erklärte sie dann bemüht geduldig. »Ich habe das Haus geerbt. Und mich entschlossen, hier zu leben.« Sie schwieg einen Moment. »Meine Mutter war nicht sonderlich beliebt im Ort. Sie war kein einfacher Mensch. Ich stehe auch nicht besonders hoch im gesellschaftlichen Kurs. Aber ich kann damit leben. Bernd und ich hatten lange keinen Kontakt. Aber als wir uns jetzt wiedergetroffen haben, war es sehr schön. Er war ein

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