Widerstand zwecklos - Der Liebe erlegen (German Edition)
1. Kapitel
Liz wühlte sich durch den Kleiderschrank, warf ihre Habseligkeiten in eine große Plastiktüte. Dabei ignorierte sie die beiden Männer, die ihr Treiben neugierig beobachteten. Gray sah aus, als müsse er sich zurückhalten, die zusammengeknüllten Sachen nicht aus der Tüte zu nehmen, um sie dann ordentlich in einen der Kartons zu stapeln. Und sobald Liz in einem der anderen Zimmer war, brach Jeff in ein herzhaftes Gelächter aus, weil sein Bruder seinem Ordnungssinn schließlich nachgab, die Sachen seiner Frau aus einem der Säcke befreite und diese in einem Karton aufschichtete.
Über einen Monat war seit dem ersten Versuch vergangen, Liz’ endgültigen Umzug zu bewältigen. Vor genau sieben Wochen hatten sie geheiratet, genügend Zeit, um sich langsam an die neue Lebenssituation zu gewöhnen. Liz hatte jedoch noch immer Probleme, den Umstand zu akzeptieren, mit Gray verheiratet zu sein. Zwar ließ er ihr wie versprochen den Freiraum, den sie für sich beanspruchte. Es verging jedoch kein Tag, an dem er sie nicht ständig an ihre Zusammengehörigkeit erinnern musste.
Liz gefiel es überhaupt nicht, dass sie sich gezwungen sah, ihr altes Apartment endgültig aufzugeben. Ihre Wohnung war ihr seltsam fremd geworden, es war längst nicht mehr ihr Zuhause. Und doch vermittelten ihr die alten vier Wände ein Gefühl der Sicherheit. Das Apartment war beinahe so etwas wie eine einsame, kleine und vor allem ruhige Insel. Hier konnte Liz so tun, als wäre alles noch beim Alten. Hier war sie ungestört und sah sich nicht gezwungen, sich mit ihrem Mann auseinanderzusetzen, der sie immer mehr verwirrte, je länger sie mit ihm zusammen war.
Zähneknirschend zerrte sie eine Schublade aus der Kommode im Schlafzimmer und schüttete den Inhalt kurzerhand in einen leeren Karton. Dann steckte sie diese wieder an ihren angestammten Platz und schob sich mit einer Geste der Ratlosigkeit eine Haarsträhne hinters Ohr. Es war ihrer Meinung nach schon schlimm genug, dass sie ihr Apartment schlussendlich aufgeben musste. Aber hätte sie sich nicht allein darum kümmern können? So hätte sie zumindest ungestört von ihrem alten Leben Abschied nehmen können, ohne Zuschauer. Vor allem ohne die dämlichen Kommentare ihres Schwagers, der sie seit Stunden mit seinen Vorwürfen nervte. Von denen er natürlich annahm, sie seien vollkommen gerechtfertigt. Dieser Mann konnte wahrlich eine Nervensäge sein.
„Wie kannst du nur immer so leichtsinnig sein?“, warf Jeff Liz zum wiederholten Male vor, während er die vollen Kartons stapelte. Er sah ihre zusammengepressten Lippen und rechnete mit einem missmutigen Schnaufen oder einem: „Was geht dich das an, du Depp?“
„Warum kümmerst du dich nicht um deine Angelegenheiten, Jeff? Ich mache meinen Job, wie ich es für richtig halte. Ein Blackwood, der mir ständig damit in den Ohren liegt, wie leichtsinnig ich mich angeblich verhalte, genügt vollkommen!“ Dann erhob sie sich samt Karton aus ihrer hockenden Haltung, drehte sich um und blickte ihn direkt an. „Sag mal, findest du nicht, du solltest langsam wieder in deine eigenen vier Wände verschwinden? Du Spinner nervst nämlich ungemein mit deinen unerwünschten Kommentaren!“ Wütend blitzte sie ihn an und verschwand hoch erhobenen Hauptes mit dem Karton aus der Wohnung.
„Das war deutlich!“ Jeff sah verdattert zu seinem Bruder, der die ganze Zeit über geschwiegen und zum Schluss den Kopf abwandte, damit keiner sein Schmunzeln bemerkte.
„Was hast du eigentlich erwartet, wenn du ihr solche Vorwürfe machst?“
„Vorwürfe? Ich sage ihr meine Meinung! Oder glaubst du, dass sie eines Tages von alleine mit diesem Unfug aufhört?“
„Du hast völlig recht. Es ist immer wieder das Gleiche. Ohne Ausnahme missachten Liz und Jennifer unsere Befehle und bringen sich damit in heikle Situationen. Leider sind die beiden unentbehrliche Spezialisten. Und deshalb sind sie noch nicht aus der Einheit geflogen. Offen gestanden, ich wünsch’ es mir von Herzen, Townsend würde nicht ständig über ihre Befehlsverweigerungen hinwegsehen.“ Gray ließ ein Seufzen hören, das aus seinem tiefsten Inneren zu kommen schien. Er schnappte sich einen Stapel Bücher aus dem Regal, vor dem er gerade stand, und packte ihn in einen Karton. Als er aufsah, stand Jeff direkt vor ihm, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Irgendwann werden eure Frauen in echte Schwierigkeiten geraten, wenn sie so weiter machen wie bisher. Es grenzt
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