Schnapsdrosseln - Kriminalroman
und stieß eine Art Knurren aus. Zu Brittas Verblüffung hörte Louis umgehend auf zu bellen. Er sah die Frau verunsichert an und winselte kurz, bevor er sich an Brittas Bein drückte.
»Na also. Geht doch.« Die Frau lächelte und streckte Britta die rechte Hand entgegen. »Stefanie Hartmann«, stellte sie sich vor. »Ich glaube, ich ahne, was ich für Sie tun kann.«
Britta schüttelte die Hand.
»Kommen Sie rein«, sagte Stefanie.
Britta warf Karl einen zweifelnden Blick zu. Für den Moment schien er harmlos, aber sie war nicht sicher, wie er auf das Eindringen in sein Revier reagieren würde. »Keine Sorge«, hörte sie Stefanie sagen. »Er ist friedlich.«
»Er ist riesig«, sagte Britta.
Stefanie nickte. »Aber das weiß er nicht. Genauso wenig wie ihr kleiner Angeber da.«
Britta griff nach Louis’ Leine und bewegte sich zögernd in den Innenhof.
»Er ist nicht besonders klug«, sagte sie. »Louis, er ist ziemlich blöd, glaube ich.«
Stefanie Hartmann lächelte. »Das glaube ich nicht«, sagte sie und deutete auf einen alten Holztisch in der Hofecke. »Nehmen Sie Platz.«
Während Britta sich den wettergegerbten Stühlen näherte, sah sie sich um. Es war chaotisch hier, aber auf eine heimelige Art und Weise.
Stefanie gab Karl einen liebevollen Klaps. »Körbchen!«, sagte sie. Karl bedachte Louis mit einem missbilligenden Blick und spazierte dann gehorsam durch die offene Tür ins Haus.
Stefanie schloss sie hinter ihm, dann setzte sie sich zu Britta. »Macht bestimmt nicht viel Spaß mit so einem Tyrannen, oder?«
»Ich hab ihn noch nicht lange«, sagte Britta entschuldigend. »Ich kenne mich nicht gut mit Hunden aus. Ich wollte nicht mal einen, es hat sich irgendwie so ergeben. Und jetzt ist er da und macht, was er will.«
Sie zog die Leine, die sie nach wie vor fest umklammerte, ein bisschen fester, was Louis zu einem würgenden Japsen veranlasste. »Er hat ein ziemliches Temperament.«
»Temperament ist nicht das Problem«, sagte Stefanie. »Es geht um klare Ansagen. Regeln.« Abermals lächelte sie. »Lassen Sie ihn ruhig laufen.«
Britta ließ die Leine los. Louis schüttelte sich und machte ein paar zögernde Schritte. Er schnüffelte hier und da, näherte sich beiläufig der geschlossenen Haustür.
»Louis, benimm dich!«, rief Britta.
Die Bulldogge knurrte leise, begann dann wieder zu kläffen.
»Sehen Sie? Er ist absolut unerziehbar.«
»Das würde mich überraschen«, sagte Stefanie. »Louis!«, rief sie laut, bevor sie wieder dieses sonderbare Knurren ausstieß. Louis drehte sich ruckartig um und verstummte. Er legte den Kopf schief und sah Stefanie an. »Komm«, lockte die nun. »Komm her, du kleiner Verbrecher!« Ihre Stimme hatte sich um eine Oktave gehoben, der Ton war freundlich und süßlich. Ein bisschen albern, fand Britta, aber Louis vernahm offenbar Loreley persönlich. Er vergaß den Feind hinter der Tür, wackelte auf seinen krummen Beinen zu Stefanie und schnupperte an ihrer ausgestreckten Hand.
»Na bitte.« Stefanie begann, ihn zu kraulen. »Er hört durchaus. Er versteht Sie nur nicht.« Louis warf sich auf den Rücken und präsentierte seinen dicken Wanst.
»Er versteht mich sehr wohl. Es ist ihm nur wurstegal, was ich will. So wie allen anderen auch. Ich glaube manchmal, dass wir einfach nicht zusammenpassen. Mich hat keiner gefragt, aber trotzdem hängt jetzt alles an mir.«
»Ich verstehe.« Stefanie hörte auf, Louis’ Bauch zu kraulen, und konzentrierte sich wieder auf Britta. Louis winselte beleidigt, akzeptierte dann aber das Desinteresse. Er wuchtete sich wieder auf die Beine und begann erneut, über den Hof zu schnüffeln. Als er den großen Blumentopf mit der Rose erreichte, hob er sein Bein und pinkelte dagegen.
»Oh Gott!«, sagte Britta. »Entschuldigen Sie bitte, ich …«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen. Dominanzverhalten. Ich hatte nichts anderes erwartet.« Stefanie schien zu überlegen. »Ich habe im Moment zwei Kurse, immer samstags. Ich würde allerdings gern ein paar Stunden allein mit Ihnen arbeiten. Ein bisschen Beziehungsarbeit. Er muss eine Bindung zu Ihnen aufbauen. Ein paar Grundregeln beherrschen. Sonst bringt er zu viel Unruhe in die Gruppe. Sie kennen vermutlich meinen Prospekt. Die Einzelstunden sind ein bisschen teurer, aber in diesem Fall lohnt sich das ganz bestimmt. Man schafft sehr viel mehr. Und sobald er so weit ist, kann er in die Gruppe. Es wird wahrscheinlich schnell gehen, denn blöd ist er sicher
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