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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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Sie gebärdeten sich wie toll, stießen sich an, sprangen in die Höhe, packten sich und wirbelten übermütig herum. »Niemand weiß es«, sangen sie und lachten einander an.
    Dort, wo bei Menschen die Augen saßen, hatten die Hexen tiefe Höhlen mit bedrohlich glitzerndem grünem Geflimmer.
    »Wir sind die heimlichen Mächte der Finsternis«, schrie Radegonde. »Was wir wollen, geschieht. Und die dummen Lebenden haben keine Ahnung.«
    »Keine Ahnung«, sabberten die Hexen. Sie glucksten.
    »Der Dämon der Finsternis, der große Höllenfürst, ist zufrieden mit uns«, rief Radegonde. Fetzen flatterten um ihren Knochenkörper. »Dieses alte Haus des ehemaligen Bergwerksdirektor Malony wird unser Hauptquartier sein… schon bald kommt unser Gebieter zu uns, um uns neue Kommandos zu geben…«
    Die fünfundzwanzig Hexen scharten sich um Radegonde.
    »Er soll mit uns zufrieden sein«, beteuerten sie eifrig. »Radegonde, sag’ uns, was wir tun können, um ihm zu gefallen.«
    »Vernichtung säen«, sagte Radegonde. »Tod verbreiten…«
    Die Hexen klatschten in die Knochenhände. »Vernichtung säen«, wiederholten sie beglückt, »Tod verbreiten… unser Gebieter wird mit uns zufrieden sein, Radegonde.«
    Sie begannen ihr wildes Fest, stampften auf dem Boden, so daß die Erde erzitterte, und ließen ihren unheimlichen Gesang ertönen.
    Unter ihnen lagen die verschütteten Minen des alten Bergwerks, das schon vor fünfzig Jahren stillgelegt worden war.
    Kaum ein Mensch verirrte sich noch hierher.
    Das nächste Dorf war zehn Meilen von dem Herrenhaus Malony entfernt. Die Alten, die dort wohnten, bekreuzigten sich, wenn sie gen Westen blickten und aus der Ferne die Mauern des früher so prächtigen Hauses sahen.
    Nachts sah man hin und wieder rote und blaue Lichter darin aufglühen. Fenster hatte das Gebäude nicht mehr. Und wer sich in der Dunkelheit in die Nähe der Ruine verlor, konnte gräßliche Stimmen vernehmen, die nichts Menschenähnliches hatten.
    Aber es gab auch Skeptiker im Dorf. Vor allem die Jungen lachten nur über die Warnungen und Ängste der alten Dorfbewohner.
    In Kirkley — so hieß das Tausendseelendorf — war man geteilter Meinung.
    Irgendwo in Argentinien wohnten noch Nachkommen des alten Malony, denen das gesamte Gebiet westlich von Kirkley gehörte. Niemand von ihnen kümmerte sich mehr darum. Die Ruine verkam im Laufe der Jahre und bot einen immer häßlicheren Anblick.
    Doch seit einiger Zeit beschäftigte den Gemeinderat ein ganz anderes Problem.
    Kirkley hatte die höchste Unfallziffer aller Orte aus der Umgebung. Die gut ausgebaute Highway, die dicht an Kirkley vorbeiführte, war schnurgerade und breit und bot spielend drei Fahrzeugen nebeneinander Platz.
    Und doch geschah es fast jeden Monat, daß ein Autofahrer auf dieser Highway etwa in Höhe von Kirkley tödlich verunglückte. Ohne scheinbaren Grund, ohne Hindernis oder Anlaß überschlugen sich die Wagen und brannten aus.
    Die informierten Verkehrsteilnehmer fuhren deshalb schon Umwege, um die unfallträchtige Strecke zu vermeiden.
    Der Gouverneur von Montana hatte bereits vor zwei Wochen ein Verkehrsexpertenteam von Helena nach Kirkley entsandt, das Vermessungen und Berechnungen anstellte, aber ratlos wie am ersten Tag war, was die Unfälle betraf.
    Pünktlich jeden Monat gab es Todesopfer. Auch die Zeitungen griffen dieses Phänomen auf, und sogar die Presse der anderen US-Staaten berichtete darüber.
    Einige Wissenschaftler hatten sich zusammengetan, um eine bestimmte These zu verfolgen.
    Sollten da die Ufos ihre Hand im Spiel haben? Hatten sie vielleicht die betreffenden Autofahrer geblendet und dadurch die Unfälle verursacht?
    In seinem Hotel in New York las auch Professor Zamorra einen Artikel über die rätselhaften Unfälle in Kirkley. Er glaubte nicht an die Außerirdischen. Für ihn war eine ganz andere Erklärung logisch: Es mußte einen Bann aus der Finsternis geben, der Anlaß dieser Unfälle war — ein Bann aus dem Totenreich, das neue Opfer suchte.
    ***
    Micky Pool hob gebieterisch die Hand. Die anderen Jungen blieben ruckartig stehen. »Das Ganze halt«, schrie Micky.
    Die Gruppe der ›Wölflinge‹ war groß. Sie umfaßte dreiundzwanzig Jungen im Alter zwischen neun und zwölf Jahren, die sich alle den ethischen Gesetzen der Pfadfinder verschrieben hatten.
    Micky Pool war ein Rover, denn er war schon über achtzehn und war berechtigt, eine Gruppe von Wölflingen zu führen.
    »Es wird schon ganz dunkel, Micky«,

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