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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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Napf.« Stefanie reichte Louis noch ein Leckerchen. »Er kriegt das Stück für Stück. Wann immer er Ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Sie werden sich wundern, wie schnell das geht …«
    In diesem Moment schoss ein gigantischer hellbrauner Blitz an ihnen vorbei. Karl, den Stefanie am Anfang der Stunde außerhalb von Louis’ Sichtweite in den Garten verbannt hatte, war zum Tor gestürmt und bellte ohrenbetäubend. Louis, der die Existenz des gigantischen Artgenossen offenbar völlig vergessen hatte, starrte ihn erstaunt und bewundernd an. Bevor er sich besinnen und es Karl gleichtun konnte, hatte Stefanie ihn am Halsband erwischt und die Leine befestigt. Sie reichte sie Britta. Dann eilte sie zum Tor.
    »Lass es!«, brüllte sie Karl an. »Ab mit dir!« Sie unterstrich die Ansage mit einer Geste. »Ab!«, wiederholte sie. Karl gehorchte.
    Zu Brittas Überraschung kam er zu ihr und Louis. Er stellte sich neben sie und drückte seinen wuchtigen Körper an ihr Bein. Britta war nicht ganz wohl bei der Sache. Er war wirklich ein verdammt großer Hund. Bevor sie sich darüber klar werden konnte, ob es angemessen war, Angst zu haben, hatte Stefanie allerdings die Tür geöffnet. Als Britta sah, wer in den Hof gestürmt kam, verstand sie, dass sie ganz andere Probleme hatte als eine Dogge am Bein.
    Eigentlich hatte Margot andere Pläne für den Vormittag gehabt. Anna Reuter besuchen zum Beispiel. Obwohl sie im Grunde nicht unzufrieden mit ihren bisherigen Ermittlungen war, musste sie doch einräumen, dass sie dem Ziel, Norbert zu finden, bislang nicht wesentlich näher gekommen war. Als sie aber aus dem Bus gestiegen war, hatte sie sich spontan entschlossen, zunächst einen kleinen Abstecher hinauf zum Waldrand zu machen. Sie hoffte, dort Jupp und seinen dicken Dackel zu treffen. Und möglicherweise Elsa Nolden. Es nagte an ihr, dass es ihr gestern nicht gelungen war, die Frau anzusprechen. Eigentlich war es nicht ihre Art, sich von Arroganz einschüchtern zu lassen.
    Dass sie dann so unverhofft über Elsa stolperte, war überraschend. Noch überraschender war die Dramatik der Lage. Die hoheitsvolle Gleichgültigkeit, mit der Elsa Nolden sich einfach davongemacht hatte, ohne sich weiter um die aufgelöste Mutter und das brüllende Kind zu kümmern, beeindruckte Margot. Ihr war sie allerdings nicht gegeben, und so fand sie sich plötzlich mit einem Baby im Arm wieder, das sie ein wenig hilflos schaukelte, während die Mutter die Hand ihres Sohnes desinfizierte und verband. Als die Frau sich ein wenig beruhigt hatte, bot sie eine Tasse Kaffee an. Es war ihr peinlich, Elsa Nolden so angegangen zu sein. Angesichts der Umstände … Aber sie habe einfach rotgesehen. Natürlich hätte sie Jan-Eric nicht unbeaufsichtigt im Vorgarten lassen dürfen, und sei es nur für ein paar Minuten. Sie wusste um die Distanzlosigkeit, mit der ihr Sohn Hunden begegnete. Aber letztlich ging es auch ums Prinzip.
    Das rief sich Margot nun, da sie vor dem Nolden’schen Grundstück stand, in Erinnerung. Es ging immer ums Prinzip. Auch beim Ermitteln. Sie war Margot Pütz. Sie war forsch und direkt. Sie fürchtete sich nicht vor alten Damen mit giftigen Hunden.
    Sie starrte zum Haus der Noldens. Den Häusern, musste man sagen, denn auf dem großzügigen Hanglagen-Grundstück befanden sich zwei ebenso großzügige Wohngebäude, die, obwohl offensichtlich in verschiedenen Jahrzehnten errichtet, architektonisch durchaus miteinander harmonierten. Sie würde einfach klingeln, sagte sie sich, es konnte nichts passieren. Im schlimmsten Fall würde Elsa Nolden ihr die Tür vor der Nase zuschlagen. Sie öffnete die Gartentür, betrat das Grundstück. Neben der Klingel an der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift »Maximiliane und Bernd Nolden«. Ein weiteres Schild mit einem Pfeil wies den Weg zu »Elsa Nolden« und führte sie um das Haus herum zum Eingang der Einliegerwohnung, die hangabwärts in Richtung des gepflegten Gartens lag. Sie drückte den Klingelknopf.
    Ein winselndes Kläffen war zu hören. Margot hoffte, dass der Köter unter Kontrolle war. Sie dachte an Louis und verspürte einen ungewohnten Hauch von Zuneigung zu ihrem schlecht erzogenen, hässlichen kleinen Mitbewohner.
    »Ja bitte?« Elsa Nolden stand in der Tür. Ihre Haare waren zerwühlt, sie sah aus, als habe sie geweint.
    »Guten Tag, mein Name ist Margot Pütz«, hob Margot an, musterte ihr Gegenüber verwirrt. Elsa Nolden wirkte nicht im Mindesten arrogant oder gar eiskalt, sondern

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